Im Schnelldurchlauf | Serien im Dezember & Januar

In puncto Serien war der letzte Monat des Vorjahres ziemlich durchwachsen. Neben Highlights wie der 4. Staffel „The Expanse“ gab es leider auch herbe Enttäuschungen wie „Osmosis“. Dafür begann das neue Jahr mit der BBC-Produktion „Dracula“ dann aber unerwartet einfallsreich. Spoiler!

The Expanse (Staffel 4)

Nachdem sich im Ring Tore zu unendlich vielen Welten geöffnet haben, ist die Menschheit in Aufbruchstimmung. Noch aber blockieren UN und OPA den Durchgang, da Generalsekretärin Avasarala die neuen Welten für zu gefährlich hält. Lediglich einigen Gürtlern von Ganymed gelingt es, durch eines der Tore zu fliegen und sich auf einem Planeten anzusiedeln. Bald schon aber werden Holden und seine Crew zu Hilfe gerufen, denn auf Ilus befindet sich auch Protomolekül-Technologie.

Ich glaube, man kann es wirklich nicht nachdrücklich genug sagen: „The Expanse“ ist derzeit die unbestritten beste Sci-Fi-Serie. In der nunmehr vierten Staffel schlagen wir ein neues Kapitel auf – und doch ist alles beim Alten geblieben. Alle Fraktionen versuchen, das beste Stück vom Kuchen abzukriegen, von friedlichem Miteinander reden nur die Politiker. Der spannendste Part ist aber zweifellos die Erforschung der Protomolekül-Strukturen auf Ilus, und hier sei ganz besonders Folge 9 hervorgehoben. Der Mars-Plot scheint hingegen eher als Überleitung für die nächste Staffel zu dienen.

4 von 5 von Bananen, die nicht teilen wollen.

Dracula (Staffel 1)

Der schwer gezeichnete Anwalt Jonathan Harker erzählt einer Nonne, wie er in die Fänge des Vampirs Graf Dracula geriet und ihm entkam. Bald darauf steht Dracula selbst vor den Toren des Klosters. Es gelingt ihm, die Nonne zu entführen und mit auf seine Schiffsreise nach England zu nehmen. (Extrawarnung vor Spoilern, zum Lesen markieren:) Als das Schiff sinkt, verfällt Dracula in seiner Kiste am Meeresboden in Starre – und erwacht erst 123 Jahre später in unserer Gegenwart wieder.

Es kommt mittlerweile nur noch selten vor, dass es einer Serie gelingt, mir völlig den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Aber eigentlich hätte ich es ahnen müssen: Die „Sherlock“-Macher Steven Moffat und Mark Gatiss begnügen sich nicht mit einer werkgetreuen Adaption des „Dracula“-Stoffes. Leider lässt der geniale Kniff einfach zu lange auf sich warten, am Ende der zweiten Folge haben sicher schon viele aufgegeben. Wer dranbleibt, wird mit einem überaus originellen Diskurs über bekannte Vampir-Klischees belohnt.

3 ½ von 5 Bananen, die sich vor dem Kreuz fürchten.

Future Man (Staffel 1)

Josh Futterman ist Hausmeister in einem großen Pharma-Unternehmen und verbringt seine gesamte Freizeit mit dem PC-Game „Biotic War“. Doch als er endlich den letzten Level schafft, stehen plötzlich die Helden Tiger und Wolf leibhaftig vor ihm. Sie erklären ihm, dass das Spiel eine Rekrutierungsmaßnahme aus der Zukunft ist – und Josh a.k.a. Future Man ihre einzige Hoffnung, die Menschheit vor den „Biotics“ zu retten.

„Future Man“ wurde mir von so vielen Seiten empfohlen, dass ich es schließlich doch auf einen Versuch ankommen ließ – und nach vier Folgen abbrach. Die Serie versucht viel zu angestrengt, witzig zu sein und Sci-Fi-Klischees zu parodieren, dass sie am Ende einfach nur albern ist. Dass der Weltuntergang angeblich darauf zurückzuführen ist, dass ein Wissenschaftler ein Heilmittel gegen Herpes findet, sagt eigentlich schon alles.

1 von 5 Bananen mit Herpes.

Osmosis (Staffel 1)

Osmosis ist ein Implantat, das es einem ermöglichen soll, seinen „Seelenzwilling“ zu finden. Kurz nach Start der Beta-Phase springen jedoch die Investoren ab, und auch die Technologie selbst ist nicht vor Fehlern gefeit. Zumal Esther, die Erfinderin von Osmosis, die Implantate mehrerer Tester dazu benutzt, die Erinnerungen ihrer seit Jahren im Koma liegenden Mutter wiederherzustellen – mit ungeahnten Nebenwirkungen.

Ich las irgendwo, „Osmosis“ sei wie eine längere „Black Mirror“-Episode, und das umreißt das Problem der französischen Serie bereits perfekt. Denn die zugrundeliegende Idee, so aufregend sie auch sein mag, reicht bei weitem nicht für acht Folgen aus. Als Konsequenz wird die Geschichte durch allerlei Nebenplots verwässert, von denen einer klischeehafter ist als der andere. Ich jedenfalls will langsam wirklich keine Serie mehr sehen, in der sich eine KI in einen Menschen verliebt. Sehr viel spannender wäre es gewesen, zu hinterfragen, was es mit der Liebe macht, wenn sie auf Algorithmen reduziert wird.

2 ½ von 5 Bananen, die die große Liebe suchen.

Dark (Staffel 2)

Jonas sitzt nach seiner letzten Zeitreise in der Zukunft fest, die von einem vermeintlichen Reaktorunfall völlig verwüstet ist. Im Kernkraftwerk findet er Schwarze Materie, mit deren Hilfe er ins Jahr 1921 reist, wo die Passage in der Höhle jedoch noch gar nicht existiert. In der Gegenwart des Jahres 2020 trifft derweil sein älteres Ich ein und zieht endlich einige der Erwachsenen ins Vertrauen.

Die zweite Staffel „Dark“ legt noch mal einen deutlichen Zahn zu und erweitert das Serienuniversum um zwei weitere Zeitebenen. Wer über die gesamte Laufzeit von acht Folgen aufmerksam bleibt, wird mit vielen raffinierten Wendungen belohnt, die auch das alte Rätsel von Henne und Ei in vielerlei Hinsicht neu interpretieren. Im Zentrum steht die Frage, ob es so etwas wie freien Willen überhaupt gibt.

4 ½ von 5 Bananen in der Sperrzone.