„You’re Luke. It’s really good to meet you. She did this. June. Your June. She did this. She did everything.“
Der große Tag der Flucht steht bevor, doch die Dinge laufen nicht ganz nach Plan. Spoiler!
You are not in charge, I am
Die Vorbereitungen für die große Befreiungsaktion laufen noch, als die erste Martha mit einem Mädchen viel zu früh und am helllichten Tag eintrifft. Als die Martha aus Angst flieht, wird das Unternehmen von der Gefahr überschattet, dass sie sie verrät. Selbst Lawrence möchte die Reißleine ziehen, was June jedoch nicht zulässt. In der Nacht schließlich treffen Dutzende Marthas ein und bringen Kinder – sogar mehr als die versprochenen 52. Doch vor ihnen liegen noch fünf Meilen Fußmarsch zum Flughafen, während Gileads Polizei bereits nach dem ersten Mädchen sucht.
Ein längst überfälliger Sieg
Ich bin die Erste, die sich in die Riege derer einreiht, die sich im Verlauf dieser Staffel darüber beklagt haben, dass „The Handmaid’s Tale“ unnötig düster geworden ist. Sicher, das war nie eine fröhliche Show und soll es auch nicht sein. Im Gegenteil, sie soll ungemütlich sein und uns zum Nachdenken zwingen. Aber vieles von dem, was June und die anderen Frauen dieses Jahr erdulden mussten, war einfach nur noch niederschmetternd und frustrierend. Sie brauchten einen Sieg. Wir brauchten einen Sieg.
Und „Mayday“ liefert ihn. Obwohl der Plan von Anfang an unter einem schlechten Stern zu stehen scheint und die Nerven aller Beteiligten blank liegen, geht er am Ende irgendwie auf. Selbst die stille Wanderung durch den Wald mit über fünfzig Kindern – praktisch eine Einladung für unerwartete Zwischenfälle – verläuft reibungslos. Und dank des gemeinsamen Einsatzes von Mägden und Marthas, die die Wache lange genug ablenken, erreichen die Kinder das Flugzeug schließlich unbeschadet und entkommen in die Freiheit.
Lawrence: „You said you weren’t gonna be any trouble.“
June: „Yeah. I lied.“
Lawrence: „Women.“
June: „Come with us. You can get out. Eleanor would’ve wanted that.“
Lawrence: „I’m not a big fan of flying or children. Eleanor would’ve wanted me to stay, clean up my own mess.“
Das Resultat einer großen Zusammenarbeit
Die Szene am Flughafen in Kanada, als Moira das Flugzeug betritt und nichts als Kinder sieht, ist vielleicht das Berührendste, was wir je in „The Handmaid’s Tale“ gesehen haben. Wahrscheinlich geht es vielen Zuschauern so, ich breche immer noch in fast jeder Folge mindestens einmal in Tränen aus, weil das Gezeigte so schwer zu ertragen ist. Das aber war anders. Das ging mir näher als alles, was wir bisher gesehen haben.
Natürlich auch, weil wir den schier unmenschlichen Aufwand gesehen haben, der dahintersteckt. Wenn June und Beth zu Beginn der Folge Brote schmieren und Apfelspalten schneiden, um Lunchpakete für die Kinder zu machen, dann wirkt das so unfassbar banal. Aber wir haben auch erlebt, wie die anderen Mägde June Seife zustecken, damit sie die Fensterscheiben undurchsichtig machen und die quietschenden Angeln des Gartentors ölen kann. Diese vielen kleinen Details, die Rädchen der Zusammenarbeit, sie sind es, die diesen Sieg erst wirklich groß machen.
Die Folgen werden nicht lange auf sich warten lassen
Natürlich wissen wir alle, dass das für die, die in Gilead zurückgeblieben sind, böse enden wird. Wir können uns schon einmal darauf gefasst machen, dass die nächste Staffel (die übrigens schon bestätigt wurde) völlig neue Dimensionen an Grausamkeit erreichen wird. Die Marthas, aus deren Haushalten die Kinder entkommen sind, werden dafür geradestehen müssen. Und der Alltag in Gilead wird für diese Frauen noch einen ganzen Ticken unfreier werden.
Ich bin in erster Linie gespannt, wie June da weiterhin hineinpassen wird. (Dass sie überlebt, können wir wohl voraussetzen.) Bis zu einem gewissen Grad war bisher immer noch erklärbar, wieso sie mit so vielen durchkommt. Die Waterfords brauchten sie, um Nichole wiederzukriegen. Doch jetzt ist kaum vorstellbar, dass sie Magd in einem weiteren Haushalt wird. Also heißt es für sie Mauer oder Kolonien. Mir erscheint es da wesentlich klüger, wenn sie jetzt untertaucht.
Serena: „I don’t understand. What’s going on?“
Tuello: „You forced your driver to impregnate Ms. Osborn so you could claim the resulting child.“
Serena: „Nick and Offred had a relationship.“
Tuello: „It’s still rape, Mrs. Waterford.“
Das Ende der Waterfords
Apropos Waterfords, Fred kriegt am Ende doch noch seine Rache und Serena das, was sie verdient. Obwohl sie wegen der gemeinschaftlichen Vergewaltigungen fein raus ist, weil sie da selbst unter Zwang gehandelt hat, trifft das auf die Verkupplung von June und Nick nicht zu. Was immer Tuellos Pläne mit Serena waren, jetzt ist er sichtlich angewidert von ihr. Und zumindest für mich wäre es okay, wenn die Story der Waterfords an diesem Punkt endet. Ihre Verurteilung steht außer Frage, und für die Geschehnisse in Gilead spielen sie keine Rolle mehr.
Blessed be the fruit
• Ich bin überrascht, dass wir den Flashback, wie die Frauen damals eingesperrt wurden, nicht schon früher gesehen haben. Aber es war der perfekte Kontrast zu den im Flugzeug eingepferchten Kindern, die so in die Freiheit gelangen.
• Junes Gespräch mit Kiki/Rebecca zeigt, dass es fast zu spät ist, diesen Mädchen noch zu erklären, was frei sein eigentlich bedeutet. Oder dass es andere Ziele im Leben gibt als Ehe und Mutterschaft.
• Lawrence, der den Kindern aus der „Schatzinsel“ vorliest, war so ein schöner Augenblick. Ich kann verstehen, dass er in Gilead bleiben will, weil er dort mehr ausrichten kann, aber hat June ihm eigentlich gesagt, dass sie sein Haus für den Flug nach Kanada eingetauscht hat?
• So traurig zu sehen, wie Luke vergeblich nach Hannah Ausschau hält. Aber Rita sagt ihm, dass June das alles überhaupt erst ermöglicht hat.
5 von 5 Bananen, die tragen können, was sie wollen.