„It’s me, but it’s not me.“
Ein Privatdetektiv sucht nach einem verschwundenen Mädchen, und OA erwacht im Körper eines anderen Ichs. Spoiler!
I’ve seen a million versions of myself
Privatermittler Karim Washington wird damit beauftragt, ein junges Mädchen namens Michelle zu suchen. Nachdem sie ihrer Großmutter regelmäßig Geld geschickt hatte, meldet sie sich seit zwei Wochen nicht mehr bei ihr. Karim findet heraus, dass sie das Geld mit der Teilname an einem mysteriösen Online-Spiel verdient hat, dem noch eine Reihe weiterer Teenager verfallen sind. Derweil gelingt OA der Übergang von ihrer in eine andere Dimension, und sie landet im Körper einer Version von sich, die niemals gestorben ist, nie von Nancy adoptiert wurde und weiterhin unter dem Namen Nina lebt.
Eine Welt mit vielen Schichten
Als ich vor zwei Jahren dem Tipp einer Freundin folgend mit der ersten Staffel von „The OA“ startete, war das wie der Schritt in einen Traum. Es schien zwar noch immer irgendwie unsere Welt zu sein, doch mit so viel mehr Schichten. Im Laufe der acht Folgen wurden wir mit unterschiedlichen Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod konfrontiert und schließlich mit der These, dass unendlich viele Dimensionen existieren, die durch eine Reihe komplexer Bewegungen erreicht werden können.
„The OA“ ist eine der seltenen Serien, von denen man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie sich jeglicher Genre-Zuordnung entziehen. Sie ist in erster Linie eine Kontemplation über verschiedene Ideen, die der Zuschauer ganz für sich selbst entschlüsseln muss. Es war daher nur logisch, dass die erste Staffel offen endete und jeder selbst entscheiden musste, ob er alles nur als Halluzination einer durch ihre Entführung gebrochenen Frau abtut oder glaubt, dass es ihr tatsächlich gelungen ist, unsere Dimension zu verlassen.
Zwei ganz verschiedene Leben
Die zweite Staffel hält sich mit diesem Rätsel nicht länger als nötig auf, sondern gibt darauf eine ganz eindeutige Antwort. Und entgegen aller Befürchtungen zerstört das die Illusion nicht im geringsten, denn das eröffnet im selben Augenblick viele neue Möglichkeiten. In ähnlicher Weise, wie OA nicht mehr wirklich Prairie war, übernimmt sie nun den Körper von Nina, einer Version von sich, deren Leben wesentlich geradliniger verlaufen ist. Sie ist nicht bei dem Busunglück in Moskau gestorben, ist niemals Khatun begegnet, war nie blind. Sie ist als genau die russische Prinzessin aufgewachsen, die wir bisher nur aus OAs Erzählungen kannten. Und dieses behütete Leben scheint sie auch weiterhin zu führen, wenn man nach ihrer luxuriösen Wohnung urteilt.
Doch so aufregend die Erkenntnis auch ist, dass wir in einer ganz anderen Dimension gelandet sind, wird eine wichtige Frage in „Angel of Death“ nicht beantwortet. Ja, sie wird noch nicht einmal gestellt. Was ist mit Nina passiert? Wenn jetzt der Geist von OA in ihr steckt, wohin ist Ninas Geist gegangen? Haben sie die Plätze getauscht? Und was passiert, wenn OAs eigener Körper stirbt? Kann sie dann überhaupt wieder in ihre Dimension zurückkehren?
Ein neues Kapitel
Tatsächlich aber macht dieser Part nur einen geringen Teil der Folge aus, die in ihrer ersten halben Stunde zunächst eine ganz neue Geschichte aufmacht. Wir lernen Karim kennen, der sich auf die Suche nach einem verschollenen Mädchen macht. Was auf den ersten Blick wie ein völlig unabhängiger Plot wirkt, wird durch den Namen Pierre Ruskin mit der Geschichte von OA verknüpft. Wir können indes nur vermuten, dass das namenlose Spiel, nach dem die Jugendlichen geradezu süchtig zu sein scheinen, irgendetwas mit Reisen durch die Dimensionen zu tun hat.
Der Kreis schließt sich
Am Ende findet OA auch endlich Homer, doch er ist offenbar nicht der, den sie gesucht hat. Anders als die anderen Insassen in der psychiatrischen Klinik, die sie wiederzuerkennen scheinen, ist er von ihrem Anblick gänzlich unbeeindruckt. Und dann kommt der wahre, der schreckliche Kniff der Folge: Der Leiter der Klinik ist Dr. Hunter Percy, der keine Zeit verschwendet und sofort deutlich macht, dass er Hap und OA erneut seine Gefangene ist.
Notes of Death
• Über die seltsamen Punkte an OAs/Ninas Unterarm wird recht schnell hinweggegangen, aber ich hab so ein Gefühl, dass die noch wichtig werden.
• Dass man denselben Trick noch mal vollführt und den Vorspann erst nach 37 Minuten bringt, fand ich etwas uninspiriert.
• Was in dem Haus vorgeht, in das sich Karim einschleicht, hab ich noch nicht recht verstanden. Haben die dort Schlafexperimente durchgeführt und Träume gesammelt?
4 von 5 Bananen mit russischem Akzent.