„Every single one of us is shaped by the totality of our relationships. People we love and people we hate, all make their mark.“
In einer Zeitkapsel aus dem Jahr 2015 findet Malloy ein Smartphone und verliebt sich in dessen frühere Besitzerin. Spoiler!
I just think it would be nice to be remembered for something
Die Crew der Orville öffnet zusammen mit Dr. Sherman eine Zeitkapsel aus dem Jahre 2015. Malloy hat es vor allem das Smartphone einer Frau namens Laura angetan, die damit ihre ganze Persönlichkeit eingefangen hat. Er lässt den Computer aus den Daten eine Simulation erstellen, um eine Vorstellung von ihrem Leben zu bekommen. Doch je mehr Zeit er mit der Simulation verbringt, desto mehr verliebt er sich in Laura – was seinen Freunden ernsthafte Sorgen bereitet. Bortus und Klyden lernen dank der Zeitkapsel indes die Freuden und Leiden des Rauchens kennen.
Was real ist, liegt im Auge des Betrachters
„Lasting Impressions“ ist nicht die erste offensichtliche Hommage an klassische „Star Trek“-Geschichten, und wie beim Vorbild werden damit auch hier fundamentale Fragen des Menschseins aufgeworfen. Schade, dass die Antwort dann etwas einseitig ausfällt. „The universe is not governed by individual perception, it matters what’s true“ sagt Ed an einer Stelle zu Malloy. Und das ist eine erstaunlich selbstgefällige Sichtweise für jemanden, der nach wie vor der Illusion einer glücklichen Beziehung mit seiner Exfrau nachjagt.
Denn wenn wir ehrlich sind, was ist eigentlich so schlimm daran, eine Beziehung mit einer Simulation zu führen? Nur weil die Person nicht echt ist, können es doch die Gefühle sein. Malloy tut damit niemandem weh, er schadet weder der Crew (Bortus‘ Porno-Simulation, hüstel) noch Laura, die seit Jahrhunderten tot ist. Und bloß weil er einmal verschläft, heißt es gleich, die Sache habe einen schlechten Einfluss auf sein Leben? Wäre er zu spät zum Dienst erschienen, weil er bei einer realen Frau übernachtet hat, hätte es stattdessen geheißen: High Five, Bro!
„Look at this. She’s clearly asking her friend where to find the nearest repair service for her device. But instead of writing ‚wireless telecommunications facility,‘ she just wrote ‚WTF.‘ We can decode things like this by applying historical context.“
Die Summe unserer Beziehungen
Einen wichtigen Punkt macht „Lasting Impressions“ aber doch: Wir werden von den Menschen geformt, mit denen wir uns umgeben. Ob wir es wollen oder nicht, wir nehmen aus jeder Beziehung etwas mit, sei es von geliebten Menschen oder solchen, mit denen wir gezwungenermaßen Zeit verbringen. Als Malloy Greg aus der Simulation entfernt, ist Laura nicht mehr die Frau, in die er sich verliebt hat. Man mag argumentieren, dass er auch einfach Gregs Stelle hätte einnehmen können, um an dessen Stelle ihre Liebe zur Musik zu entfachen, aber es wäre nicht dasselbe. Es wäre, wie Kelly sinngemäß sagt, Rosinenpicken.
Destruktives Suchtverhalten, wie witzig
Bortus‘ und Klydens Nikotinsucht ist dagegen nur eine Fußnote wert, weil wieder einmal ein eigentlich ernstes Problem für ein paar billige Gags herhalten muss (wie schon bei der Porno-Abhängigkeit). Außerdem ist schade, dass ihre Ehe immer nur dann in den Fokus rückt, wenn man für irgendeinen Plot die Beziehungsdynamik benötigt wird. Hier geht das so weit, dass sie sich am Ende wegen der Zigaretten sogar prügeln und dabei ihr halbes Quartier zerlegen. Ganz abgesehen davon, dass die Auflösung reichlich einfach ist, indem Claire sie mit einer Spritze von ihrer Sucht heilt.
Lasting Notes
• Und es schaut mal wieder ein „Star Trek“-Veteran vorbei: Tim Russ, der bei „Voyager“ den Vulkanier Tuvok gespielt hat.
• Hallo Logik? Malloy kann mit einem replizierten Smartphone auf ein simuliertes Smartphone texten, und die Simulation antwortet sogar, während sie inaktiv ist?
• Lautes Kaugummikauen und klingelnde Handys auf der Brücke – da wird einem doch herrlich subtil vorgeführt, wie unhöflich unsere Gesellschaft ist, oder?
3 ½ von 5 simulierten Bananen.
Ich bin zwiegespalten, wie ich Gordons Obsession mit der replizierten Laura finden soll. Zum einen ist es natürlich süß, sie passen gut zusammen, und sie gibt ihm viel.
Zum anderen fand ich, dass zu kurz kommt, wie konstruiert Laura trotzdem sein muss. Sind wir wirklich 100% wiedergegeben in unseren Videos und Chats?
Als jemand, der medial mehr in der Öffentlichkeit steht als ich, muss ich dich fragen: Eine aus deinen Chats, Artikeln und Videos rekonstruierte Jes … wäre sie realistisch du?
Aber abgesehen davon halte ich es auch für bedenklich, eine Beziehung mit jemandem Virtuellen zu führen. Gäbe es da wirklich auch Reibungspunkte und Konflikte, oder würde man sich den Partner schön designen, so wie Gordon, als er Greg löscht. Auch ohne die Crew merkt er selbst schnell, dass das nichts bringt.
Aber, Mann, die Orville braucht mal eine gesunde, funktionierende Beziehung. Mittlerweile wurde da wirklich jedem das Herz gebrochen.
P.S. Ich hätte es schön gefunden, wenn Gordon die echte Laura am Schluss quasi ‚googelt‘. Dass er herausfinden will, wie ihr Leben weiter verlief, ob das was wirde zwischenihr und Greg, ob sie Kinder, Enkel, Urenkel hat … Das muss doch sicher irgendwo verzeichnet sein. Aber vielleicht war er auch nur an seiner Vorstellung von ihr interessiert.
Dass es möglich sein soll, eine derart detaillierte Simulation anhand dieser begrenzten Datenmenge zu erstellen, ist auf jeden Fall die größte „Fiction“ in dieser Folge. Ich habe doch sogar mal ein Video zu dem Thema gemacht, dass mein Online-Ich und mein echtes Ich zwar Berührungspunkte haben, aber nicht dasselbe sind. ?
Davon abgesehen finde ich die hier mitschwingende Kritik aber immer noch schwierig. Wieso ist es okay, eine Beziehung mit einer KI zu haben, nicht aber mit einer Simulation? Da wird in meinen Augen mit zweierlei Maß gemessen. (Dass es per se nicht gesund ist, ist mir schon klar, aber im Kontext der Serie ist es einfach inkonsequent.)
Vielleicht, weil die KI einen eigenen Willen hat, eine Simulation aber nicht? Letzteres ist evtl vergleichbar mit einer Beziehung zu einer Gummipuppe, die man sich auch zurechtdenken kann.
Ich stimme dir aber zu, die Crew schließt schnell Leute aus, die sich in ihren Augen falsch verhalten. So auch Isaac damals, als er mit Claire Schluss macht.