„Oh, strangers trying to kill me. Left my map on a burning plane. Elena’s missing, most likely dead. That’s great. Great start, Nate.“ – Nathan Drake, Uncharted: Drake’s Fortune
Uncharted: Drake’s Fortune, Naughty Dog, 2007
Uncharted: Among Thieves, Naughty Dog, 2009
Uncharted: Drake’s Deception, Naughty Dog, 2011
Uncharted: A Thief’s End, Naughty Dog, 2016
Worum geht es? (WARNUNG: Spoiler für Teil 4!)
Kurz gesagt, um den Schatzjäger Nathan Drake. Wie vor ihm Indiana Jones und Tomb Raider hat der junge Mann ein Faible für antike Karten, Rätsel, alte Schätze, die ebenfalls von fiesen Schergen gesucht werden (mit denen er sich zusätzlich rumschlagen muss). So weit, so bekannt.
Uncharted erfindet dahingehend das Rad nicht neu, und doch hat die Serie von Anfang an etwas Erfrischendes, Leichtes in seiner Erzählweise. Und eine sehr große Portion Selbstironie.
Denn der versierte Fassadenkletterer Nate verliert wirklich unglaublich oft beinahe den Halt, oder das Rohr, an dem er sich entlanghangelt, bricht zusammen – oder gleich das ganze Haus. Er ist ein Held, dessen Fallschirm sich nicht öffnet, und den erst ein schmerzhafter Sturz in dichtes Dschungelgehölz vor dem sicheren Tod bewahrt. Eines seiner meistgebrauchten Zitate scheint: „Oh, no, no, no, no, AAARGH!“ zu sein. Doch wenn er dann wieder aufsteht, dann mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Was mich für immer für Nathan Drake einnimmt, ist das, was ich an allen meinen Lieblingshelden schätze: Er lässt sich nicht unterkriegen. Jeder weitere Hinweis auf einen neuen Schatz entfacht in ihm eine Begeisterung, die einfach schön mitanzusehen ist. Es ist diese Leichtigkeit, diese Fröhlichkeit, die ich an allen Uncharted-Spielen liebe.
Mit an seiner Seite sind sein alter Freund und Weggefährte Sully, ein in eher zwielichtiger Würde ergrauter Gauner, den vor allem der Profit aus den Abenteuern Nates lockt, und Elena, eine engagierte Fotojournalistin, die sich – natürlich – auch zunehmend für den charismatischen Hauptcharakter interessiert. Auch hier geizt Uncharted nicht mit Klischees, doch das tut dem Reiz der Serie keinerlei Abbruch.
In Uncharted 4 zeigt sich dann, dass die Figuren mehr können als in archäologischen Stätten herumzuturnen und sowohl antike, als auch moderne Gegner auszuschalten.
Nate ist jetzt mit Elena verheiratet, und nach der großen Beziehungskrise, die sie in Teil 3 beilegen, hat er versprochen, sich von seinen Schatzjagden abzuwenden, hin zu einem soliden Job, einem Haus und einem Alltag, bei dem die vorherrschende Frage ist, wer den Abwasch macht oder den anderen beim abendlichen Zocken am Fernseher besiegt.
Auch als ein neues Abenteuer winkt, lehnt Nate ab, Elena zuliebe, obwohl die an sich nichts dagegen hätte, das alte Feuer in ihrem Gatten wieder aufleben zu sehen.
Erst als sein totgeglaubter Bruder plötzlich in der Tür steht, kann er nicht anders. Hin- und hergerissen zwischen seiner Pflicht als treusorgender Ehemann und seinem tiefen Wunsch nach neuen Geheimnissen und Rätseln, tischt er Elena eine Lüge über eine angebliche Dienstreise auf und startet mit seinem Bruder ins Abenteuer.
Natürlich fliegt alles auf. Doch diesmal gibt es keinen verschmitzten Lausbubencharme, kein „Ach, da komme ich schon irgendwie wieder raus“, sondern handfeste Schuldgefühle. Nathan erkennt, dass er ein Getriebener ist, der für seine eigenen Wünsche das Leben seiner Frau und seines alten Freundes opfern würde, und dass das nicht das ist, was er eigentlich will. Weil es das am Ende trotz der Schätze und des Nervenkitzels wirklich nicht wert ist.
Wie ist es?
Einfach toll! Schnell, spaßig, spannend, mit witzigen Dialogen und sympathischen Charakteren. Natürlich liegt der Vergleich mit Indiana Jones sehr nahe, und natürlich bedient Uncharted viele Klischees. Aber dennoch sind die Charaktere einzigartig, auch und vor allem in ihrem Zusammenspiel. Man sieht ihnen gerne ohne Unterlass zu, wie sie kämpfen, – meistens – fallen und sich wieder aufrappeln. Wie sich Nathan auch aus den irrwitzigsten Bredouillen befreien kann, wobei sehr oft alles um ihn herum zusammenbricht, auf ihn geschossen und er von Untoten angegriffen wird. Am Ende schafft er es immer knapp zu entkommen, mit einem atemlosen Lachen und einem „Wow, that was close!“. Um sich sofort einem neuen Hinweis folgend in die nächsten Schwierigkeiten zu stürzen.
Umrahmt wird das ganze mit wirklich beeindruckenden Kulissen, wie irrwitzigen, wändefüllenden Mechanismen zum Schutz der heiligen Stätten, die kletternd und springend überwunden werden müssen, oder einsamen, tödlichen Wüsten, durch die Nate bis zum Delirium stolpert. Der Spieler durchquert tibetanische Schneehöhlen, tropische Piratensiedlungen und einen Friedhof riesenhafter Tankschiffe – oder auch einmal eine Cocktailparty.
Es ist diese Mischung aus Kulissen und Charakteren, die die Uncharted-Reihe so besonders macht. Natürlich ist es leichte Kost, man kann immer von einem Happy End ausgehen und Nathan verliert sein lausbübisches Grinsen fast nie. Aber gerade deshalb ist mir die Serie ans Herz gewachsen. Ich würde soweit gehen zu sagen, dass sie für mich, neben The Witcher, den ersten Assassin’s Creed-Teilen und Mass Effect, die mit Abstand beste Spielserie ist, die ich kenne.
Was kommt noch?
Von Nathan Drake vermutlich nicht mehr viel bis gar nichts. Und so leid mir das tut, so gut ist es vermutlich trotzdem. Die Weichen sind bereits gestellt für seine Nachfolger, ein Spin-Off-Spiel mit zwei weiblichen Nebencharakteren und Nates Bruder wurde schon veröffentlicht und kam gut an – wenn auch irgendwie das Herz der Spiele fehlt, aber vielleicht bin das nur ich und meine verletzte Fanseele.
Wie zu so vielen Spielen derzeit wird es auch zu Uncharted einen Film geben. Tom Holland (der „neue“ Spiderman) wird einen recht jungen Nathan Drake spielen – auch wenn ich jedem ans Herz legen möchte, den wirklich gelungenen Fan-Kurzfilm mit Nathan „Castle“ Fillion als Drake anzuschauen. Vor allem, weil Fillion selbst großer Fan der Spiele ist und sichtlich Spaß am Schatzjäger mit den flotten Sprüchen hat. Wer nicht weiß, ob ihm das Tempo oder der Humor von Uncharted liegen, soll unbedingt reinschauen. Die Essenz der Spiele wird perfekt eingefangen. Wie so oft ist es fast schon unfair, dass es „nur“ ein Fanfilm ist. Ob Tom Holland da mithalten kann?