Star Trek: Discovery | Project Deadalus (2×09)

„We’re fighting the system itself.“


Die Discovery fliegt zum Hauptquartier von Sektion 31, wo sie unvermittelt angegriffen werden. Spoiler!

What I feel is that failure is liberating

Admiral Cornwell besucht heimlich die Discovery und äußert den Verdacht, dass Sektion 31 irgendwie verhindert, dass sie weiterhin Daten in Control eingeben. Während Airiam versucht, Tylers angebliche Übertragungen zu entschlüsseln, fliegen sie zum Hauptquartier von Sektion 31, wo sie prompt angegriffen werden. Es stellt sich heraus, dass Control alle Lebewesen auf der Station getötet hat und Airiam dazu bringen will, sämtliche Daten der Sphäre über Künstliche Intelligenz zu übertragen.

Inhaltlich top, emotional schwach

„Project Daedalus“ ist eine im Kern hervorragende Folge, die darunter leidet, dass der Plot bei „Star Trek: Discovery“ stets vor den Figuren kommt. Zwar ist mit der zweiten Staffel vieles besser geworden, dennoch habe ich manchmal den Eindruck, dass hier keiner wirklich einen Überblick über die gesamte Story hat und die Autoren immer nur das schreiben, was sie gerade für ihre jeweilige Geschichte benötigen.

Szenen, die uns die Freundschaft zwischen den Frauen auf der Brücke zeigen oder Airiams Hintergrund erklären, von ihrem Unfall und ihrem Verlust erzählen, hätten wir nicht erst in dieser Folge gebraucht, sondern wesentlich früher. Das ist, als sage man uns, guck, die haben sich alle total lieb, jetzt sei gefälligst traurig, weil die eine stirbt. Es ist zwar alles da, aber es werden einfach keine Emotionen ausgelöst. Ich kannte Airiam nicht. Jetzt ist sie tot. Na dann.

Spock: „Unlike Ensign Tilly, you seem to have no individual expression. It’s quite an accomplishment to be uniquely mundane.“
Michael: „Well, I express myself through my work, not my choice of decor.“
Spock: „Clearly.“

Falsches Vertrauen in die Technik

Was wie gesagt nicht heißt, dass die Folge schlecht ist, ganz im Gegenteil. Das Thema Künstliche Intelligenz ist eines der spannendsten der Science-Fiction und wirkt auf uns vielleicht auch deshalb so bedrohlich, weil vieles davon nicht mehr komplett unglaubwürdig ist. Und es beginnt immer mit der Abhängigkeit des Menschen von Technik. Control trifft Entscheidungen auf Basis von Daten und eben nicht, wie Cornwell sagt, aus Erfahrung oder mit einem wohlwollenden Gefühl. Aus Sicht der KI ist menschliches Handeln ineffizient und der Mensch als solcher entbehrlich.

Die Tragik dessen, dass sich Control die Technik in Airiam zunutze macht, um ihre menschliche Seite und alles, was sie als Person ausmacht, zu unterdrücken, wird dabei gar nicht wirklich thematisiert. Sie spiegelt sich nur in dem Augenblick, als sie Michael darum bittet, die Luftschleuse zu öffnen – nicht nur, um die Discovery und jedes lebende Wesen zu retten, sondern auch, um als sie selbst zu sterben und nicht zum Instrument der Vernichtung gemacht zu werden.

Geschwisterrivalitäten

Interessant ist, dass dieser Zwiespalt zwischen Daten und Emotionen auch in Michael und Spock Widerhall findet. Nur nicht so, wie wir vielleicht erwartet haben, denn es ist Michael, die das Problem rational angehen möchte, während Spock seiner Wut ungefiltert Ausdruck verleiht. Sie haben beide gleichermaßen Recht und Unrecht: Michael muss aufhören, für alles die Schuld tragen zu wollen, und Spock sollte lernen, sich von anderen helfen zu lassen.

Spock: „You avoid reality because it is easier for you to shoulder burden than to face unimaginable grief.“
Michael: „I thought this could be a new start for us. I really did. Clearly, I was wrong.“
Spock: „Yes, you were. We will never relate as equals so long as you attempt to assume every burden is yours alone.“

Guter Rat von Unbekannten

Neben der Tatsache, dass Nebenfiguren mehr Aufmerksamkeit erhalten, scheinen die Autoren in dieser Staffel auch zu versuchen, häufiger Personen zusammenzubringen, die scheinbar nichts gemeinsam haben. So finden diesmal gänzlich unerwartet Spock und Stamets eine Verbindung. Stamets erklärt Spock, dass der Rote Engel ihn gewiss nicht zufällig ausgewählt hat, wenn es um das Schicksal des gesamten Universums geht. Dass es etwas geben muss, was ihn absolut einzigartig macht. (Die Vermutung liegt nahe, dass der Rote Engel eine ihm bekannte Person ist. Ich las irgendwo die Theorie, dass es Amanda sein könnte, am plausibelsten klingt im Augenblick aber Michael.)

Spock rät seinerseits Stamets, Geduld mit Culber zu haben. „Perhaps he needs distance from you not because he no longer has feelings for you, but because he no longer knows how to feel about himself.“ Was ehrlich gesagt eine ziemlich tiefe Einsicht für jemanden ist, der von sich behauptet, Emotionen geringzuachten.

Project Notes

• Wie besiegt man computergesteuerte Mienen? Indem man zufällig und chaotisch handelt. Da ist sie, die akkurateste Beschreibung des Menschseins.
• Airiam hat alle ihre Erinnerungen im Computer der Discovery gespeichert. Heißt das nicht, dass sie theoretisch weiterlebt?
• „Everything is because of you“ sagt Airiam zu Michael und bestätigt damit meine Theorie von letzter Woche? Dass Michael der „Fremdkörper“ in der Zeitlinie ist?

4 von 5 abgespeicherten Bananen.

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