Der Jahresrückblick 2024

Wie immer, wenn das Ende eines Jahres kurz bevorsteht, werde ich nachdenklich. Was hat es gebracht, was habe ich erlebt, was erreicht? Für mich war 2024 eines dieser Jahre, die nicht in Erinnerung bleiben werden. Es war, aber es sticht nicht besonders heraus, weder positiv noch negativ. Das kann man so oder so sehen, vielleicht ist das nach viel Drama auch mal ganz erholsam.
Wie das Blogjahr 2024 einzuschätzen ist, müsst ihr mir sagen. Ich bin mir nur schmerzlich dessen bewusst, dass es ruhiger geworden ist, seit ich nicht mehr ständig an irgendwelchen Review-Projekten arbeite. Neu ist auch, dass Themen irgendwann ganz liegenbleiben, wenn ich nicht durchgängig fokussiert daran arbeite – keine Ahnung, woher das plötzlich kommt. Wahrscheinlich muss ich künftig anders planen.
Mit großen Versprechungen halte ich mich daher besser zurück. Ja, ein paar Reviews sind geplant. Und ja, eine Handvoll Ideen für Artikel existieren auch. Rechnet nur nicht unbedingt vor dem Frühjahr mit der ganz großen kreativen Explosion. Ach ja, und dann habe ich für euch natürlich auch wieder die:

Daten & Fakten

Besucher: 11.914 (durchschnittlich 86 pro Beitrag)
Seitenaufrufe: 55.144
Kommentare: 162
Top-Kategorien: Serien, GPOY, Geknipst, Keep calm, Folge dem weißen Kaninchen
Top-Schlagwörter: Netflix, Doctor Who, Star Trek, Disney+, The Orville
Blogbeiträge: 115 eigene (+ 24x Blogmas), 2 Gastbeiträge und 3 Kollaborationen

„Wie witzig, eben hat eine angerufen, die einen Termin für die ‚Fliesenarbeiten‘ in der Küche ausmachen wollte. Die war völlig fassungslos, als ich ihr sagte, dass bisher weder das Rohr repariert noch das Loch zugemacht ist.“ (aus meinem Tagebuch)

Meine Serien Top6

Schaut man so viele Serien wie ich, wird man wahrscheinlich automatisch kritischer. (Oder ich versuche hier gerade, schönzureden, dass die Menge guter Serien tatsächlich signifikant abnimmt.) Meine sorgfältig befüllte Excel-Tabelle jedenfalls verrät mir, dass ich dieses Jahr insgesamt 85 Serienstaffeln (inklusive Rewatches) geschaut habe, durchschnittlich 7 pro Monat. Das klingt wie immer zuerst viel, doch die Anzahl der Folgen relativiert das alles ein bisschen: 757 im ganzen Jahr, durchschnittlich 63 pro Monat, das macht im Schnitt 2 pro Tag.
Und trotz dieser Unmengen an Geschichten war es mir nicht möglich, eine Top10 zu erstellen? Klar könnte ich mir die Serien herauspicken, die ganz okay waren, aber das widerspräche irgendwie der Idee einer Bestenliste. Wie schon im Vorjahr habe ich in meiner Tabelle direkt vermerkt, welche Serien mich begeistert haben, und das waren eben nur die folgenden sechs. Die dürft ihr folgerichtig auch als uneingeschränkte Tipps verstehen.
In puncto Reviews war ich dieses Jahr nicht so umtriebig, gerade mal 25 habe ich geschrieben. Das lag nicht zuletzt daran, dass sich viele Serienstarts durch den Autorenstreik ins kommende Jahr verschoben haben. Andere Reviews sind einfach nur deshalb noch nicht zustande gekommen, weil der jeweilige Streamingdienst noch nicht genug Neues anbietet, dass sich ein Abo lohnen würde, auch hier erwarten euch 2025 noch Nachzügler.

Dass diese Serie meine Liste anführt, kann eigentlich niemanden überraschen, der meine Reviews verfolgt hat. Die zweite mehr noch als die erste Staffel spielt mit gewohnten Erzählkonventionen und macht den Zuschauer geradezu zum Mitverschwörer. „Interview with the Vampire“ ist ebenso Adaption wie Hommage und wirkt vielleicht gerade deshalb so „werkgetreu“. Bei kaum einer anderen Serie war ich je so gespannt, wie sie die Geschichte weiterspinnen.

Ganz dicht darauf folgt aber auch schon „Silo“. Da ich inzwischen auch die Buchvorlage gelesen habe, weiß ich umso mehr zu schätzen, was sie aus dem Plot herausgeholt haben, denn ehrlich gesagt finde ich die erste Hälfte des Buches ziemlich fad erzählt. Natürlich spielt das Casting hierbei eine wichtige Rolle, Rebecca Ferguson ist einfach eine Klasse für sich. Die zweite Staffel konnte ich bislang nicht sehen, aber anhand des Romans habe ich nun ziemlich hohe Erwartungen.

Bei „For all Mankind“ fände ich es unfair, einzelne Staffeln hervorzuheben, obwohl es durchaus Unterschiede gibt, die sich aus den wechselnden thematischen Schwerpunkten ergeben. Letztendlich erzählt die Serie eine einzige große Geschichte über mehrere Jahrzehnte und ist längst über das ursprüngliche „was wäre wenn“ hinausgewachsen. Allein anhand der erzählerischen Qualität möchte ich die Serie fast als die zur Zeit beste Sci-Fi-Produktion bezeichnen.

Ich weiß, dass eingefleischte Asimov-Fans hierzu eine andere Meinung haben, aber in meiner glückseligen Ignoranz liebe ich „Foundation“. Es gibt heute nur noch wenig Science-Fiction, die sich wahrhaft episch und wie „nicht von dieser Welt“ anfühlt. Dass die Serie vor allem von Lee Pace lebt, brauchen wir nicht weiter zu diskutieren, aber auch die Produktionsqualität ist gewaltig. Und wer weiß, vielleicht lese ich, wenn die Serie vorbei ist, dann auch mal Asimov.

Vielleicht die Serie, die mich dieses Jahr am meisten überrascht hat. Obwohl ich sie allein schon wegen Harrison Ford schnell auf meiner Liste hatte, erwartete ich nicht allzu viel – und war dann so, so traurig, als die Staffel zu Ende war. Auch hier konnte ich die zweite noch nicht sehen, bin aber sehr gespannt, wie sie all die kleinen, sehr menschlichen Geschichten weitererzählen.

Die Wildcard in meiner Bestenliste. Entweder liebt man „The completely made-up Adventures of Dick Turpin“ oder man sitzt davor und denkt sich nur: Was für ein himmelschreiender Schwachsinn! Britischer Humor ist nun mal eigen. Anders als bei ähnlichen Serien („The Decameron“, hust) funktioniert der Spagat zwischen historischem Setting und satirischen Anspielungen auf moderne Trends (Achtsamkeit, Veganismus) hier nahezu perfekt.

„Dann starteten wir (mit den besten Absichten) eine Speicherprüfung, deren angegebene Dauer so zwischen acht Tagen und neun Stunden pendelte. Kein Witz, als da Tage stand, bekam ich erst mal einen Schreck.“ (aus meinem Tagebuch)

Meine Lektüre inklusive Wertung

Wenn ich auch sonst nichts über das Lesejahr 2024 sagen kann, dann doch immerhin, dass mein Stapel etwas kleiner geworden ist. Der obligatorische dicke Wälzer fehlte diesmal, was rückblickend vielleicht auch der Grund ist, warum sich die Lektüre insgesamt irgendwie belanglos anfühlt. Es ist einfach was anderes, 1.000 Seiten lang in einem Universum zu verweilen als alle 300 Seiten das Buch zu wechseln.
Immerhin, die ganze große Enttäuschung blieb aus; selbst bei den vielen, vielen Romanen, die ich dieses Jahr aus dem öffentlichen Bücherregal mitnahm, bewies ich meist ein gutes Näschen. (Außer … na ja, das Raucherbuch liegt immer noch auf dem Balkon. 🙄) Aber es gab auch nicht viel, bei dem ich das Bedürfnis verspürte, eine Kritik zu schreiben. Wahrscheinlich sollte ich meinen Bücherstapel 2025 wieder etwas mehr kuratieren.
  • Leo Gilbert | Seine Exzellenz der Android ***
  • Henryk M. Broder | Das ist ja irre! ***
  • Leigh Bardugo | Eisige Wellen ***(*)
  • Ninni Holmquist | The Unit *** [Rezension]
  • Jostein Gaarder | Sofies Welt ***
  • Leigh Bardugo | Lodernde Schwingen ***
  • Jasper Fforde | Red Side Story ****(*)
  • Frank Herbert | Der Wüstenplanet ***(*)
  • A. J. Hackwith | The Library of the Unwritten ****
  • Delia Owens | Der Gesang der Flusskrebse ****
  • Margaret Atwood | Katzenauge ***
  • Friedemann Brenneis (Hrsg.) | Magic Future Money ***
  • Marina & Sergey Dyachenko | Assassin of Reality ***
  • Anne Rice | Interview with the Vampire ***(*)
  • Anna Gavalda | Zusammen ist man weniger allein ****
  • Octavia E. Butler | Fledgling ****(*) [Rezension folgt]
  • Jodi Picoult | Nineteen Minutes **(*)
  • Hugh Howey | Silo ****
  • John Ironmonger | Der Wal und das Ende der Welt ****
  • Hape Kerkeling | Ich bin dann mal weg ****
  • Franz Fühmann | Saiäns-Fiktschen (Erzählungen) **