Interview with the Vampire | Like Angels put in Hell by God (1×06)

„Are we the sum of our worst moments? Can we be forgiven if we do not forgive others ourselves?“

Claudia kümmert sich um den körperlich wie emotional verletzten Louis, während Lestat versucht, sein Herz zurückzugewinnen. Spoiler!

We leave the damage so we never forget the damage

Während sich Louis’ Privatarzt um Daniels Parkinsonbehandlung kümmert, erzählt der Vampir, wie er von Claudia gepflegt wird, nachdem Lestat ihn halb totgeschlagen hat. Geduldig bringt sie ihn wieder auf die Beine, während sich Lestat drei Jahre lang nicht blicken lässt. Schließlich aber kehrt er reuig zurück – und wird sowohl von Claudia als auch von Louis abgewiesen. Doch Lestat bleibt hartnäckig und schleicht sich schließlich wieder in Louis’ Herz und Haus. Mit Louis’ Segen will Claudia 1939 nach Europa gehen, doch Lestat zerrt sie mit Gewalt zurück. Nun steht fest: Sie muss ihn töten.

Ein Kammerspiel der gegenseitigen Abhängigkeiten

Eine Studie über das Stockholm-Syndrom? „Like Angels put in Hell by God“ ist eine seltsame Folge, die keinen echten Plot hat und mehr auf psychologischer Ebene agiert. Als Zuschauer fühlt man sich hin und her gerissen, denn natürlich ist offensichtlich, wie sehr Louis unter Lestats Fuchtel steht. Aber wie ich schon schrieb, erhalten wir über Lestat stets nur kleine Informationsschnipsel, die kein vollständiges Bild zeichnen und sogar zulassen, dass wir gelegentlich mit ihm fühlen. Es ist schwierig, aber nichtsdestotrotz fesselnd.

„I was someone I don’t want to be anymore. I’ve changed. Let me prove it to you. I’m nothing without you. I’m nothing without both of you. If you want me to go away, just say so. I’ll obey you. I’ll leave your life forever.“

Das Band zwischen Louis und Lestat

Bevor ich heute aber zu Lestat komme, möchte ich zunächst über Louis sprechen. Ich habe das Gefühl, dass ich das zu selten tue, weil ich seinen Charakter fast noch schwerer zu greifen finde. Immer wieder ertappe ich mich bei der Frage, was ihn so unwiederbringlich an Lestat bindet. Und dann sagt er plötzlich das: „It’s a bond that can never fully be severed.“ Also ist es das? Eine physische Abhängigkeit, geschaffen durch das geteilte Blut? Das ist ein interessanter Gedanke, der auch erklären würde, warum es angeblich nur wenige Vampire gibt. Eine Verwandlung ist demnach nichts, was man mal so eben nebenbei macht, sondern eine Verpflichtung für die Ewigkeit.

Aber es ist auch ein Risiko, weil es unter Umständen zwei Vampire aneinanderbindet, die auf lange Sicht nicht kompatibel sind. Was uns hier als Louis’ Heilungsprozess verkauft wird, ist im Grunde das, was Lestat später als „capacity for enduring“ beschreibt. Er kämpft, aber nicht für sich, sondern in erster Linie Claudia zuliebe. Vielleicht auch, ohne es zu wissen, für Lestat und dieses unzerstörbare Band zwischen ihnen. Aber was für eine Existenz ist das?

Alle Vampire haben Maker-Issues

Das wirft auch ein etwas anderes Licht auf die erstaunlich ruhig vorgetragene Geschichte von Lestats Verwandlung durch einen Vampir namens Magnus. (Nur zur Klarstellung: Ich weiß nicht, wie viel davon wahr ist. Sollte es im Buch vorkommen, so bin ich noch nicht dort angelangt.) Er erzählt, dass Magnus ihn eine Woche lang als „Futter“ gefangen hielt, bevor er ihn zum Vampir machte. Und dann beging er angeblich Selbstmord und ließ ihn ohne Anleitung oder weitergehendes Wissen zurück.

Claudia vermutet, dass das nur die halbe Wahrheit ist und Lestat Magnus in Wirklichkeit getötet hat, weil der ihn wie einen Sklaven hielt. Sollte das stimmen, ist das natürlich ein interessantes psychologisches Detail, da Lestat nun Louis und Claudia quasi als Sklaven hält. Es würde in Teilen auch erklären, warum er mit seinem Wissen so knausrig ist – aus Angst, dass sich seine Schöpfung gegen ihn wendet. Ich behalte mir ein Urteil darüber vorerst vor, bis wir mehr erfahren, das ist ja wiederum Louis’ Version von Lestats Version.

Unabhängig davon bleibt faszinierend, mit welcher Vehemenz Lestat um Louis kämpft. Es ist ja nicht so, als bräuchte er ihn, zumindest fürs Bett hat er schnell Ersatz gefunden. Sehnt er sich nach dem unvermeidlichen Drama, nach dieser irrationalen Hassliebe? Das Verrückte ist, wie Louis verfallen wir Zuschauer ihm ein ums andere Mal, er kann so charmant sein, wenn er will. Einmal mehr muss ich Sam Reid preisen, der sämtliche Facetten von Lestat verkörpert, Widersprüche und Abgründe inklusive.

Louis: „I hate you.“
Lestat: „As you should.“

Wieso lässt Lestat Claudia nicht gehen?

Claudia immerhin nehme ich ab, dass sie Louis wirklich liebt und deshalb bei ihm bleibt, obwohl sie lieber die Welt bereisen möchte. Wirklich verstehen kann ich das indes nicht, denn auch wenn es Lestats Blut war, das sie damals verwandelte, so war es doch Louis, der ihn dazu gedrängt hat. Sei’s drum, sie sorgt sich um ihn, obwohl sie ihn letztendlich genauso manipuliert wie Louis. Ihre Beweggründe mögen andere sein, aber sie tut es.

Vielleicht komme ich auch noch darauf, wieso Lestat so besessen davon ist, sie festzuhalten. Louis ist bereit, Claudia gehen zu lassen, weil sie es kann und nicht in derselben Weise an Lestat gefesselt ist wie er. Der aber scheint zu glauben, dass sie sie brauchen, damit die Beziehung funktioniert, und hier haben sie mich verloren. Steckt da irgendein nachvollziehbarer Gedankengang dahinter oder ist es reiner Sadismus? (Masochismus? Er verabscheut sie.)

Interview mit zwei Vampiren?

Ach ja, Rashid. Mein Misstrauen letzte Woche war gar nicht mal so unangebracht. In einem Flashback zu jenem Abend 1973, als Louis und Daniel sich in einer Schwulenbar das erste Mal begegnet sind, taucht urplötzlich Rashid auf. So jung und dynamisch, wie wir ihn aus der Gegenwart kennen, was nur einen Schluss zulässt: Er ist ein Vampir.

An dieser Stelle muss ich der Vollständigkeit halber einwerfen, dass ich die erste Staffel gerade zum zweiten Mal schaue, das diesmal also schon wusste und sehr genau auf ihn geachtet habe. Und nein, es gibt keine Widersprüche, er stand nie direkt in der Sonne, und für die Augen gibt es schließlich Kontaktlinsen. Nur, das Louis von ihm getrunken hat, lässt mich etwas ratlos zurück. Machen Vampire das untereinander?

Like Notes put in Hell by God

• Die Ziege, die durch die Wohnung rennt! Das muss so ziemlich die albernste Szene in der gesamten Staffel sein.
• Mir ist erst jetzt klar geworden, dass die nie umgezogen sind und seit Jahr und Tag im selben Haus leben. Kein Wunder, dass die Leute misstrauisch werden und ihnen Voodoopuppen vor die Tür legen.
• Jo, die Antwort schuldet man uns jetzt aber: Ist da zwischen Daniel und Louis was gelaufen damals?
• „We were going to kill Lestat.“ Was für eine Aussage fürs Staffelfinale!

4 von 5 Schach spielenden Bananen.

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