Aus dem Nähkästchen | Ein letzter Sommergruß

Den Sommer über ist es in der Nähstube ein bisschen ruhiger geworden. Für wirklich große Projekte fehlte mir der Antrieb, stattdessen habe ich viel umgearbeitet und auch ein paar Reste verwertet. Ein Kleid musste dieses Jahr aber noch sein, nachdem ich einen wunderschönen Blüten-Musselin gefunden hatte. Doch wie sagt man so schön? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, denn:

Putz endlich deine Nähmaschine, du Sau!

Hand aufs Herz, liebe Hobby-Schneider, wann habt ihr eure Nähmaschine das letzte Mal gereinigt? Bei regelmäßiger Nutzung sollte man das jeden Monat machen, heißt es. Ich besitze meine Nähmaschine seit etwa drei Jahren und benutze sie seither ziemlich durchgehend – wollt ihr kurz schätzen, wie oft ich sie in der Zeit geputzt habe? Richtig! Kein einziges Mal. Weil halt.
Seit letztem Jahr hatte ich den Punkt immerhin auf meiner Frühjahrsputz-Liste stehen und wollte es dieses Jahr dann sogar mal machen. Dabei stellte ich jedoch fest, dass ich keinen Schraubendreher besitze, mit dem ich an die Schrauben der Stichplatte gelange, unter dem Gehäuse ist einfach nicht genug Platz. Stellt euch vor, der Hersteller liefert ein tolles Werkzeug dafür mit, aber weil ich damals nicht wusste, wofür das ist, wanderte es ganz nach unten ins Werkzeugfach.
Bis ich dahinter kam, vergingen weitere Monate, in denen ich fleißig nähte, doch nun endlich war es so weit. Und der Anblick war gelinde gesagt erschütternd. Jaaaa, scheint wohl doch was dran zu sein, dass man das öfter machen sollte. Ups. Am Ende holte ich einen zwei Zentimeter großen Ball an Fluff da raus, das war enorm befriedigend. Und ich schwöre, ab jetzt mache ich das, wenn schon nicht monatlich (meh), ganz bestimmt wenigstens einmal im Jahr. Beim Frühjahrsputz.

Blütentraum aus Musselin

Mit den Details dieses Kleids will ich euch gar nicht lange belästigen, ich habe diesmal auch keine Fotos vom Nähprozess gemacht. Das Schnittmuster war eines meiner allerersten, und ich habe letztes Jahr schon drei Varianten davon genäht. Diesmal habe ich auf Experimente aber verzichtet und einfach alles gemäß Anleitung gemacht, weil ich wollte, dass der Stoff im Mittelpunkt steht. Die einzige Ergänzung: Seitentaschen. (Jede Frau verdient Taschen in ihren Kleidern.)
Wie ihr wisst, ist Musselin dieses Jahr meine ganz große Liebe geworden, er ist einfach zu verarbeiten und wunderbar bequem zu tragen. Es überrascht daher sicher niemanden, dass das Flamingo-Kleid diesen Sommer mein meist getragenes Kleidungsstück ist. Diesen speziellen Blüten-Musselin wollte ich mir schon im Frühjahr kaufen, doch wann immer ich schaute, war er gerade ausverkauft oder nicht lieferbar. Weshalb ich auch sofort zugriff, als er jetzt mal verfügbar war.
Erwähnenswert ist vielleicht, dass ich erstmals Größe 34 statt 36 genommen habe. Parallel dazu habe ich diesmal aber auch einen Webstoff gemäß Anleitung verwendet, während ich die anderen Kleider aus Jersey genäht habe. Nicht, dass das zu Problemen geführt hat, aber künftig würde ich bei Webstoffen wohl doch wieder die 36 nehmen und nur für Jersey die 34. Einfach, weil das An- und Ausziehen dann leichter ist.

Kommende Projekte

Dem Sommerkleid zum Trotz nähert sich der Herbst nun mit großen Schritten, was auch meine Nähprojekte beeinflusst. Als nächstes stehen ein paar Änderungen ganz weit oben auf der Liste. Bei mindestens zwei Winterröcken möchte ich den Bund anpassen, und außerdem habe ich kürzlich aus zweiter Hand einen Dirndl-Rock erstanden, der mir ein wenig zu weit ist. Mal sehen, vielleicht dokumentiere ich diese drei Sachen sogar, weil sie zeigen, wie steil meine Lernkurve beim Nähen ist.
Das nächste „richtige“ Projekt wird dann voraussichtlich ein Cardigan aus Sweatstoff. Sweat und Feinstrick sind zwei Stoffarten, mit denen ich unbedingt mal arbeiten will, und da traf es sich gut, dass ich für den ersten Versuch einen schönen Baumwoll-Sweat in Zartgrün im Schlussverkauf erstanden habe. Der Stoff ist angenehm leicht, hat aber eine extra flauschige Rückseite. Den Cardigan sehe ich auch ein wenig als Vorarbeit, um mal ein Gefühl dafür zu kriegen, wie eine Jacke konstruiert wird.
Abgesehen davon mögt ihr euch daran erinnern, dass ich zum Ende des letzten Winters zu dem Schluss kam, dass ich unbedingt noch einen schlichten Winterrock brauche, der nicht ganz so warm ist wie der aus Flanell. Mit der Stoffsuche dafür habe ich aber noch nicht mal begonnen. Vielleicht wäre das mal ein Fall für einen Romanit-Jersey.