7 Staffeln „Star Trek: Deep Space Nine“ | Ein Schlusswort

„That may be the most important thing to understand about humans. It is the unknown that defines our existence. We are constantly searching, not just for answers to our questions, but for new questions. We are explorers. We explore our lives day by day, and we explore the galaxy, trying to expand the boundaries of our knowledge. And that is why I am here. Not to conquer you with weapons, or with ideas. But to coexist … and learn.“

Ich habe lange überlegt, wie ich diesen letzten Text über „Star Trek: Deep Space Nine“ beginnen soll, und die Wahrheit ist, ich weiß es nicht. Meine Beziehung zu der Serie ist komplex, und nach sieben Staffeln mal mehr, mal weniger objektiver Reviews kommt es mir albern vor, mich an einem rationalen Schlusswort auch nur zu versuchen. Also lassen wir das doch einfach und ich erzähle euch stattdessen etwas über mein Leben mit „Star Trek“.

Ich bin mit „Star Trek“ aufgewachsen

Im Kern kennt ihr die Geschichte wahrscheinlich schon, denn ich erzähle sie immer wieder gern. Die erste „Star Trek“-Serie, mit der ich als Kind in Kontakt kam, war „The Next Generation“. In Deutschland wurde die Serie ab 1990 beim ZDF ausgestrahlt, da war ich gerade neun, weshalb ich vermute, dass ich tatsächlich die Erstausstrahlung verfolgt habe. Es spielt im Grunde keine Rolle, fest steht, dass sie ein prägender Einfluss war, und aus heutiger Sicht hätte ich es kaum besser treffen können. Die Serie um Captain Picard und seine Crew stand für Forscherdrang, Toleranz und eine friedvolle Zukunft.

Unvergessen auch die Anekdote, dass ich dann die Originalserie sah und für neuer hielt, weil mir die Geschichten so viel frischer vorkamen. (Was ich bis heute als Beweis dafür sehe, dass Spezialeffekte im Grunde vernachlässigbar sind, wenn eine Serie nur gut erzählt ist.) Tja, und dann erreichte 1994 „Star Trek: Deep Space Nine“ die deutschen Bildschirme, und plötzlich war alles anders. Ich war dreizehn Jahre alt, offiziell ein Teenager und schwer verwirrt. Wahrscheinlich hätte die Serie zu keinem anderen Zeitpunkt meines Lebens einen so starken Eindruck auf mich gemacht. Nach Friede, Freude, Eierkuchen bei Captain Picard waren da plötzlich ein Commander, der lieber woanders sein wollte, eine völlig heruntergekommene Raumstation und eine Crew, die einander bestenfalls tolerierte. Kurz gesagt, ich fühlte echtes Leben.

„Star Trek“ und Schreiben gehörten immer zusammen

Ich sollte vielleicht erzählen, dass „Star Trek“ damals fast das einzige war, was ich überhaupt schaute. Mir wurde das Fernsehen als Kind nie verboten, aber mein Interesse daran war gering, denn meine eigene Fantasie beschäftigte mich vollauf. Die Begeisterung für Serien kam erst sehr viel später im Jahr 2005, als Pro7 diese obskure Serie namens „Lost“ ins Programm nahm. Das ist wichtig zu wissen, weil „Star Trek“-Serien dadurch auch die ersten waren, über die ich schrieb. Mitte der Neunziger war ich erst Redakteurin bei einem Newsletter namens „Antares“ und später dann Teil des „TrekZone Network“. Ich schrieb vor allem allgemeine Artikel, hier und da aber auch schon Reviews.

Die „Star Trek: Deep Space Nine“-Reviews, die ihr die vergangenen Jahre hier lesen konntet, waren auch nicht der erste Versuch. Ich habe die Serie schon einmal in ihrer Gänze reviewt, allerdings waren das mehr Zusammenfassungen als echte Kritiken. Für mich war es ganz spannend, das nebenher mitzulesen, weil ich gemerkt habe, dass ich viele Episoden heute ganz anders bewerte. In einigen Fällen ist offensichtlich, dass ich die Aussage damals nicht verstanden habe oder mir eine Erfahrung noch fehlte. Manches ist wohl auch einfach Geschmackssache und beweist nur, dass sich Vorlieben im Laufe des Lebens doch ändern.

Eine lange Reise mit emotionalem Abschied

Wenn ich ehrlich bin, hat es mich selbst ein bisschen überrumpelt, wie emotional ich am Ende der sieben Staffeln war. Ich meine, ich habe die Serie jetzt zum mindestens dritten Mal komplett geschaut und kannte die wichtigsten Entwicklungen. Es gab sogar etliche Momente, in denen ich frustriert oder richtiggehend enttäuscht war, weil sich Dinge in meiner Erinnerung viel größer und bedeutender angefühlt hatten. Ich schätze, das ist am Ende vor allem der Tatsache geschuldet, dass ich die Serie nicht mehr im ursprünglichen Wochenrhythmus geschaut habe. Viele Plots, die dazu gedacht waren, über Monate zu laufen, brachte ich innerhalb von Tagen hinter mich, da wirkten sie dann plötzlich sehr klein.

Und lasst mich euch sagen, ich hatte bei weitem unterschätzt, wie viele Folgen mittelmäßig bis rundweg schlecht sind. Das nennt man wohl nostalgische Verklärung, denn eigentlich ist das völlig normal für eine Show, die jedes Jahr über zwanzig Folgen produzieren musste. Einerseits frage ich mich, wie „Star Trek: Deep Space Nine“ heute wohl aussähe, mit zehn bis fünfzehn Folgen pro Staffel. Andererseits ist mir klar, dass diese langen Staffeln ein unglaublicher Luxus waren, der es erlaubte, selbst Nebenfiguren Leben einzuhauchen. „Star Trek: Discovery“ hat sechs Staffeln lang bewiesen, dass das mit dreizehn (bzw. zehn) Folgen eben nicht funktioniert.

Doch bei aller Rationalität und Abgeklärtheit, auf den Moment, als sich die Kamera in der letzten Einstellung von der Raumstation entfernt, bis sie ganz in den Tiefen des Weltalls verschwunden ist und wir nur noch Sterne sehen, war ich nicht vorbereitet. Obwohl ich während der letzten Folgen so sehnsüchtig darauf gewartet hatte, das Projekt abzuschließen, die Arbeit von fünf Jahren endlich zu beenden, fühlte es sich plötzlich ganz seltsam an, all das hinter mir zu lassen. Zu wissen, dass ich morgen keine Folge schauen werde. Das war tatsächlich ein bisschen so, als würde ich gute Freunde verlassen, zumal ich nicht sagen kann, ob ich irgendwann noch einmal zu ihnen zurückkehren werde. Im Augenblick fühlt es sich verdammt endgültig an.