Star Trek: Deep Space Nine | What you leave behind, Part I+II (7×25+26)

„This may be the last time we’re all together. But no matter what the future holds, no matter how far we travel, a part of us – a very important part – will always remain here, on Deep Space Nine.“

Während der großen Schlacht begeht das Dominion einen taktischen Fehler, der sie ihre Überlegenheit kostet. Spoiler!

Nobody should die on an empty stomach

Die Schlacht zwischen Föderation und Dominion beginnt, und beide Seiten werfen alles in die Waagschale, was sie haben. Der von Damar aufgestachelten Bevölkerung Cardassias gelingt derweil ein Anschlag auf die Energieversorgung, wodurch Weyoun und die Founderin zeitweise von der Flotte abgeschnitten sind. Um die Cardassianer zu demoralisieren, lässt Weyoun eine ganze Stadt zerstören, doch das führt nur dazu, dass die cardassianischen Schiffe die Seite wechseln. Beim Versuch, ins Hauptquartier des Dominion einzudringen, wird Damar getötet, doch Kira und Garak gelingt es, die Founderin festzusetzen. Odo verbindet sich mit ihr, um sie zu heilen, worauf sie ihre Flotte zurückruft und das Schicksal ihres Volkes in Odos Hände legt.

Trotz Schwächen ein rundes Finale

Das hier ist natürlich die mit Abstand schwerste „Star Trek: Deep Space Nine“-Review, die ich je geschrieben habe. Allein der Versuch, dieses Vorhaben objektiv anzugehen, ist lachhaft – erst recht bei einer Serie, die einen so großen Teil meiner Jugend ausgemacht hat. Aber im Sinne des Projekts will ich versuchen, all die Gefühle auszublenden und in einem eigenen Artikel zu verarbeiten, der meine Reviews sozusagen abschließend flankiert. Im Großen und Ganzen macht „What you leave behind“ jedenfalls alles richtig, und auf den einen Plot, den zumindest ich als Schwachstelle empfunden habe, gehe ich dann später noch ein.

„You know, some may say that we’ve gotten just what we deserved. After all, we’re not entirely innocent, are we? And I’m not just speaking of the Bajoran occupation. No, our whole history is one of arrogant aggression. We’ve collaborated with the Dominion, betrayed the entire Alpha Quadrant … Oh, no no, there’s no doubt about it: we’re guilty as charged.“

Ein Krieg, der nicht auf dem Schlachtfeld zu beenden war

Worüber ich, glaube ich, einfach hinweggehen werde, ist die ganze Raumschlacht. Sie ist da, sie ist ganz ansehnlich, aber deswegen habe ich die Serie nie geschaut. Mit bloßer Waffengewalt war dieser Konflikt nie zu lösen, und das wussten auch alle Beteiligten. Die entscheidenden Worte kamen von der Founderin: „You may win this war, Commander, but I promise you, when it is over, you will have lost so many ships, so many lives, that your victory will taste as bitter as defeat.“ Wahrscheinlich waren die Breen die Einzigen, die sich noch ernsthaft etwas von all dem versprochen haben, die Founderin jedenfalls wollte einfach nur noch so viel Schaden wie möglich anrichten.

Ein interessanter Punkt, über den hier am Ende sehr leichtfertig hinweggegangen wird, ist ihr Befehl, die gesamte Bevölkerung Cardassias auszulöschen. Viele Leute, von Sisko über Bashir bis hin zu Odo, haben sich in den letzten Folgen darüber echauffiert, dass die Föderation bereit ist, den Krieg mittels eines Genozids zu beenden. Darüber, wie verwerflich das ist, müssen wir nicht diskutieren. Aber irgendwie scheint es später niemanden zu interessieren, dass auch die Founderin einen Genozid anordnet, und zwar nur aus Rache. Insbesondere Odo spricht das nicht an, was an Doppelmoral nicht zu überbieten ist.

Cardassias Schicksal bleibt offen

Sehr überraschend kam für mich der Tod von Damar, den hatte ich völlig verdrängt, seit ich die Serie das letzte Mal gesehen habe. Erzählerisch war das vermutlich die pointierteste Lösung, denn damit ist er nun endgültig eine Legende und ein Märtyrer, der für die Freiheit seines Volkes gestorben ist. Denkt man das jedoch weiter, muss man sich schon fragen, wie es mit Cardassia nun weitergeht. Erinnern wir uns an das Machtvakuum auf Bajor nach der Besatzung, das am Ende Leuten wie Kai Winn zu ihrer Position verholfen hat. Andererseits bietet das natürlich auch die Chance für einen echten Neuanfang mit einer ganz neuen Politik.

Sisko: „The Pah-Wraiths will never conquer anything – not Bajor, not the Celestial Temple, and certainly not the Alpha Quadrant!“
Dukat: „And who’s going to stop us?“
Sisko: „I am!“

Der Abgesandte hat fertig

Es ist erstaunlich, wie viel es ausmacht, den finalen Zweiteiler als zusammenhängenden Film zu schauen. Ich weiß noch, dass er damals bei Erstausstrahlung in zwei Folgen aufgeteilt wurde, wodurch ein riesiges Ungleichgewicht entstand, weil der Krieg in den ersten paar Minuten der zweiten Folge beendet wurde. Die zweite Folge bestand dann fast ausschließlich aus Abschiedsszenen und natürlich dem Plot um die Pah-Wraiths. Der übrigens auch die oben angekündigte Schwäche darstellt. Ich denke, in erster Linie liegt das daran, dass die Story drei Folgen lang komplett verschwunden ist und hier wiederaufgenommen wird, indem Dukat nonchalant in Winns Arbeitszimmer spaziert.

Aber auch die Art und Weise, wie Sisko völlig überstürzt und ohne erkennbaren Grund nach Bajor fliegt, tut der Geschichte keinen Gefallen. Der „Kampf“ gegen den von einem Pah-Wraiths besessenen Dukat ist lachhaft und endet auch recht plötzlich, als Sisko im Tempel der Propheten steht. Ich erkenne an, dass man hier etwas zu Ende führen wollte, was in der ersten Folge begonnen hat, deshalb erklärt Sarah auch: „The Emissary has completed his task.“ Aber es fühlt sich nicht wie eine flüssige Erzählung an, sondern wie eine draufgeklatschte Lösung um des Dramas willen. Vielleicht empfinde auch nur ich das so, aber das war wirklich mein persönlicher Wermutstropfen beim Finale.

Die Familie bricht auseinander

„Star Trek: Deep Space Nine“ ist übrigens in der Hinsicht einzigartig, als es das einzige „Star Trek“-Finale ist, in dem die Crew getrennte Wege geht. Sisko ist auf unabsehbare Zeit bei den Propheten, Worf wird zum Botschafter der Föderation auf Qo’noS ernannt, und O’Brien kehrt mit seiner Familie auf die Erde zurück, um den Studenten an der Akademie den Unterschied „between a warp matrix flux capacitor and a self-sealing stem bolt“ beizubringen. (Und lebt jetzt wahrscheinlich in Minsk, damit Worf endlich Ruhe gibt.)

Der wichtigste und irgendwie auch sinnloseste Abschied ist der von Odo. Ich hab nie verstanden, warum er für immer in den Great Link zurückkehren muss, um sein Volk zu lehren, in Frieden mit den Solids zu leben. Der große Vorteil der Verbindung ist doch gerade, dass komplexe Zusammenhänge nicht erklärt werden müssen, sondern Wissen und Erfahrung direkt geteilt werden. Das Ganze fühlt sich sogar noch falscher an, weil man zuvor so viel Zeit in die Liebesgeschichte von Odo und Kira investiert hat. Und jetzt, hab dich lieb, adieu?

„It’s like I said: the more things change, the more they stay the same.“

Viel Durchschnitt, aber ein gelungener Abschluss

Auch wenn man es vermuten würde, weil ich „Star Trek: Deep Sapce Nine“ immer vor allem wegen seiner großen Rahmenhandlung geliebt habe, ist die siebte Staffel sicher nicht die beste der Serie. In der Hinsicht möchte ich mein Urteil zur vorherigen Staffel bekräftigen, die diesen Titel mühelos verteidigt. Ich glaube, eines der größten Probleme war die Neueinführung von Ezri, weil das vielen anderen Geschichten den Fokus geraubt hat, selbst wenn die Autoren hier erstaunliche Arbeit geleistet haben. Das Lob gilt übrigens genauso für den finalen Arc, denn damit war die Serie ihrer Zeit weit voraus, so dass kleinere Schwächen verzeihbar sind.

Beim üblichen Blick auf meine Wertungen fällt auf, dass die siebte Staffel viele „durchschnittliche“ Folgen aufweist, also solche, die nur zwischen 2 und 3 Bananen abgekriegt haben. Das sind meist keine rundweg schlechten Folgen, aber „Take me out to the Holosuite“, „Prodigal Daughter“ oder auch „Field of Fire“ hatten letztendlich nicht viel sagen. Die zwei einzigen Geschichten, die die volle Punktzahl erhalten haben, waren „Treachery, Faith and the Great River“ und „Chimera“. Dazu kamen aber auch Highlights wie „It’s only a Paper Moon“ und das launige „Badda-Bing, Badda-Bang“.

Ich denke, alles in allem bin ich sehr zufrieden damit, wie die einzelnen Handlungsstränge aufgelöst wurden, auch wenn in den Details nicht immer alles passte. Vielsagend jedenfalls ist, dass die Protagonisten in der Abschieds-Collage nicht einzeln gezeigt wurden, sondern immer in Paaren: O’Brien und Bashir, Odo und Kira, Worf und Ezri, Sisko und Jake. Denn das ist es auch, was hängenbleibt: die gewachsenen Beziehungen. Nicht die seltsamen Aliens oder die Raumschlachten, sondern die zwischenmenschlichen Momente. Und die lasse ich dann tatsächlich nur sehr schweren Herzens zurück.

Notes you leave behind, Part I+II

• Der Folgentitel referenziert entweder ein Zitat des antiken Staatmannes Perikles („what you leave behind is not what is engraved in stone monuments, but what is woven into the lives of others“) oder des englischen Autors John Allston („all you take with you when you’re gone, is what you leave behind“).
• Offizielles Ende der Dreharbeiten war am 20. April 1999. Die letzte Szene, die gefilmt wurde, war die, in der Quark und Vic in der Holosuite Karten spielen.
• Was bis heute einen fahlen Beigeschmack hat, ist, dass in der Collage keine Szenen von Jadzia enthalten sind. Terry Farrells Forderungen sprengten einfach den Rahmen des Budgets, was für Produzent Ira Steven Behr eines der wenigen Dinge am Finale war, mit denen er nicht glücklich war.

4 von 5 Bananen, die unbedingt nach Minsk ziehen sollten.

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