Star Trek: Deep Space Nine | Extreme Measures (7×23)

„I thought you were just a misguided idealist. But you’re a dangerous man. People like you would destroy the Federation if given a chance. Fortunately, there are people like me who will die to protect it.“

Bashir und O’Brien klinken sich in das Gehirn von Sloan ein, um das Heilmittel für Odo zu finden. Spoiler!

Your message to Starfleet Medical was just bait

Nachdem Kira Odo auf Deep Space Nine abgeliefert hat, muss sie schweren Herzens zu Damars Widerstand zurückkehren. Bashir und O’Brien beginnen unterdessen schon zu zweifeln, ob ihr Plan aufgeht, als eines Nachts plötzlich Sloan im Schlafzimmer des Doktors sitzt. Doch der ist vorbereitet und setzt ihn mithilfe eines Stasisfelds fest. Angesichts romulanischer Verhörtechnik beschließt Sloan, lieber Selbstmord zu begehen, was Bashir gerade noch verhindern kann. Allerdings ist Sloans Gehirn schwer beschädigt, und ihnen bleibt nur noch eine Stunde, um das Heilmittel aus ihm herauszuholen. Deshalb beschließen Bashir und O’Brien, in Sloans Gehirn einzusteigen und selbst danach zu suchen.

Seltsames Timing, aber durchaus einfallsreich

War es wirklich nötig, so kurz vor Schluss eine ganze Folge auf Section 31 und eine Figur zu verwenden, die wir kaum kennen? „Extreme Measures“ ist nicht uninteressant, es ist ein raffiniertes Verwirrspiel, das in fast demselben Maße von Sloan wie von der Freundschaft zwischen Bashir und O’Brien handelt. Aber irgendwie fühlt sich die Folge als Teil dieses großen Schluss-Countdowns einfach verkehrt an, weil sämtliche anderen Plots dafür pausiert werden. Und der große Wow-Effekt bleibt am Ende ebenfalls aus.

Bashir: „There must be some way to retrieve that data.“
O’Brien: „Maybe we should just let him die in peace.“
Bashir: „Miles, I need a multitronic engrammatic interpreter.“
O’Brien: „Or maybe I’ll find you a multitronic engrammatic interpreter.“

Section 31 bleibt ein Chamäleon

In letzter Konsequenz bleibt die Erkenntnis, dass wir weder wissen, wer Sloan war, noch, an welcher Stelle er in der Hierarchie von Section 31 stand. Sein ganzes Auftreten sprach immer dafür, dass er der Leiter der Organisation ist oder zumindest irgendwo ganz weit oben sitzt. Die Tatsache, dass er Bashir Informationen anbietet, die Section 31 angeblich zu Fall bringen könnten, unterstreicht das noch. Zeitweise machte es fast den Eindruck, als sei das Ganze nur ein Ein-Mann-Unternehmen, denn wissentlich sind wir nie einem anderen Agenten begegnet, nur Kontakten, Maulwürfen und Sympathisanten.

Aber wie realistisch ist das, wenn man mal darüber nachdenkt? Stünde Sloan wirklich so hoch in der Hierarchie der Organisation und verfügte über so viel Wissen, wäre es viel zu gefährlich, ihn auf Missionen zu schicken (Selbstmordpille hin oder her). Er hätte es auch gar nicht nötig, weil es für die Schmutzarbeit immer jemand Entbehrlicheren gibt. Und Sloan als einziges Mitglied? Denkbar, er müsste nur seine Ressourcen klug einsetzen und die richtigen Leute benutzen. (Weder Admiral Ross noch Bashir waren je offiziell Teil von Section 31, wurden aber trotzdem für die Zwecke der Organisation eingespannt.)

Und doch, am Ende reichte dieses Geflecht willentlicher und teils sicher auch unwissentlicher Verstrickungen aus, um einen Genozid in Gang zu setzen. Ehrlich gesagt finde ich das fast noch beängstigender, weil es am Ende der Kette eben keinen „Verantwortlichen“ gibt, der die Fäden zieht. Oder den man aus dem Verkehr ziehen könnte. Es ist wie ein Perpetuum mobile, das, einmal in Gang gesetzt, kaum noch aufzuhalten ist. Und wer weiß schon, welche anderen Gaunereien aktuell noch laufen, auch ohne Mitwirkung von Sloan?

O’Brien: „She always said I liked you more than I liked her.“
Bashir: „That’s ridiculous!“
O’Brien: „Right.“
Bashir: „Well, maybe, maybe you do, a bit more.“

Eine Freundschaft fürs Leben

Das andere große Thema ist die Freundschaft zwischen Bashir und O’Brien, auch wenn die Folge ehrlicherweise nicht viel Neues dazu zu sagen hat. Aber wie ich in meinen Reviews schon oft geschrieben habe, war ich immer ein Fan dieses Duos, die zwei waren eine der ersten „Bromances“ der Fernsehgeschichte – noch bevor man das so nannte. Und es hat immer funktioniert, nicht obwohl, sondern weil sie so unterschiedlich sind.

Vielleicht sollte man es hier, so kurz vor Abschluss der Serie, als kleines Farewell deuten. Ein kleiner Moment des Innehaltens in Erinnerung an all die Abenteuer in der Holosuite, die ständigen Kabbeleien und die ehrlichen Gefühle zwischen dem Doktor und dem Chief. Insofern, ja, ich bin überzeugt, dass O’Brien seine Frau liebt und Bashir Ezri (auch wenn er es ihr immer noch nicht gesagt hat), aber einander letztens Endes doch mehr mögen.

Extreme Notes

• Laut IMDb war diese Folge möglicherweise eine der Inspirationsquellen für den Film „Inception“, worin die Protagonisten in die Träume anderer einsteigen können. Auch die Wendung, dass sie glauben, sie seien wieder in der Realität, sich in Wirklichkeit aber noch immer im Traum befinden, findet sich sowohl hier als auch im Film.
• Ach ja, Logik: Weil Sloan auf die Station kommt, um das Heilmittel zu zerstören, muss er wissen, wie es aussieht. (Mein Einwand: Ich weiß auch, wie eine mathematische Formel aussieht, das heißt aber nicht, dass ich sie von jeder beliebigen anderen unterscheiden könnte.)
• Was ich auch nie verstanden habe: Wieso liegt Odo da eigentlich so völlig zerfleddert auf der Krankenstation? Wäre es nicht wesentlich angenehmer für ihn, wenn er einfach in seinen flüssigen Zustand zurückkehren würde?

2 ½ von 5 Bananen, die das Buch nur halb gelesen haben.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht