Star Trek: Discovery | Life, itself (5×10)

„Let’s go get what we came for.“

Michael versucht die Progenitor-Technologie zu entschlüsseln, während die Discovery die Breen in Schach hält. Spoiler!

Absolutely, absolutely not … um … maybe

Nachdem Michael Burnham das Portal durchquert hat, findet sie sich in einer riesigen Struktur wieder und trifft auf Moll. Nach ein paar Handgreiflichkeiten einigen sie sich auf einen Waffenstillstand, um gemeinsam die Technologie der Progenitors zu finden und zu entschlüsseln. Doch Moll fehlt die Geduld, wodurch sie eine Gravitationsanomalie auslöst, die das Portal in eins der Schwarzen Löcher zu ziehen droht. Während die Discovery gegen die Breen kämpft, fliegen Book und Culber in einem Shuttle zum Portal, um es mit einem Traktorstrahl zu stabilisieren. Saru eröffnet derweil die Verhandlungen mit Tahal.

Zu laut, zu bunt, zu unüberlegt

Wenn mich jemals ein Ende einer „Star Trek“-Serie kalt gelassen hat, dann ist es dieses. Teilweise ist das sicherlich der Tatsache geschuldet, dass man während des Drehs noch nicht wusste, dass es die finale Staffel ist, was man dieser Folge leider stark anmerkt. Aber selbst das einmal außer Acht gelassen, fand ich es erschreckend, welch großen Raum hier Kämpfe und generell Gewalt einnahmen. Die ruhigen, philosophischen Momente sind zwar da, aber sie wiegen das Action-Spektakel nicht im geringsten auf. Das mag dem einen oder anderen gefallen, aber mit einem „Star Trek“, das sich von anderen generischen Sci-Fi-Serien abhebt, hat das nicht mehr allzu viel zu tun.

„I realized we already have infinite diversity and infinite combinations. There’s no need for this technology anymore.“

Eine verpasste Chance

Das Ärgerlichste an der ganzen Sache ist, dass die Idee spürbar da ist. Drauf geschissen, dass der Weg dorthin reflektierter hätte sein können, wenn man keine schnöde Schnitzeljagd mit den Breen draus gemacht hätte. Am Ende steht eine kraftvolle Aussage, die mehr Raum verdient gehabt hätte: Die Völker der Galaxis sind bereits so verschieden, so voller endloser Variation, dass sie die Technologie gar nicht mehr benötigen. Statt noch nicht bereit zu sein, sind sie darüber hinausgewachsen. Welch eine Botschaft!

Doch wie gesagt, das geht im Chaos der Folge fast unter. Das Handgemenge zwischen Michael und Moll zieht sich ewig in die Länge und erfüllt keinen erkennbaren Zweck. Worum genau es eigentlich bei der Schlacht zwischen der Discovery und den Breen geht, wissen die wahrscheinlich schon selbst nicht mehr. Und die Bedrohung durch Tahal bleibt am Ende genau das: eine Bedrohung. Für den Ausgang der Geschichte spielt sie keine Rolle, sondern dient lediglich als Ausrede, um Saru noch irgendwie ins Geschehen zu integrieren.

Michael Burnham als „Chosen One“

Letzten Endes fehlt der Folge die Gravitas eines Finales, und das lässt sich nicht gänzlich damit erklären, dass man es nicht kommen sah. Es sind all die hausgemachten Probleme, die hier nun gebündelt aufeinandertreffen. Natürlich ist Michael die „Chosen One“, die entscheiden muss, was mit der Technologie geschehen soll. Ich werde nie verstehen, wieso es den Autoren so schwer fiel, wenigstens einmal vom üblichen Schema F abzuweichen.

Dazu muss man anmerken, dass Michael noch den einfachsten Part hatte. (In dem Moment, als ich die Dreiecke sah, wusste ich, was mit „build the shape of the one between the many“ bedeutet. Ihr etwa nicht?) Im Gegensatz zu ihr nutzt Rayner alle Ressourcen der Crew, um die Breen in Schach zu halten, das Portal zu schützen und das Breen-Schiff schließlich sogar ans andere Ende der Galaxis zu teleportieren. Aber die große Heldin ist Michael, wer auch sonst.

Der Nachdreh rettet leider nichts

Ohne zu wissen, welche Szenen genau nachgedreht wurden, nachdem man von der Absetzung erfahren hat, ist es meiner Meinung nach doch ziemlich offensichtlich. Bei Tahal und Saru bin ich unschlüssig, das wirkt alles wie im Nachhinein reingepopelt (eben, weil es auch so wenig Effekt auf die Handlung hat), aber ich traue den Autoren zu, dass sie das auch so verbockt haben. Vielleicht hätte man sich das sparen und lieber mehr von der Hochzeit zeigen sollen. Die kam nämlich überraschend kurz und leitet dann auch etwas unsanft zur unvermeidlichen Versöhnung zwischen Michael und Book über.

Nein, nachgedreht wurde ganz offensichtlich der kitschige Epilog mit der gealterten Admiral Burnham, die sich mit ihrem Ehemann (?) Book kabbelt, einen Sohn hat, der gerade Captain geworden ist, und nun die Discovery zu ihrer letzten Mission fliegen soll. (Ein recht plumper und zudem unnötiger Retcon für die „Short Trek“-Episode „Calypso“.) Inklusive eines Flashbacks zu einer nicht weiter erklärten Zusammenkunft, bei der sich die gesamte Crew gegenseitig umarmt. (Da sind plötzlich auch Detmer und Owosekun wieder dabei, die den Großteil der Staffel verschollen waren.) Hat man hier einfach die Wrap-up-Party gefilmt? Das war einfach nur peinlich und bietet für den Zuschauer null Mehrwert.

„A brick is just a brick. It can create a home or destroy a body.“

Die größte Schwachstelle war immer der Personenkult um Michael

Nach meinen letzten Reviews sollte das niemanden mehr überraschen: Ich bin heilfroh, dass ich das Projekt „Star Trek: Discovery“ zu den Akten legen kann. Ich meine, die Bedeutung der Serie für das Franchise ist nicht zu unterschätzen, es war die erste „Star Trek“-Serie des Streaming-Zeitalters und hat eine ziemlich lange Durststrecke beendet. Und wer weiß, wo wir heute stünden, wenn sich Bryan Fullers ursprüngliches Konzept einer Anthologie-Serie durchgesetzt hätte.

Wer genau wann welche falsche Entscheidung getroffen hat, ist schwer zu sagen. Ein Blick in meine alten Reviews hat zumindest meine Ahnung bestätigt, dass ich die erste Staffel damals richtig toll fand. Rückblickend war Lorca ein extrem starker Charakter und Antagonist, was die Serie so nie wiederholen konnte. Dass ich manches auch gutmütiger bewertet habe, einfach weil wir endlich wieder eine „Star Trek“-Serie hatten, ist nicht auszuschließen, es gab keinen Vergleich und keine Konkurrenz – anders als heute.

Selbst die zweite Staffel mochte ich noch, aber wenn ich ehrlich bin, war das vermutlich vor allem Pike und Spock geschuldet. Ungefähr um diese Zeit herum fing das an, dass Michael zum Dreh- und Angelpunkt jeder Krise wurde, und davon sind die Autoren leider auch nie wieder losgekommen. In der Konsequenz hatten andere Figuren nie eine Chance, von den meisten weiß ich bis heute nicht mal die Namen.

„Discovery“ dürfte die zweifelhafte Ehre zuteilwerden, die einzige „Star Trek“-Serie zu sein, die ich wohl nie wieder gucken werde. Selbst „Voyager“, das ich nie sonderlich mochte, hatte einzelne, wirklich gute Geschichten, hier aber gibt es schlicht keine Standalone-Folgen, die man sich Jahre später aus dem Zusammenhang gerissen noch mal anschauen kann. Das ist schade, aber ich habe meinen Frieden damit gemacht und schließe dieses Kapitel hiermit.

Note, itself

• Hat eigentlich irgendwer die Enthüllung gebraucht, wer Kovich in Wahrheit ist? Abgesehen davon, dass ich auch erst mal dachte „Agent Daniels wer?“, wäre es viel stärker gewesen, dieses Geheimnis einfach zu bewahren.
• Tilly will ein Mentoren-Programm an der Akademie einführen. Also so eine Meister-Padawan-Situation?

2 ½ von 5 ins Schwarze Loch geworfenen Bananen.

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