Star Trek: Deep Space Nine | Tacking into the Wind (7×22)

„Great men do not seek power. They have power thrust upon them.“

Gowrons Strategie gefährdet den Ausgang des gesamten Krieges. Damars Widerstand versucht, an eine Energiewaffe der Breen zu kommen. Spoiler!

Science is the answer here

Kanzler Gowron schickt Martok in eine sinnlose Schlacht nach der anderen – ein politisches Manöver, um den General zu diskreditieren. Selbst Sisko wird langsam nervös, da dadurch der gesamte Alpha-Quadrant bedroht ist. Worf spricht mit Martok darüber, Gowron herauszufordern, doch da der sich weigert, greift er schließlich selbst zur Waffe. Derweil haben Kira und Damar die Chance, an eine der Energiewaffen der Breen zu kommen, und schleichen sich an Bord eines Jem’Hadar-Schiffs. Dabei bricht der schwelende Konflikt zwischen Gul Rusot und Kira voll aus. Da Bashir mit dem Heilmittel nicht vorankommt, schlägt O’Brien vor, jemanden von Section 31 nach Deep Space Nine zu locken.

Eine Zeit des Wandels

Selbst wenn es nach einer Binsenweisheit klingt, Krisen bieten immer auch die Möglichkeit zur Veränderung. Genau das zeigt uns „Tacking in to the Wind“ mit dem Führungswechsel im Klingonischen Reich, der gleichzeitig ein Mentalitätswechsel ist. Aber wir erleben es auch bei Damars neuem Blick auf ein veraltetes Cardassia. Es ist fast ironisch, dass das Dominion in der Absicht antrat, die Welten des Alpha-Quadranten zu unterwerfen, in Wirklichkeit aber einen gesellschaftlichen Wandel beschleunigt hat, der sie am Ende stärken wird. Eine bemerkenswerte Entwicklung, und großartig erzählt.

„You rule without wisdom and without honor. The warriors that are gathered here will not say this to you, but I will. You are squandering our ships and our lives on a petty act of vengeance!“

Die Ehre des einfachen Mannes

Es ist ganz spannend, sich bewusst zu machen, dass der Wandel des Klingonischen Reiches bereits in „Once more unto the Breach“ in Gang gesetzt wurde. (Auch wenn ich die Folge nicht gerade in guter Erinnerung habe.) Damals wurde Martok der legendäre Held Kor gegenübergestellt – der eine ein einfacher Soldat, der andere allein durch seinen Namen privilegiert. Obwohl Martok Kor verachtet hat, hat er dessen Autorität anerkannt, einfach, weil es immer schon so war. Aus demselben Grund kann er sich Kanzler Gowron nicht entgegenstellen, obwohl er weiß, dass er dem Reich schadet.

Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz glücklich damit, wie der Konflikt am Ende gelöst wurde. Es ergibt Sinn, dass Worf kein Problem damit hat, Gowron herauszufordern. Er ist außerhalb des Reichs aufgewachsen und hat eine progressivere Einstellung, auch wenn er zuweilen sehr traditionell tut. Dass er anschließend aber den Titel an Martok weiterreicht, lässt in meinen Augen beide schwach wirken. Worf, weil er den Posten ablehnt, den er sich rechtmäßig erkämpft hat, und Martok, weil es so aussieht, als ließe er seine eigenen Kämpfe von anderen austragen.

Unabhängig davon aber ist klar, dass sich das Klingonische Reich unter Martok verändern wird, und sicherlich zum Besseren. Martok ist eng in der klingonischen Kultur verwurzelt, wird also keine radikalen Reformen durchführen, die Traditionalisten vor den Kopf stoßen könnten. Aber er ist, anders als seine Vorgänger, eben kein Berufspolitiker, sondern zuerst und vor allem ein Soldat. Er weiß um die Sorgen und Nöte des Fußvolks. Und durch seine Freundschaft mit Sisko ist es sehr wahrscheinlich, dass er sich auch nach dem Krieg um enge Beziehungen zur Föderation bemühen wird.

„He was my friend. But his Cardassia is dead, and it won’t be coming back.“

Eine Läuterung ohne Reue

Die Veränderungen auf Cardassia sind subtiler, aber nicht weniger wichtig. Obwohl die Aussage von Garak kommt, gehe ich davon aus, dass man auch innerhalb der Föderation hofft, dass Damar der nächste Anführer Cardassias wird. Strategisch ist das naheliegend, auf der vom Dominion unterjochten Welt gibt es ansonsten niemanden mehr, der die Erfahrung und das Charisma mitbringt. Die Föderation hilft Damars Widerstand gewiss nicht nur aus kurzfristigen Überlegungen heraus, sondern erhofft sich davon natürlich auch langfristig Vorteile.

Schwierig wird es, wenn man sich den Charakter von Damar anschaut. Ein bisschen wirkt das, als habe man vergessen, dass er Ziyal getötet hat. Eine unschuldige Zivilistin. Ich weiß, man versucht das in der Szene mit Kira und Garak so ein wenig zu relativieren, aber für mich persönlich greift das zu kurz. Mag sein, dass er seine früheren Methoden heute in Frage stellt, aber hat er jemals um Vergebung gebeten? Es verlangt aber seltsamerweise auch niemand. Alle scheinen vergessen zu haben, was für ein Arschloch er vor nicht allzu langer Zeit noch war. Für einen „redemption arc“ ist das arg schwach.

Ein Plan mit Mängeln

Wenig ist diese Woche zu Bashirs Versuch zu sagen, ein Heilmittel für Odo zu finden. Für ihn ist Section 31 eine Sackgasse, deshalb versucht er es auf dem Weg der Wissenschaft – bislang ohne Erfolg. O’Briens Idee, jemanden von Section 31 auf die Station zu locken, indem sie lauthals verkünden, sie hätten eine Heilung gefunden, ist auch gar nicht schlecht. Aber wird sie das der Lösung des Problems wirklich näherbringen?

Ich bin keine Wissenschaftlerin, aber wenn man ein Virus entwickelt, hat man dann wirklich zwingend auch ein Heilmittel dafür? Sind das nicht zwei völlig unterschiedliche Prozesse? Und wenn das so ist, ist es dann nicht wahrscheinlicher, dass Section 31 eben kein Heilmittel entwickelt hat, damit es dem Feind nicht versehentlich in die Hände fallen kann? Ganz abgesehen davon, dass wohl eher nicht der Wissenschaftler vorbeikommt, der das Virus entwickelt hat, und inwieweit Sloan dann hilfreich ist, weiß ich auch nicht.

Tacking into the Notes

• Der Titel kommt aus der Nautik und bezeichnet die Technik ständiger Kurskorrekturen, um gegen den Wind zu segeln.
• „If our cloning facilities were operational, I would eliminate this Weyoun immediately.“ 😮
• Odos Zustand verschlechtert sich rasend schnell. Er glaubt, dass häufiges Formwandeln die Krankheit beschleunigt.
• Dass die Jem’Hadar Damar bei dem Undercover-Einsatz nicht erkennen, fand ich ziemlich unglaubwürdig. Er dürfte aktuell Staatsfeind Nr. 1 sein.
• Ezri ist weiterhin Mitglied des Hauses Martok, weil der General sie „mag“.

4 von 5 Bananen, die Kanzler werden sollen.

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