Star Trek: Discovery | Whistlespeak (5×06)

„You think the scientists designed these clues to mock you when you can’t figure them out?“

Auf Halem’no mischen sich Burnham und Tilly unter eine Prä-Warp-Zivilisation, um den nächsten Hinweis zu finden. Spoiler!

There’s no shortcuts here

Nachdem Kovich die Identität der fünf Wissenschaftler herausgefunden hat, die die Progenitor-Technologie versteckt haben, gelingt es, den neuesten Hinweis zu entschlüsseln. Er führt sie zum Planeten Halem’no, einer trockenen Welt, die von heftigen Staubstürmen heimgesucht wird. Um der Prä-Warp-Zivilisation der Halem’nites zu helfen, hat Dr. Kreel dort einst fünf als Felsen getarnte Wetterstationen errichtet, von denen vier jedoch schon ausgefallen sind. Um ins Innere der verbliebenen Station zu gelangen und den nächsten Hinweis zu suchen, müssen Burnham und Tilly an einem Rennen zu Ehren der Götter teilnehmen.

Altbekanntes Thema ohne neue Ideen

Hach ja, die gute alte Erste Direktive und die vielfältigen Arten, sie zu umgehen. Weil halt. Irgendwie hat sich diese Thematik über die Jahre auch totgelaufen, nicht? „Whistlespeak“ liefert leider keine neuen Ansätze, sondern wirkt im Gegenteil sogar ziemlich beliebig. Der Versuch, eine fremde Kultur zu charakterisieren, scheitert hingegen allein schon an der begrenzten Zeit, was besonders dadurch auffällt, dass das titelgebende „Whistlespeak“ nur am Anfang erklärt wird, jedoch später keine Rolle mehr für die Handlung spielt.

Burnham: „You know how much paperwork I’d have to fill out for losing a perfectly good Starfleet officer?“
Tilly: „In addition to the paperwork you’re already gonna have to fill out for breaking the Prime Directive, so …“

Die Erste Direktive ist wichtig

Persönlich hielt ich die Erste Direktive immer für eine kluge Idee, da sie dem Einzelnen die moralische Entscheidung abnimmt, ob er sich einmischen soll oder nicht. Denn klar, wer auch nur einen Hauch Menschlichkeit in sich trägt, wird zwangsläufig in die Lage kommen, wo er gerne helfen will, es aber eigentlich nicht sollte. Eine Kultur muss in ihrem eigenen Tempo wachsen, sonst ist jeder Fortschritt auf tönernen Füßen gebaut. Erst die Gesellschaft, dann die Technik, nicht umgekehrt.

Auch wenn es hart klingt, bereits die Errichtung der Wetterstationen durch Dr. Kreel war eine Einmischung, die dem Gedanken der Ersten Direktive widerspricht. Die bloße Tatsache, dass er sie als Felsen getarnt hat, sollte nicht darüber hinwegtäuschen. Ihm muss klar gewesen sein, dass die Technik irgendwann ihren Geist aufgibt. Hoffte er, dass die Bewohner bis dahin weit genug entwickelt sind, um sich selbst zu helfen?

Eine unumkehrbare Kontamination der Kultur

Viel wichtiger aber ist, dass Kreel damit rechnen musste, dass die Halem’nites irgendwann dahinter kommen, dass die Felsen wichtig sind – und eine Religion darum erdichten. Und genau hier hat diese Zivilisation einen Weg eingeschlagen, den sie sonst vielleicht nicht gegangen wäre, inklusive Menschenopfern. Wie soll Ohvahz eine über Jahrhunderte gewachsene Praxis beenden, ohne weiterzuerzählen, was Michael ihm gesagt hat, und die Kultur somit noch mehr zu beeinflussen?

Es ist typisch für „Star Trek: Discovery“, dass die Folge an genau dem Punkt zur Ende ist, wo es kompliziert wird. Was kümmern eine Michael Burnham schon die Nachwirkungen ihrer fragwürdigen Entscheidungen? Fragwürdig auch deshalb, weil die Suche nach der Prognitor-Technologie demnach wichtiger ist als die Erste Direktive? (Unter uns, das wäre eine interessante Überlegung, wenn man sie denn anstellen würde, was die Serie aber ebenfalls nicht tut.)

„Ever since Trill, I’ve felt more connected, more … attuned to something greater than myself. Greater than all of us.“

Glaube ist besser als Wissenschaft?

Dass man dem den Subplot um Culbers Zhian’tara-Erfahrung zur Seite stellt, ist inhaltlich zumindest schon mal nicht verkehrt. In beiden Fällen geht es um das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Glaube, auch wenn man offensichtlich aus Gründen der Rücksichtnahme darauf verzichtet, eine verbindliche Aussage zu tätigen. Das ist nicht explizit ein Problem von „Star Trek“, aber es ist schade, dass nicht mal beim einstigen Sci-Fi-Flaggschiff die Autoren noch mutig genug sind, kontrovers zu sein.

Sei’s drum, im Falle von Culber unterliegt die Wissenschaft schließlich, denn der medizinische Scanner kann keine neurologischen Veränderungen durch das Zhian’tara finden. Was bei einer so fortschrittlichen Technik dann doch überrascht. Ich meine, ich verstehe den Ansatz, es geht darum, dass Culber eine spirituelle Erfahrung gemacht hat, aber vielleicht hätte man das auch anders thematisieren können, ohne die Wissenschaft gleich komplett zu kastrieren. Und so richtig weiß ich auch nicht, was man uns damit jetzt eigentlich sagen will: Freu dich, dass es kein Hirnschaden ist?

Whistled Note

• Ist das Satire, dass Michael ausgerechnet dann, wenn sie mal jemanden mit guter Kondition braucht, nicht Book mitnimmt, sondern Tilly?! (Nicht böse gemeint, ihr wisst, ich liebe Tilly.)

2 von 5 durstigen Bananen.

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