„It always comes back to that, doesn’t it, Dukat? Your desperate need to win the love of the Bajoran people.“
Kira wird nach Empok Nor entführt, wo Dukat eine Gemeinde um sich geschart hat, die die Pah-Wraiths anbetet. Spoiler!
I am their Emissary
Kira erhält Besuch von ihrem alten Freund Vedek Fala, doch der ist mittlerweile dem Pah-Wraith-Kult beigetreten und entführt sie nach Empok Nor. Dort empfängt sie niemand Geringerer als Gul Dukat, der behauptet, der Abgesandte der Pah-Wraiths zu sein. Seine Anhänger würden für ihn sterben, doch Dukat hat es sich in den Kopf gesetzt, auch Kira auf seine Seite zu ziehen. Als ein halb-cardassianisches Baby geboren wird, ist eigentlich offensichtlich, was passiert ist, doch Dukat verkauft es der Gemeinde als Wunder ihrer Götter. Sein Versuch, die Mutter des Kindes zu töten, misslingt jedoch, also muss er sich eine andere Strategie überlegen.
Faszinierende Abhandlung über Sekten
Zu „Covenant“ hatte ich schon immer eine gespaltene Meinung. Auf der einen Seite ist das Thema Sekten und Hörigkeit gegenüber religiösen Führern unheimlich faszinierend und wird hier auch bemerkenswert differenziert behandelt. Andererseits habe ich nach nunmehr sieben Jahren das Gefühl, dass sich die Gespräche zwischen Kira und Dukat letzten Endes im Kreis drehen. Das ist ehrlich gesagt etwas nervig, tut der Folge im Ganzen aber keinen Abbruch.
„The Prophets are not the true gods of Bajor. The Pah-Wraiths are. They were cast from the Celestial Temple because they wanted to take an active role in Bajoran life. Their only crime was that they cared about your people. But they were not allowed to help them because they lost the battle for heaven and had to flee.“
Der Kult steht und fällt mit seinem Anführer
Dass ich „Covenant“ erneut schaue, fällt indes in eine seltsame Zeit. Der Sommer 2022 geht zu Ende, und auch wenn die Parallele zur Corona-Politik Deutschlands weit hergeholt scheint, konnte ich den Gedanken daran einfach nicht abschütteln. Denn im Kern zeigt uns die Folge, dass es immer Leute geben wird, die sich nach einem starken Anführer sehnen. Machen wir uns nichts vor, der Pah-Wraith-Kult hätte ohne eine Galionsfigur wie Dukat nicht solchen Zulauf. Die Bajoraner sind enttäuscht, sie fühlen sich von den Propheten ebenso im Stich gelassen wie von ihrer Regierung und der Föderation.
Den Glauben zu wechseln, ist jedoch die eine Sache, sich einer Sekte anzuschließen, eine ganz andere. Noch dazu, wenn deren Autoritätsperson, die übrigens durch nichts außer den Glauben an ihn legitimiert wird, tief ins eigene Leben eingreift – bis hin zum Verbot oder der gnädigen Erlaubnis, sich fortzupflanzen. Das hat mit Glaube oder Religion nichts mehr zu tun, das ist blinde Hörigkeit, und das ist etwas, worauf ich seit einer Weile sehr allergisch reagiere.
Dukat: „I can see now why the Pah-Wraiths want you at my side.“
Kira: „Why is that?“
Dukat: „If I can open your heart to them, then surely I can open the heart of any Bajoran.“
Wie viel glaubt Dukat wirklich?
Was nun die Frage angeht, ob Dukat wirklich an das glaubt, was er sagt, bleibt „Covenant“ auffällig vage. Er scheint sich tatsächlich als Abgesandter der Pah-Wraiths zu verstehen, und das mag Einbildung oder Wahrheit sein. Vielleicht will er sich unterbewusst auch einfach nur als Gegenstück zu seiner Nemesis Sisko positionieren. Aber glaubt er, dass die Pah-Wraiths zu ihm sprechen? Da hege ich starke Zweifel, denn er schreckt nicht davor zurück, sein eigenes Fehlverhalten als Wunder zu deklarieren und seine Götter folglich für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Ganz zu schweigen davon, dass er zwar seine Anhänger in den Tod schicken, selbst aber eine harmlose Pille nehmen will.
Mit einem aber liegt Kira richtig, ganz unabhängig davon, wie viel von seinem eigenen Sermon Dukat glaubt: Er ist gefährlicher geworden. Er ist mehr denn je davon überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen, während alle anderen falsch liegen. Neben persönlichen Gründen steckte daher wohl durchaus auch eine gewisse Strategie hinter dem Vorhaben, Kira für die Pah-Wraiths zu gewinnen. In „The Reckoning“ hatten die Propheten sie als Vertreterin ausgewählt, es hätte also in der Tat enorme Signalwirkung, wäre ihm gelungen, sie vom Glauben abzubringen.
Contractually agreed Notes
• Der Titel ist diesmal ganz einfallsreich gewählt, denn „covenant“ ist ein alter Begriff für einen Vertrag oder ein Abkommen. Google übersetzt es schlicht als Bund, was genauso passend ist, denn es geht im Kern immer um eine Beziehung und deren vereinbarte Bedingungen.
• Dass Odo Kiras Verschwinden erst am nächsten Morgen bemerkt, verrät uns, dass sie (noch) nicht zusammenwohnen. Ist vielleicht auch schwierig, wenn man bedenkt, dass Kira ein Bett und Odo einen Eimer braucht.
• Über Dukats „I’m not responsible for the occupation, the Prophets are“ könnte man ganze Abhandlungen schreiben. Es ist die Frage, die sich wohl jeder unabhängig der Glaubensrichtung irgendwann einmal stellt: Wenn es sie wirklich gibt, wieso lassen Götter dann Kriege, Verbrechen und Leid zu?
• Ich hab nicht ganz verstanden, wozu die Sektenanhänger zusätzlich noch eine rote Armbinde tragen. Der rote Ohrring am linken Ohr ist doch schon ein eindeutiges Zeichen der Zugehörigkeit, da die Bajoraner ihren (silbernen) Ohrring sonst rechts tragen.
4 von 5 Bananen, die beim „Beten“ auch andere Sachen gemacht haben.