„Miles, this is our Molly. Just because we missed the last ten years of her life, doesn’t give us the right to take those ten years away from her. “
Molly, die achtjährige Tochter der O’Briens, fällt durch ein Zeitportal und kommt als verwilderte junge Erwachsene zurück. Spoiler!
Molly home
Nachdem Keiko und die Kinder endlich wieder auf der Station sind, unternimmt O’Brien mit ihnen ein Picknick auf dem Planeten Golana. Doch Molly fällt beim Spielen in einer Höhle durch ein Zeitportal, das sie 300 Jahre in die Vergangenheit transportiert, als der Planet noch unbewohnt war. Zwar kann O’Brien das uralte Portal wieder zum Laufen bringen, doch die Molly, die sie zurückholen, ist achtzehn Jahre alt und durch die lange Isolation völlig verstört. Die O’Briens versuchen, Mollys Erinnerungen an ihre Kindheit zu wecken und sie wieder an ein Leben auf einer Raumstation zu gewöhnen, doch das Mädchen sehnt sich verzweifelt nach offenem Gelände.
Emotionale Story mit seltsamer Botschaft
Wie jetzt, nun quälen wir O’Brien schon zweimal pro Jahr? Spaß beiseite, „Time’s Orphan“ ist eine vergleichsweise harmlose Geschichte mit emotionalem Kern und streckenweise durchaus unterhaltsam. Die Auflösung finde ich hingegen bedenklich, und damit meine ich nicht den allzu gefälligen Reset-Button. Ein wahres Vergnügen ist die Nebenhandlung um Worf, der meint, er müsse Dax seine elterlichen Qualitäten beweisen.
Keiko: „I wonder if she realized that the little girl she was looking at was herself.“
O’Brien: „I hope so. And I hope she realized that, in a way, she was going home too.“
Welches Leben ist „besser“, und wer entscheidet das?
Natürlich ist nicht zu ignorieren, dass „Time’s Orphan“ im Grunde eine Variation von „Children of Time“ ist. Als Molly durch das Zeitportal fällt, wird eine neue Alternative geschaffen, und unter diesem Gesichtspunkt ist richtig, was Keiko sagt: Selbst wenn sie die Möglichkeit haben, den Vorfall rückgängig zu machen und Molly zurückzuholen, bevor sie zehn Jahre allein auf einem unbewohnten Planeten verbringen muss – sollten sie? Welches Recht haben sie, dieses Leben für weniger wert zu erklären als das, welches Molly sonst gehabt hätte?
Tatsächlich argumentiert die Folge, dass diese Entscheidung durchaus getroffen werden darf – von Molly. Zwar kann auch sie nicht mit letzter Gewissheit sagen, dass sie ein schöneres Leben hat, wenn sie bei ihren Eltern aufwächst, doch die Wahrscheinlichkeit ist groß. Wenn sie also am Ende die kleine Molly findet und durch das Portal zurückschickt, dann weiß sie sehr genau, dass sie damit ihre eigene Existenz auslöscht. „Molly home“ meint eben gerade nicht, zurück zu einem einsamen Leben auf Golana, sondern zurück zu einer normalen Kindheit bei den Eltern.
Seltsamer Denkprozess der O’Briens
Das führt mich aber auch zu meinem größten Kritikpunkt an der Folge. Als sich abzeichnet, dass Molly sich nicht in absehbarer Zeit wieder an die Zivilisation gewöhnen wird, soll sie in ein „special care center“ verlegt werden. Für die O’Briens offenbar eine so schreckliche Vorstellung, dass sie beschließen, ihre Tochter stattdessen wieder 300 Jahre in die Vergangenheit eines unbewohnten Planeten zu schicken. Kann mir diesen Denkprozess bitte mal jemand erklären?
Ich meine, seien wir ehrlich, es ist das reinste Wunder, dass eine Achtjährige nicht nur die ersten paar Tage und Wochen auf dem Planeten überlebt hat, sondern zehn Jahre! Aber was genau lässt die O’Briens glauben, dass das auch die nächsten zehn, zwanzig Jahre so sein wird? Molly wäre für den Rest ihres Lebens allein, und da denke ich noch nicht mal daran, dass sie sich als soziales Wesen irgendwann nach einem Gefährten sehnen wird. Was, wenn sie sich verletzt oder krank wird? Ist das wirklich besser als sie in ein Institut zu schicken, wo man sich um sie kümmert?
„You are judging me on my fitness to be a parent. Don’t deny it, Jadzia. I can see it in your eyes. I have proven myself to be a worthy husband to you but you are not convinced I would be a good parent to your children.“
Vaterschaft für Anfänger
Weitaus undramatischer ist da der Nebenplot mit Worf und Dax, wo dem Eheleben der beiden eine weitere Dimension hinzugefügt wird. Denn auch wenn Dax behauptet, dass es kein Test ist, wenn sie den kleinen Yoshi in Worfs Obhut lässt, war das Experiment für sie sicherlich trotzdem aufschlussreich. Und wer wollte es ihr verdenken, bei Alexanders Erziehung hat sich Worf wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Es ist jedenfalls herzig mitanzusehen, wie ernst Worf diese Aufgabe nimmt.
Time’s Notes
• Die Idee der Folge stammt noch aus der Zeit von „Star Trek: The Next Generation“, wo sich die Geschichte um Alexander drehen sollte.
• Ursprünglich wollten die Autoren deutlich machen, dass das Zeitportal von den Iconians stammt. Am Ende entschieden sie sich aber dafür, sich auf den emotionalen Part zu konzentrieren und die technischen Details zu ignorieren.
• Ja, na ja, als jemand, der Zeit seines Lebens Pony trägt, möchte ich sagen, dass es mich direkt aus der Handlung herausgerissen hat, dass die verwilderte Molly einen sorgfältig getrimmten Pony hat.
• Ist euch aufgefallen, dass Odo, als Kira das Thema Kinder anspricht, demonstrativ das Thema wechselt? Ich witterte einen Konflikt in der Warteschleife.
2 ½ von 5 Bananen, die sich beim Spielen eine Beule zuziehen.