„Our struggle for equality has always demanded risk and, if necessary, sacrifice!“
Bei einem Besuch in Haveenas Kolonie wird Topa entführt, was zu ernsthaften politischen Verwicklungen mit den Moclan führt. Spoiler!
You know she’s way too mature for you, right?
Ein Jahr, nachdem die Planetary Union Haveenas Kolonie von Moclan-Frauen unter ihren Schutz genommen hat, steht eine Inspektion an. Die Orville schickt Kelly und Bortus auf den Planeten, die auf ihr Bitten hin auch Topa mitnehmen. Die Moclan-Delegation kommt vor ihnen an, lehnt eine Zusammenarbeit aber ohnehin ab. Als am Abend ein Fest stattfindet, nutzt Haveena die Gelegenheit, um Topa für ihr Netzwerk zu rekrutieren, obwohl sie damit gegen die Auflagen der Union verstößt. Die Moclan-Delegation, die das mitbekommt, entführt das Mädchen daraufhin auf eine geheime Militärbasis.
Ein politischer Entführungsthriller
Mit einer Laufzeit von 86 Minuten fühlt sich „Midnight Blue“ fast schon wie ein Film an. Etwas, was sich auch in der Dramaturgie bemerkbar macht, denn die Erzählung ist sehr stringent und erlaubt sich nur wenige Abweichungen vom Thema. Trotz einiger fragwürdiger Entscheidungen von Figuren und einem für mich sinnlosen Intermezzo mit Dolly Parton (das aber sicher seine Fans finden wird) ist die Folge damit eine der stärksten der Staffel. Und stellt durch den Bruch mit den Moclan einen klaren Wendepunkt dar.
Admiral Halsey: „We’re on shaky ground with their government as it is.“
Mercer: „Yeah, you know, it seems like we’re always on shaky ground with them, doesn’t it? Always bending over backwards to accommodate their bullshit.“
Topas Idealismus wird ausgenutzt
Auch wenn es auf den ersten Blick erneut um Topa geht (und in Konsequenz um die Rolle der Frauen in der Moclan-Kultur), hat „Midnight Blue“ dazu gar nicht so viel zu sagen. Interessant ist allenfalls die leise Andeutung, dass Haveena Topas Geschichte für ihre eigenen Zwecke nutzt. Das ist verständlich, inspirierende Einzelschicksale sind wichtig, sie erfüllen eine Vorbildfunktion, um gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Aber Topas Entscheidung war keine politische, sondern eine persönliche, und diese Grenze wird dabei allzu schnell verwischt.
Ganz unabhängig davon nutzt Haveena auch Topas jugendliche Naivität und Heldenverehrung aus, um sie in ihre Machenschaften hineinzuziehen, was Mercer immerhin offen ausspricht. Das ist etwas, was sich beim besten Willen nicht mehr durch gute Absichten schönreden lässt. Topa ist ein Kind, sie versteht weder die Feinheiten der Unionspolitik noch kann sie überblicken, welche persönlichen Konsequenzen es für sie hat, wenn sie sich an einer Straftat dieses Ausmaßes beteiligt. Und das ist es rein rechtlich betrachtet nun einmal, Babys von Moclus zu schmuggeln.
Die Moclan kamen bisher mit allem durch
Wesentlich bedeutender ist die Dekonstruktion der Moclan, die in dieser Folge passiert. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich die Spezies nicht sonderlich mag, und gerade zu Beginn der Serie stand ihre Kultur für meinen Geschmack viel zu oft im Vordergrund. Vielleicht war das notwendig, denn hatten wir nicht alle das Gefühl, dass sie im Grunde machen können, was sie wollen, ohne je die Konsequenzen tragen zu müssen? Dass sie zwar das Äquivalent des ungehobelten Onkels vom Land darstellen, aber für die Union viel zu wichtig sind, um ihn zu verärgern?
Wenn man will, kann man Parallelen dazu in unserer eigenen Gesellschaft erkennen. Einer Gesellschaft, in der Minderheiten nur laut „Rassismus“ schreien müssen, um Extrawürste zu bekommen. Ich werde das an dieser Stelle nicht weiter ausführen, weil das ein absolutes Minenfeld ist, aber ich fand „Midnight Blue“ gerade in dieser Hinsicht sehr entlarvend und klug. Nie war mir Malloy sympathischer als hier, wo er ausspricht, was wirklich jeder im Raum denkt, aber nicht zu sagen wagt.
„Every time they cross a line, we let it go because we’re scared to fight the Kaylon without them. And every time we compromise, they still act like they’re the ones getting the shaft. You treat people like garbage. And then when you get called on it, you bitch and you moan that we’re not respecting your ‚beliefs‘.“
Unüberlegt und ohne Plan B
Was die eingangs erwähnten fragwürdigen Entscheidungen angeht, so blicke ich da vor allem auf Bortus und Kelly, die lieber das Moclan-Schiff verfolgen statt zuerst zur Orville zurückzukehren, und praktisch unvorbereitet eine unbekannte feindliche Basis stürmen. Ich meine, ich weiß, woher es kommt, als Vater würde Bortus die Entführer notfalls eigenhändig auseinanderreißen (tatsächlich tut er das sogar fast), aber von Kelly hätte ich in der Situation einen kühleren Kopf erwartet. Ich sollte nicht so oft darauf hinweisen müssen, aber diese Leute sind Militärs, die es eigentlich besser wissen sollten.
Apropos, die Antwort auf die erste Frage, die mir bei der Basis in den Sinn kam, bleibt uns die Folge schuldig: Wozu dient sie? Ich vermute jetzt einfach mal, dass sie nicht jeden Tag kleine Mädchen entführen und foltern, also welchen Zweck hat sie? Sie liegt auffallend nah an dem Nebel, in dem sich Haveenas Kolonie befindet, aber nach einem reinen Beobachtungsposten sah das wahrlich nicht aus. Dazu sind da viel zu viele bewaffnete Soldaten rumspaziert. Und das sagt mir, dass die Moclan genauso gegen die Auflagen verstoßen haben wie Haveena.
Midnight Notes
• Viele werden das anders sehen, aber ich fand es süß, dass sich Topa in Malloy verguckt hat. Auch ihre Erklärung: „You are a male, and yet you possess many prominent female traits, which I find appealing.“ Außerdem war ich beeindruckt, wie vergleichsweise souverän beide damit umgehen.
• Können wir noch mal kurz auf die äußerst nebulöse Moclan-Anatomie zurückkommen? „Tell me, little worm, were you this impotent before they cut off your kla’fash?“ fragt der eine Entführer. Heißt das, dass sie doch so etwas wie ein primäres Geschlechtsorgan haben? Obwohl sie Eier legen? Mann, ich bin verwirrt.
• Das Happyend mit Klyden kam viel zu überstürzt. Nach allem, was Bortus wegen dem Mann durchgemacht hat, macht er jetzt einfach wieder auf glückliche Familie?
4 ½ von 5 Bananen, denen Bortus auch noch das zweite Auge aussticht.