„You are the dreamer. And the dream.“
Sisko hat Visionen, in denen er ein Science-Fiction-Autor der 1950er ist, der gegen Rassismus kämpft. Spoiler!
You cannot destroy an idea!
Sisko scheint plötzlich an Halluzinationen zu leiden, doch eine Untersuchung von Bashir ergibt, dass dieselben Hirnareale betroffen sind wie damals bei seinen Visionen („Rapture“). Bald darauf taucht Sisko ganz in die Vision ein und wird zu Benny Russell, einem Schriftsteller bei einem Magazin für Science-Fiction-Storys auf der Erde des Jahres 1953. Als der hauseigene Zeichner die Skizze einer Raumstation anfertigt, kommt Benny die Idee für eine Geschichte über Deep Space Nine. Doch sein Held ist ein Farbiger – ein Unding zu jener Zeit, weshalb sich der Verleger weigert, die Story zu veröffentlichen. Für Benny bricht eine Welt zusammen, denn seine Wirklichkeit verschmilzt zusehends mit der Fiktion der Station.
Gute Geschichte, aber in der falschen Serie
„Far beyond the Stars“ hatte für mich schon immer das Problem, dass sich die Folge trotz ihres wichtigen Anliegens bei „Star Trek: Deep Space Nine“ fehl am Platz anfühlt. Das hat gleich zwei Gründe. Der offensichtlichere ist, dass die Geschichte nichts mit der Handlung der Serie zu tun hat. Bashirs Diagnose, dass es sich um Visionen handelt, wirkt fast wie eine Entschuldigung, denn eigentlich wird nie erklärt, wieso Sisko wieder welche hat oder welches Ziel die Propheten damit verfolgen. Es folgt schlicht nichts daraus und schließt noch nicht mal an den Anfang der Folge an, wo es noch darum geht, dass der Krieg nicht vorbei ist, auch wenn es sich manchmal so anfühlt.
Der zweite Grund dafür, dass die Folge wie ein Fremdkörper wirkt, liegt an „Star Trek“ selbst. Dreh- und Angelpunkt des Franchises war es immer, einen Idealzustand unserer Zukunft zu zeigen. Einer Zukunft, in der alle teils kleinlichen Konflikte unserer Zeit seit langem überwunden sind. Deep Space Nine wird von einem farbigen Captain kommandiert, und das war innerhalb der Serie niemals ein Thema. Was ficht mich als Zuschauer nun Benny Russell an, dessen großer Traum ja offensichtlich Realität geworden ist? Damit will ich nicht sagen, dass sein Schicksal nicht großartig erzählt ist oder die Folge schlecht wäre. Sie hat nur einfach nichts mit „Star Trek“ zu tun.
„Maybe we’re nothing more than figments of his imagination. For all we know, at this very moment, somewhere, far beyond all those distant stars, Benny Russell … is dreaming of us.“
Viele neue alte Gesichter
Unabhängig davon ist „Far beyond the Stars“ aus Produktionssicht eine durchaus interessante Folge. Bei wohl keiner anderen Gelegenheit in der Serie sehen wir so viele der Schauspieler, die sonst Aliens spielen, ohne Maske und aufwendiges Make-up. Gerade Figuren wie Quark, Worf oder Weyoun erkennt man kaum wieder, wenn man die Darsteller nicht schon anderweitig gesehen hat. Gleichzeitig weisen die Charaktere, die sie hier verkörpern, subtile Parallelen zu ihren eigentlichen Figuren auf; die Sticheleien zwischen Douglas Pabst und Herbert Rossoff spiegeln zum Beispiel perfekt die Beziehung zwischen Odo und Quark wieder.
Daneben finden sich aber auch einige bemerkenswerte Meta-Elemente in der Folge. Dazu gehört beispielsweise Kiras Figur Kay Eaton, die hier unter dem Pseudonym K.C. Hunter veröffentlichen muss, weil die Leser der 50er eine Frau als Autorin ebenso wenig akzeptiert hätten wie einen Farbigen. Tatsächlich schrieb Dorothy Catherine noch in den 60ern ihre Drehbücher für „Star Trek“ unter dem Namen D.C. Fontana, um ihr Geschlecht vor dem Publikum zu verbergen. Dass das Franchise immerhin in einem Nebensatz anerkennt, dass es diese Form von Sexismus einst unterstützt hat, ist lobenswert.
Far beyond the Notes
• Auf einem Zettel über Herbert Rossoffs Schreibtisch steht übrigens: „No one would believe that a cheerleader could kill vampires“. Armin Shimerman, der Rossoff spielt, hatte zur selben Zeit auch eine wiederkehrende Rolle in „Buffy The Vampire Slayer“.
• Böser Schnittfehler: Benny nimmt in seinem Apartment eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank und läuft damit zum Schreibtisch. Dabei zieht er seine Jacke aus, worauf die Milch urplötzlich aus seiner Hand verschwunden ist.
• Julius Eaton alias Bashir: „We’re writers, not vikings.“
2 ½ von 5 Bananen, die von einer besseren Zukunft träumen.