„What the hell do you want from me? My approval?!“
Sisko und Dukat stürzen auf einem verlassenen Planeten ab und kriegen sich bei der Definition von Heldentum in die Haare. Spoiler!
I have to know that he respects me
Sisko begleitet den Kriegsgefangenen Dukat beim Flug nach Starbase 621, um ihn den Behörden zu übergeben. Doch ihr Schiff wird angegriffen, und als Sisko wieder zu sich kommt, findet er sich mit Dukat in einer Höhle auf einem angeblich lebensfeindlichen Planeten wieder. In einem unbeobachteten Moment entdeckt Sisko, dass Dukat entgegen seiner Behauptung keinen Notruf abgesetzt hat und offensichtlich plant, ihn über kurz oder lang zu töten. Zunächst aber möchte der von Halluzinationen heimgesuchte Dukat, dass Sisko ihn als den Heilsbringer anerkennt, als der er sich selbst sieht.
Die Serie macht es sich zu einfach
„Star Trek“ hat ein riesengroßes Problem: seinen eigenen Anspruch als Utopie einer besseren Zukunft. Einer Zukunft, in der das Gute immer siegt und die Bösen entweder Dilettanten sind, die nichts auf die Reihe kriegen, oder heroisch von der Föderation besiegt werden. Das ist Fantasy in Reinkultur, eine Schwarz-Weiß-Malerei, die erwachsene Zuschauer zu Kleinkindern degradiert, denen erst noch erklärt werden muss, was richtig und was falsch ist. Sisko gut, Dukat böse. Dummerweise geht diese Formel in „Waltz“ nicht auf und lässt Sisko am Ende selbst wie einen Extremisten aussehen.
„Nothing is truly good or truly evil. Everything seems to be a shade of gray. And then you spend some time with a man like Dukat, and you realize that there is such a thing as truly evil.“
Die Ambivalenz des Gul Dukat
Ich glaube, es muss irgendwann in der zweiten Staffel gewesen sein, als ich zum ersten Mal feststellte, was für ein ungemein faszinierender Charakter Gul Dukat ist. Es ist mit Blick auf diese Folge vielleicht ganz aufschlussreich, dass mir das als Teenager, als ich die Serie zum ersten Mal sah, nicht auffiel. Damals war es mir wahrscheinlich nur recht, dass man ihn hier zum puren Bösen erklärte, da mir der Sinn für Graustufen noch fehlte. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, ist es einfach nur bitter, mitanzusehen, was die Autoren der Figur antun.
Gul Dukat ist eine ambivalente Persönlichkeit, und das liegt größtenteils an der nuancierten Darstellung von Marc Alaimo, weniger an den Autoren. Es gab Momente in der Serie, in denen das Drehbuch ihn ganz offen in eine bestimmte Richtung drängen wollte, ihn zur Karikatur eines größenwahnsinnig Despoten machen wollte. Womit wohl niemand rechnete, war, dass Alaimo ihn trotz allem irgendwie … liebenswert machen würde. Nicht im Sinne von sympathisch, sondern wie eine lebende, atmende Person mit Ecken und Kanten.
Wie man eine Figur zerstört
Aber das hier ist „Star Trek“, und dass das Publikum den Bösewicht mag, das geht einfach nicht. Ehrlicherweise kann ich nicht nachvollziehen, wieso „Waltz“ so ein Fanliebling ist, für mich ist die Folge nur ein plumper Versuch, die Figur Dukat kaputt zu machen. Dass ihn der Verlust seiner Tochter in den Wahnsinn treibt, ist sogar noch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. Aber statt es dabei zu belassen, wird er hier zum Teufel höchstpersönlich stilisiert – und das eigentlich nur, um Sisko im Vergleich gut aussehen zu lassen. (Was er nicht tut, er legt hier die gleiche schmallippige Borniertheit an den Tag wie bei Eddington.)
Dancing Note
• Ach ja, dass sie Sisko doch noch finden, kurz bevor sie zu einer anderen Mission müssen, ist übrigens nur eine Fußnote wert. Der vorgebliche Konflikt, ob sie weiter Sisko suchen oder den Konvoi beschützen, ist nie einer.
1 von 5 Bananen in Graustufen.