„Whether he dies or I do, this ends today.“
Obi-Wan stellt sich erneut dem Kampf gegen Darth Vader, und Reva macht auf Tatooine Jagd auf den jungen Luke. Spoiler!
Have you come to destroy me, Obi-Wan?
Weil der Frachter unter dem Beschuss von Vaders Sternzerstörer über kurz oder lang auseinanderbrechen muss, will ihnen Obi-Wan mehr Zeit verschaffen, indem er sich in einem Shuttle absetzt. Der Plan geht auf und Vader lässt die Zivilisten ziehen, um stattdessen ihn zu verfolgen. Auf einem verlassenen Planeten kommt es erneut zum Duell zwischen ihnen. Unterdessen erreicht Reva Tatooine und greift im Schutz der Dunkelheit die Farm von Owen und Beru an. Luke gelingt es zwar, zu flüchten, doch Reva ist ihm dicht auf den Fersen.
Für eine andere Zielgruppe gemacht
Mehrmals während dieser Folge kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht einfach aus „Star Wars“ herausgewachsen bin und andere die Serie ganz großartig finden. Okay, ich weiß, dass es nicht so ist und die Kritiken insgesamt ziemlich durchwachsen waren, aber ganz von der Hand zu weisen ist das dennoch nicht. Womöglich ist „Obi-Wan Kenobi“ einfach für eine andere Zielgruppe gemacht, die sich noch von diesem Universum verzaubern lässt. Immerhin, „Part VI“ rettet so manches, was in den vorherigen Folgen verbockt wurde, aber am Ende bleibt doch irgendwie die Frage, wozu das alles nun eigentlich gut war.
„Did you truly think that you could defeat me? You have failed, Master.“
Psychodrama vs. Baby-Leia
Wollt ihr meine Theorie hören? Die Autoren hätten die Serie gerne um die komplexe Beziehung von Obi-Wan und Anakin aufgebaut, wussten aber, dass damit kein Massenpublikum zu erreichen ist. Also haben sie diese wilde Story um die Entführung von Leia ausgetüftelt, die den eigentlichen Kern der Geschichte am Ende völlig erdrückt hat. Aber was weiß ich schon, vielleicht saßen die auch im Writer’s Room und haben sich bei dem Gedanken an Baby-Leia einfach beömmelt. Scheiße, wenn das schon bei „The Mandalorian“ funktioniert hat, warum nicht noch mal?
Traurig ist, dass sie da wirklich eine Chance vertan haben. Das Lichtschwertduell im Zwielicht ist vielleicht nicht gerade visuell das Tollste, was je über die Fernsehbildschirme geflackert ist, aber psychologisch ist es wahnsinnig spannend. Die Tatsache, dass Vader Anakin und den Mann, der er jetzt ist, als zwei verschiedene Personen betrachtet, sagt viel darüber aus, wie zerrissen er innerlich ist. Und interessanterweise erfahren wir jetzt, dass Kenobis „von einem gewissen Standpunkt“ aus direkt auf Vader zurückgeht, der sagt: „You didn’t kill Anakin Skywalker. I did.“
Obi-Wan und Vader gehen getrennte Wege
Das ist nicht der einzige elegante Retcon der Folge. Habe ich mich anfangs noch gefragt, wie sie das Dilemma lösen wollen, dass Obi-Wan entschlossen zu sein scheint, Anakin zu töten, wir aber bereits wissen, dass er es nicht tut, zeigt sich nun, dass das niemals die Frage war. Obi-Wan war von Schuldgefühlen geradezu zerfressen, ohne sich das selbst eingestehen zu können. Sein „I’m sorry, Anakin“ enthält so viel Schmerz über den Verlust eines guten Freundes, von dem er nun einsieht, dass er ihn wirklich verloren hat. Und Vader ist seiner Aufmerksamkeit letztendlich nicht würdig.
Der auf der anderen Seite ist durchaus entschlossen, seinen alten Meister weiter zu jagen. Vielleicht mehr aus Enttäuschung denn aus Hass. Es ist der Imperator, der ihn davon abhält, der ihn daran erinnert, dass Obi-Wan nicht mehr sein Meister ist, sondern er. Es war immer seltsam, dass Obi-Wan bzw. Ben so lange unbehelligt auf Tatooine leben konnte, obwohl das eigentlich der erste Ort ist, wo Vader ihn vermuten müsste. Nun wissen wir, das war ein bewusster Bruch mit ihm und der Vergangenheit.
„Kenobi means nothing. I serve only you, my Master.“
Eine komplett verschenkte Figur
Revas Anwandlung, Luke töten zu wollen, ist im Vergleich dazu nur eine Fußnote. Das war eine klassische Fehlentscheidung der Autoren, die wohl dachten, dass sie mit ihr eine spannende neue Figur einführen. In Wirklichkeit interessierte mich ihr Plot nicht im geringsten, genauso wenig ihre „Erlösung“. Und seien wir realistisch, ohne sie wäre diese Folge auch nicht wesentlich anders verlaufen.
Realistischerweise Zeitverschwendung
Mein Schlussfazit? Ein Teil von mir ist fast erleichtert, dass sich all die Kritik als wahr herausgestellt hat. Es wäre so viel peinlicher, müsste ich an dieser Stelle zugeben, dass ich die Miniserie richtig toll fand. Das größte Problem scheint mir zu sein, dass man sich im Vorfeld nicht darauf verständigt hat, was eigentlich der Zweck des Ganzen ist. (Das finde ich fast am ärgerlichsten, denn da gewinnt man schon Ewan McGregor dafür und gibt ihm anschließend nichts zu tun.)
„Obi-Wan Kenobi“ stellt zwar formal eine passable Brücke zwischen der Prequel-Trilogie und den Originalfilmen dar, hat darüber hinaus aber nichts zu sagen. Und das zieht sich wirklich durch alles: von Leia, die natürlich schon als Kind total tough war, über Vader, der keinen nennenswerten Beitrag zur Handlung leistet, bis hin zu den mutmaßlichen Anfängen der Rebellion, die aber auffallend vage bleiben. Das tut keinem weh, ist morgen aber auch schon wieder vergessen. (Dass es auch anders geht, hat inzwischen ja „Andor“ bewiesen.)
The Notes will hunt themselves
• Das wurde nie letztgültig geklärt, aber ich gehe davon aus, dass Reva dachte, Luke sei Obi-Wans Sohn. Die Verbindung zu Anakin hat sie meines Erachtens nicht gezogen.
• Die Synchronautoren hatten auch einen guten Tag: aus Obi-Wans „hello there“ zu Luke (eine Parallele zu seiner Begegnung mit R2-D2 in „A New Hope“) haben sie „wie geht’s denn so?“ gemacht. Ich hab mich fast bepisst vor Lachen.
• Ja, nun, wir kriegen das Cameo von Qui-Gon Jinn, aber so spät und so kurz. Er fand das übrigens auch: „Well, took you long enough.“
3 von 5 Bananen, die keinen Blaster kriegen.
Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht