„All I have to do is get him this card. How hard can that be?“
Jake will eine Baseballkarte für seinen Vater ersteigern, doch ein verrückter Forscher kommt ihm zuvor. Spoiler!
I’m not crazy, I’m … just a little obsessed
Die Stimmung auf Deep Space Nine ist gedrückt, ein Krieg gegen das Dominion scheint unausweichlich. Um seinen Vater aufzumuntern, möchte Jake Sisko eine antike Baseball-Sammelkarte ersteigern, doch das ist schwerer als gedacht. Ein gewisser Dr. Giger kommt ihm zuvor und ersteigert die Box mit der Karte, weshalb sich Jake und Nog auf einen Handel einlassen: Sie besorgen Giger gewisser Dinge für seine Forschung, dafür bekommen sie die Baseballkarte. Zur selben Zeit finden auf der Station Verhandlungen zwischen Bajor und dem Dominion über einen Nichtangriffspakt statt. Sisko rät Kai Winn, auf Zeit zu spielen.
Die Ruhe vor dem Sturm
„In the Cards“ ist eine in der „Star Trek“-Historie wohl einzigartige Folge. Während der ernste Teil der Geschichte nur eine Nebenrolle spielt, tritt die leichte und lustige Story in den Vordergrund. Das Spannende daran: Am Ende trägt sie dennoch enorm viel zur großen Handlung der Serie bei und verschafft uns wohl die letzte Verschnaufpause, bevor alles den Bach runtergeht. Ein absolutes Highlight, und das in jeder Hinsicht.
„Death is nothing more than the result of cellular boredom.“
Kleine Gefälligkeiten heben die Stimmung
Es liegt in erster Linie an dem Duo Jake und Nog, dass „In the Cards“ so gut funktioniert. Die beiden sind Freunde der ersten Stunde, und auch wenn sich ihr Leben seither stark verändert hat, nehmen wir es ihnen immer noch ab, dass sie sich kopfüber in ein Abenteuer wie dieses stürzen. Wer erinnert sich nicht an „Progress“, als sie schon einmal mithilfe von Tauschgeschäften versuchten, das große Geld zu machen. (Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen enttäuscht, dass die selbstdichtenden Schaftbolzen diesmal keinen Auftritt hatten.)
Nach einem ganz ähnlichen Prinzip funktioniert die Geschichte hier, nur mit dem Unterschied, dass sie diesmal Gefallen eintauschen. Sie übernehmen ungeliebte Routinearbeiten oder besorgen verloren gegangene Gegenstände und erhalten dafür die gewünschten Sachen. Der so nicht geplante Nebeneffekt: Am Ende hat nicht nur Sisko bessere Laune, weil er die Baseballkarte bekommt. Auch der Rest der Crew ist durch die kleinen Dienste Jakes und Nogs wieder besser drauf und somit mental besser für den Krieg gerüstet.
Unterhaltung für die Zellen
Natürlich ist der ganze Plot um Dr. Giger einfach nur bescheuert. Unsere Zellen langweilen sich wortwörtlich zu Tode und deshalb sterben wir? Was für ein Konzept! Ob die „Cellular Regeneration and Entertainment Chamber“, in der man acht Stunden täglich verbringen muss, um unsterblich zu werden (obwohl es nach fünf Stunden dann doch etwas langweilig wird), oder die „soulless minions of orthodoxy“, die Giger angeblich auf den Fersen sind – es wird von Minute zu Minute verrückter.
Getoppt wird das eigentlich nur noch von Weyoun, dem die Absurdität dieser Forschung völlig entgeht, und der es nicht für einen Zufall hält, dass Giger ausgerechnet unter seinem Quartier eine Maschine unbekannten Zwecks baut. Oder dass Jake und Nog sämtliche höheren Offiziere der Station abklappern. Immerhin, als Jake daraufhin eine noch wildere Story über einen zeitreisenden Baseballspieler aus dem Ärmel schüttelt, glaubt er ihnen die echte Wahrheit dann doch.
„Even in the darkest moments, you can always find something that’ll make you smile.“
Das Schicksal Bajors hängt am seidenen Faden
Der ernsthafte Teil der Folge nimmt wie gesagt nur wenig Raum ein, was uns auch ein bisschen ein Gefühl dafür vermittelt, wie sich die Situation für Außenstehende darstellt. Wir Zuschauer sind es gewohnt, stets in der ersten Reihe zu sitzen, dass wir manchmal vergessen, dass die Details dessen, was vor sich geht, oft niemandem außer ein paar Eingeweihten bekannt sind. Die Verhandlungen zwischen Bajor und dem Dominion sind ohne Zweifel entscheidend für das Schicksal des Planeten, aber den gemeinen Bürger interessiert am Ende nur das Ergebnis.
Und das Ergebnis, nun, darauf werden wir noch warten müssen. Wie Sisko feststellt: Es ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder wird Bajor das erste Opfer des Krieges oder die nächste Welt, die sich das Dominion einverleibt. Im Grunde war ich erstaunt, dass Kai Winn zu diesen Verhandlungen geschickt wird und nicht der Premierminister. Dass sie Weyoun sagt, sie müsse das zuerst mit der Regierung klären, ist insofern nur allzu glaubwürdig. Aber ob ihnen mehr Zeit jetzt wirklich noch hilft?
In the Notes
• Jake, der sich um Kopf und Kragen redet, warum Menschen kein Geld haben („we work to better ourselves and the rest of humanity“), ist geradezu eine Parodie der „Star Trek“-Werte.
• Dass sich Winn an Sisko wendet, ist eine schöne Kontinuität, denn es waren auch seine Visionen in „Rapture“, die Winn dazu gebracht haben, die Beitrittsverhandlungen mit der Föderation vorerst abzubrechen.
5 von 5 Bananen, deren Zellen sich zu Tode langweilen.