„I’m Lewis Zimmerman, Director of Holographic Imaging and Programming at the Jupiter Research Station. And I’m here to make you … immortal.“
Bashir wird als Gesicht des neuen Holo-Doktors ausgewählt. Doch er hat ein Geheimnis, das seine Karriere zerstören könnte. Spoiler!
We don’t face our problems, we come up with new plans
Dr. Julian Bashir wird ausgewählt, das Gesicht des neuen medizinisch-holografischen Notfallprogramms zu werden. Zu diesem Zweck besucht der Erfinder der Technik, Dr. Lewis Zimmerman, die Station. Er will Daten sammeln, indem er Familie und Freunde interviewt. Auch Bashirs Eltern lädt Zimmerman – entgegen dessen ausdrücklichen Wunsch – nach Deep Space Nine ein. Was keiner ahnt: Bashir hat nicht einfach nur ein schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern. Sie haben ihn als Kind einer genetischen Therapie unterzogen, um seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu verbessern. Ein Verfahren, das innerhalb der Föderation verboten ist.
Eine völlig neue Seite an Dr. Bashir
Lass mich euch ein Geheimnis verraten: Ich war praktisch von Tag 1 an ein Riesenfan von Dr. Bashir. Es waren die Neunziger, ich war ein hormongesteuerter Teenager und Alexander Siddig süß. Fünf Jahre später bekam die Figur dann endlich Profil – und ich wurde erneut Fan. Zugegeben, dass „Doctor Bashir, I presume“ ausgerechnet auf den Zweiteiler folgt, der enthüllte, dass Julian einen Monat lang in Gefangenschaft war, ist eine fragwürdige Entscheidung, tut der Folge ansonsten aber keinen Abbruch. Sie ermöglicht uns eine völlig neue Sicht auf einen Charakter, den wir schon zu kennen glaubten, und das gelingt wahrlich nicht vielen Serien in ihrem fünften Jahr.
„Two hundred years ago, we tried to improve the species through DNA resequencing. And what did we get for our troubles? The Eugenics Wars. For every Julian Bashir that can be created, there’s a Khan Singh waiting in the wings, a superhuman, whose ambition and thirst for power have been enhanced along with his intellect.“
Eine ständig vermiedene Thematik
Genetische Verbesserungen sind das große Schreckgespenst der Föderation. Gewöhnlich nur leise gemurmelt und im gleichen Atemzug mit dem Namen Khan Noonien Singh. Ganz ehrlich, ich habe den Hype um dieses Thema nie verstanden, vielleicht auch, weil sich „Star Trek“ in seiner über fünfzigjährigen Geschichte schwer getan hat, es tatsächlich einmal zum Thema zu machen. Warum sprechen wir nicht unvoreingenommen über die Vor- und Nachteile? Gerade in einer Serie, in der medizinisch so vieles möglich ist, mutet dieses Tabu einfach nur steinzeitlich an.
So gesehen, ja, ich war schon damals froh, dass es „Star Trek: Deep Space Nine“ war, dass diesen ersten Schritt tat. Denn wenn es eine Serie gibt, die dazu bereit ist, auch die unangenehmen Fragen zu stellen, dann ist es diese. Und die unangenehme Frage hier lautet: Heiligt der Zweck die Mittel? Denn anders als bei Khan hatten die Bashirs niemals Weltherrschaft oder etwas ähnlich Abstraktes im Sinn. Nein, sie machten sich schlicht Sorgen um ihren Sohn und wollten ihm helfen. Klar, schafft man einen Präzedenzfall, schafft man viele, aber es ist gut, dass die Autoren das hier so offen auf den Tisch legen.
Keine statische Moral von der Geschicht
Natürlich eröffnet das wiederum eine ganz andere Debatte, die eine tiefe Wunde in Bashirs Familie gerissen hat. War es moralisch richtig? Aus Julians Sicht hatten seine Eltern ihn bereits aufgegeben, bevor er überhaupt die Chance hatte, eine Person zu werden. Aus Sicht seiner Eltern haben sie ihn vor lebenslanger Enttäuschung bewahrt und ihm unnötiges Leid erspart. Recht haben beide, und es ist völlig okay, als Zuschauer mehr in die eine oder die andere Richtung zu tendieren. Das ist letzten Endes das Wesen von Ethik, dass es keine allgemeingültigen Antworten gibt.
Anders ist das bei der Judikative, weshalb die Folge in diesem Punkt auch eindeutig ist: Die Behandlung stellt rechtlich gesehen ein Verbrechen dar und muss entsprechend geahndet werden. Wahrscheinlich kommt die Sternenflotte den Bashirs schon weit entgegen, indem nur Richard bestraft wird, nicht aber Amsha, obwohl sie mutmaßlich im gleichen Maße beteiligt war. Was ich nicht verstehe, ist, wieso Julian straffrei ausgeht. Sicher, an den Verbesserungen selbst trägt er keine Schuld, aber er hat gelogen, um in seine jetzige Position zu gelangen. Dass das so gar keine Konsequenzen hat, schwächt in meinen Augen die Aussage.
„I was six. Small for my age. A bit awkward physically. Not very bright. In the first grade, while the other children were learning how to read and write and use a computer, I was still having trouble trying to tell a dog from a cat, and a tree from a house. I didn’t really understand what was happening.“
Bashir und wie ihn seine Freunde sehen
Besonders hervorzuheben sind abseits der genetischen Thematik übrigens die Interviews, die Zimmerman mit Bashirs Freunden und Kollegen führt. Die liefern zwar keine neuartigen Erkenntnisse, sind in ihrer Vorhersehbarkeit aber irgendwie liebenswert. Und als O’Brien seine Lobeshymne anstimmt (nicht ohne sich mehrmals abzusichern, dass Julian die Antworten auch wirklich nie zu Gesicht bekommt), da ging mir wahrlich das Herz auf.
Einziger Wermutstropfen: Die arg konstruierte Szene, in der Bashirs Eltern das Geheimnis schließlich doch ausplaudern. Die ganze Zeit reden sie nur vom „little secret“, und dann gehen sie plötzlich hin und sagen „Sohn, wir haben nachgedacht, wir werden niemandem verraten, dass du genetisch verbessert wurdest.“ Und listen gleich noch alle Details seiner Behandlung auf. Das war billig.
Wo die Liebe hinfällt
In einer harmlosen kleinen Nebenhandlung überwindet Rom außerdem endlich seine Schüchternheit und gesteht Leeta seine Liebe. Nachdem Dr. Zimmerman ihr den Hof gemacht und ihr sogar ein eigenes Café auf dem Jupiter versprochen hat. Das ist alles sehr süß und lustig erzählt, und alles in allem geben Rom und Leeta ein schönes Paar ab, insofern stört es mich auch nicht weiter, dass das nicht das geringste mit dem Hauptplot zu tun hatte.
Notes, I presume
• Ich frage mich, ob es Teil des Deals ist, dass Bashir weiterhin lügt, oder ob er jetzt mit jedem offen darüber sprechen kann, dass er genetisch verbessert wurde.
• Bashirs Geburtsname war übrigens Jules. Er änderte ihn in Julian, als er mit fünfzehn erfuhr, was seine Eltern getan hatten. (Seiner Meinung nach ist Jules damals nämlich gestorben.)
• Herrlich auch, als O’Brien dämmert, dass Bashir ihn beim Dart immer hat gewinnen lassen. Weshalb er ihn dann auch erst mal zwei Meter weiter nach hinten bugsiert, um die Verhältnisse auszugleichen.
• Das ist, glaube ich, das einzige Mal, dass Roms Exfrau Prinadora erwähnt wird. Er war über beide Ohren verliebt, sie hat ihn ausgenommen, und dann saß er plötzlich allein mit Nog da.
4 von 5 Bananen ohne Gentechnik.