„A shared acceptance of mutual sacrifice is crucial to a successful relationship.“
Spock bekommt Besuch von seiner Verlobten T’Pring, Pike führt Verhandlungen, und Una spielt mit La’an „Enterprise Bingo“. Spoiler!
We having fun yet?
Nach der Begegnung mit den Gorn muss die Enterprise erst einmal ins Trockendock von Starbase One. Eine gute Gelegenheit für die Crew, eine Auszeit zu nehmen. Während sich Chapel und Ortegas ins Nachtleben stürzen und Una und La’an herausfinden wollen, was an diesem „Enterprise Bingo“ eigentlich so unterhaltsam sein soll, erhält Spock Besuch von seiner Verlobten T’Pring. Doch allen Planungen zum Trotz wird er bei Pikes Verhandlungen mit den R’ongovians gebraucht. Um ihr zu verdeutlichen, warum ihm seine Pflicht so wichtig ist, schlägt Spock T’Pring eine „soul sharing“ Zeremonie vor. Die allerdings funktioniert so gut, dass sie plötzlich im Körper des jeweils anderen stecken.
Freaky Friday
Mein erster Gedanke beim Schauen dieser Folge: Körpertausch? Echt jetzt?! Was dafür prädestiniert schien, in peinlichsten Kalauern zu enden, entpuppt sich als überraschend reflektiertes Gedankenspiel über gegenseitiges Verständnis und Kompromisse in Beziehungen. Ein Prinzip, das im übertragenen Sinne auch auf die Verhandlungen mit den R’ongovians zutrifft, die eigentlich nur wollen, dass sich jemand in sie hineinversetzt. Mein persönliches Highlight aber waren die Abenteuer der beiden vermeintlichen Spaßbremsen Una und La’an.
T’Pring: „We must prioritize our relationship.“
Spock: „Of course. I still have some diplomatic responsibilities I must dispense with before.“
T’Pring: „I expected no different.“
Spock: „You are disappointed.“
T’Pring: „I am realistic.“
Was in einer Beziehung wirklich zählt
Es liegt in der Natur eines Prequels, dass wir auch im Falle von Spock und T’Pring den Ausgang der Geschichte bereits kannten, bevor wir überhaupt den Anfang gesehen hatten. In gewisser Weise nimmt das natürlich die Spannung raus, doch eigentlich ist es sogar ein sehr interessanter Ansatz. Es geht in Serien oft nur darum, wie sich ein Paar findet oder ein Paar trennt, der Mittelteil wird eher selten erzählt. Dabei stecken gerade dort die größten Hürden, wenn man plötzlich merkt, dass der Partner nicht dem Idealbild entspricht oder die Werte und Prioritäten unterschiedlich sind.
T’Pring wusste natürlich, worauf sie sich bei Spock einlässt, und es tut der Figur extrem gut, dass sie (anders als damals bei TOS) ein eigenes Leben und eine eigene Karriere hat. Sie sitzt nicht zu Hause und wartet auf ihren Verlobten, während der durch die Galaxis turnt, aber sie erwartet freilich schon ein gewisses Maß an Engagement von ihm. Ein Körpertausch ist vielleicht etwas übertrieben, um sich in den anderen hineinzuversetzen, doch am Ende gewinnen dadurch beide ein tieferes Verständnis füreinander.
Ehrlichkeit ist essenziell
Es ist eine er besonderen Qualitäten von „Star Trek“, dass sich das Thema der Woche oftmals über mehrere Plots erstreckt. So lässt sich die Lektion, die Spock und T’Pring aus ihrer Erfahrung ziehen, auch auf die Beitrittsverhandlungen mit den R’ongovians übertragen. Die Spezies hat ihre Heimat offenbar in der Nähe sowohl der Klingonen als auch der Romulaner. Entsprechend viel liegt der Föderation daran, sie für sich zu gewinnen, bevor sie sich eventuell mit einem der beiden anderen Reiche verbünden.
Pike nennt die diplomatische Technik der R’ongovians „radical empathy“. Ich dachte ehrlich gesagt im ersten Moment, die wären so was wie soziale Chamäleons, die gar nicht anders können als andere nachzuahmen. Doch deshalb streiten sie mit den Tellariten, reden freundschaftlich mit Pike und diskutieren streng logisch mit Spock. Der Schlüssel zum Erfolg aber besteht darin, dass sie sich den R’ongovians anpassen, also ihren Standpunkt einnehmen. Erst mit absoluter Ehrlichkeit können sie sie überzeugen, der Föderation beizutreten.
Vaso: „With so many voices in your Federation, how do you decide which one is in control?“
Pike: „We vote. We get our power from all our membership, so we try to listen to each other, all of us.“
Vaso: „We too listen. Empathy is a hallmark of our people. Few understand that.“
Spaß ist Interpretationssache
Was mich zu meinem bereits erwähnten Lieblingsteil der Folge bringt. Durch eine unvorsichtige Bemerkung M’Bengas erfährt Una, dass ihr Spitzname auf dem Schiff „ where fun goes to die“ lautet. La’an findet das nicht schlimm, sie sagt, bloß weil sie sich nicht albern benehmen, können sie trotzdem Spaß haben wie der Rest der Crew. Und wie ihr Spaß aussieht, erfahren wir dann auch kurz darauf, als sie zwei Crewmitglieder dabei erwischen, wie sie unerlaubt einen Spaziergang auf der Außenhülle machen wollen. „Bad cop!“ schreit La’an, bevor Una auch nur reagieren kann, und ich lag vor Lachen am Boden.
Durch das „Verhör“ der beiden erfahren sie vom berüchtigten „Enterprise Bingo“ und beschließen, selbst ein paar Sachen von der Liste auszuprobieren. Wäre doch gelacht, wenn sie keinen Spaß haben könnten! Sie haben keinen. Erst, als sie selbst den Spaziergang auf der Außenhülle machen und auf dem ältesten Teil davon unterschreiben, während der Segelgleiter der R’ongovians vorbei schwebt. Und ganz ehrlich? Das wäre auch meine Vorstellung von Spaß. Jedenfalls mehr, als den Universaltranslator auf Andorianisch zu stellen oder einen Tribble in den Transporterpuffer zu schmuggeln. (Die komplette Liste findet man übrigens im Netz.)
Notes Amok
• Die Traumsequenz am Anfang ist ein echtes Fan-Highlight, da damit nicht nur optisch eine Hommage an „Amok Time“ gelingt, sondern sogar die ikonische Musik von damals rekreiert wurde.
• Überhaupt steckt die Folge so voller liebenswerter Details. T’Pring zum Beispiel, die die Deko in Spock Quartier neu arrangiert, oder M’Bengas „silly hat“, über den sich alle lustig machen.
• Chapels weise Ratschläge an Spock hab ich in der Review übersprungen, das ist eigentlich unverzeihlich. Ging es nur mir so oder sollen wir ihr Zögern am Ende so deuten, dass sie in Spock verliebt ist? (Was für ein Klischee.)
5 von 5 Bananen, die einen mit der Lirpa schlagen.