„Starfleet has been a lifelong dream for many, myself included. If it is not your path, you might consider making way for someone else who wants to walk it.“
Die Enterprise will den Kurs eines Kometen ändern, doch der hat überraschenderweise einen Schutzschild. Spoiler!
Was that actually your version of a pep talk?
Die Enterprise stellt bei der Beobachtung eines uralten Kometen fest, dass er sich auf direktem Wege zum Planeten Persephone III befindet. Da ein Einschlag die dortige Prä-Warp-Zivilisation zerstören würde, wollen sie den Kometen vom Kurs abbringen, doch es stellt sich heraus, dass dieser einen Schutzschild hat. Spock, La’an, Sam Kirk und Kadettin Uhura beamen zum Kometen, um herauszufinden, wie sich der Schutzschirm ausschalten lässt. Doch dann wird die Enterprise plötzlich von den „Shepherds“ angegriffen, die behaupten, dass es sich bei M’hanit nicht um einen Kometen, sondern um einen heiligen „Arbiter of Life“ handelt.
Ein einfaches Erfolgsrezept
Wenn man mal darüber nachdenkt, ist es geradezu absurd, wie simpel das Rezept für eine gute „Star Trek“-Folge ist. Denn „Children of the Comet“ erzählt im Grunde nichts, was wir nicht schon anderswo gesehen haben, macht aber dank des Tonfalls, der gesetzten Schwerpunkte und der guten Dialoge einfach Spaß. Vor allem gelingt es, mithilfe eines Forschungsrätsels ein Crewmitglied näher zu beleuchten, ohne dass man dadurch das Gefühl hätte, die anderen kämen zu kurz. Kurzum: „Star Trek“ in Höchstform!
Pike: „I hear you speak twelve languages.“
Uhura: „Um, thirty-seven.“
Die Person hinter der Funktion
Nyota Uhura ist – ähnlich wie Kirk oder Spock – eine Institution bei „Star Trek“. Ehrlicherweise wussten wir über die Person selbst bislang jedoch erschreckend wenig. Selbst den „Star Trek“-Kinofilmen der Kelvin-Zeitlinie ist es nie gelungen, sie über ihren „Zweck“ hinaus zu charakterisieren. Sie ist ein Genie, was Sprachen angeht, aber sonst? „Star Trek: Strange new Worlds“ ändert das, und zwar auf so behutsame Weise, dass sich diese Iteration von Uhura nahtlos in den Kanon einfügt.
Die von Celia Rose Gooding gespielte Kadettin Uhura hat alles, was auch Nichelle Nichols und Zoe Saldana in die Rolle eingebracht haben. Aber wir lernen sie hier an einer anderen Stelle ihres Lebens kennen, als jemanden, für die die Sternenflotte nicht erste Wahl war, und die sich noch gar nicht sicher ist, ob dort wirklich ihre Zukunft liegt. Ihre Unsicherheit, weil es gleich bei ihrer ersten Außenmission allein auf ihre Expertise ankommt, ist nachvollziehbar, wird aber nie überstrapaziert.
Eine Crew, die tatsächlich miteinander agiert
Was mich direkt zur größten Stärke von „Children of the Comet“ bringt: der Crew. Die Folge beginnt mit einem „zwanglosen“ Essen der Kommando-Offiziere und einiger jüngerer Crewmitglieder beim Captain. Bemerkenswert daran ist nicht einmal, dass es diese Szene gibt, denn vor dem Streaming-Zeitalter gehörte so etwas zu „Star Trek“ einfach dazu. Aber es ist schon erstaunlich, wie ein „Star Trek: Discovery“ nach vier Staffeln immer noch darum kämpft, dass sich die Zuschauer überhaupt an die Namen der Brückencrew erinnern, während hier mal so nebenbei das Miteinander der Figuren illustriert wird.
Und das zieht sich durch die gesamte Folge. Die Außenmission wird zum Beispiel ganz explizit aus der Sicht von Uhura erzählt, die zwar um ihre Talente weiß, aber von der ganzen Sternenflotten-Hierarchie eingeschüchtert ist. Dazu kommen kleine Momente wie die schamlos mit Spock flirtende Schwester Chapel (nicht, dass Spock es merken würde). Ortegas, die Uhura einen Streich spielt und ihr sagt, sie solle zum Essen in Gala-Uniform erscheinen. Die Gespräche zwischen Pike und Una über seine Angst vor der vermeintlich festgeschriebenen Zukunft. Nichts davon hat etwas mit dem Plot zu tun, macht ihn aber umso reicher.
„Please entertain the proposition that M’hanit is not – as you continue to call Him – a comet. It is an instrument, an ancient arbiter, one of the few remaining in the galaxy. If it is His will to move, He will move. If it is His will to bring life, He will bring life. If M’hanit wills the planet to die, even chooses to die with it, then that is what will happen.“
Nicht alles braucht eine eindeutige Erklärung
Was nun den Kometen oder auch M’hanit angeht, so bleibt der Sachverhalt erfreulich mysteriös. Es gelingt ihnen zwar, den Schutzschild zu deaktivieren und die Flugbahn minimal zu verändern, doch deutet am Ende vieles darauf hin, dass genau das vorherbestimmt war. Die Daten, die Uhura vor Spocks halsbrecherischem Flugmanöver empfangen hatte, zeigen exakt die Abweichung vom Kurs, die der Komet danach hat. Mehr noch, es scheint, als sei all das nötig gewesen, um die Evolution auf dem Planeten voranzutreiben. Bestimmung? Schicksal? Das spiegelt natürlich geschickt Pikes Dilemma, denn angeblich ist auch seine Zukunft bereits festgeschrieben und kann nicht mehr verändert werden.
Was bleibt, ist auf jeden Fall die Frage, wer oder was diese „Arbiter“ sind. Schon allein das Wort ist interessant, da es sowohl als „Gebieter“ als auch als „Schiedsrichter“ übersetzt werden kann. Aber sind die Strukturen im Kometen selbst eine Form von Intelligenz oder wurden sie von einer unbekannten Spezies erbaut, die nicht-linear denkt? Und in welcher Beziehung stehen die „Shepherds“ zu ihnen? (Die Parallelen zu den Propheten/Wurmlochbewohnern und den Bajoranern in „Star Trek: Deep Space Nine“ sind offenkundig.) Und es ist okay, vielleicht sogar besser, dass wir darauf (vorerst) keine Antwort kriegen. Nicht jedes Wunder des Universums muss durch Technobabble entzaubert werden.
Children of the Notes
• Sam Kirk setzt sich relativ früh in der Folge selbst außer Gefecht, weil er unbedingt alles antatschen muss. Können wir das bitte zum Running Gag machen?
• Mag ja sein, dass die Technologie der „Shepherds“ weit fortgeschritten ist, aber dass die Sensoren der Enterprise deren Schiff erst bemerken, als sie von Torpedos getroffen werden, ist schon reichlich unglaubwürdig.
• Können wir bitte mal über Spocks kunstvoll geschwungene Koteletten reden? Die haben mich in dieser Folge extrem irritiert.
• PS: Ich mag Ortegas. Sehr.
4 ½ von 5 vor sich hin summenden Bananen.
Ist es nicht traurig, wie einfach eine gute, solide Rezeptur für eine ST-Folge ist, und wie oft einige Serien trotzdem danebenliegen? Einfach interessante, spannende und manchmal auch kontroverse Geschichten mit verschiedenen Charakteren und ihrer sozialen Verflechtung als Sternenflottencrew erzählen. Keine beinharte, allein agierende Mary Sue (männlich oder weiblich) mit einer Crew, die in diesem Strahlkranz der Perfektion schlicht verblasst.
Schön, dass sich diese Serie wieder auf ihre Stärken besinnt. Vielleicht komm ich irgendwann auch mal dazu, reinzugucken.
Mich hat das auch umgehauen, gerade „Star Trek“ hätte es so leicht, tolle Geschichten zu erzählen. „Strange new Worlds“ wird dir auch gefallen, da bin ich mir auch sicher, das ist „Star Trek“ wie zu Zeiten von TNG. Ich weiß jedenfalls schon, dass ich mir die Staffel auf Blu-ray kaufen werde, sobald sie verfügbar ist. 😊