Im Schnelldurchlauf | Serien im November

„Is this a mission briefing or a stand-up routine?“
(„Star Trek: Lower Decks“)

Ein abwechslungsreicher Serienmonat mit ein paar echten Highlights. Der neueste Streich der „Dark“-Macher, „1899“, wird dem Hype im Vorfeld mehr als gerecht und verdient unbedingt eine Fortsetzung. Daneben beweist die dritte Staffel von „Fringe“, dass auch „alte“ Serien noch sehr, sehr viel Spaß machen können. Spoiler!

Star Trek: Lower Decks (Staffel 3)

Captain Freeman steht vor Gericht, doch während Mariner noch versucht, ihre Unschuld zu beweisen, wird sie bereits freigesprochen. Da ihre Mutter nun endgültig genug von ihren Alleingängen hat, unterstellt sie Mariner Commander Ransom, der ihr mit Freuden die undankbarsten Aufgaben zuteilt. Boimler beschließt unterdessen, seine sorgfältigen Pläne über den Haufen zu werfen und öfter mal Ja zu sagen. Dann aber stehen plötzlich ihrer aller Jobs auf der Kippe, als die California Class durch eine unbemannte Flotte ersetzt werden soll, die von künstlicher Intelligenz gesteuert wird.

Man muss so ehrlich sein und sagen, dass „Star Trek: Lower Decks“ keinen wirklichen roten Faden hat, was es schwer macht, diese kleinen Kritiken zu schreiben. Wie schon in den Staffeln zuvor sind einige Storys klasse, andere weniger. Highlight sind die Folgen 7 und 8 („A mathematically perfect Redemption“ und „Crisis Point 2: Paradoxus“): Die erste ist aus Sicht der KI Peanut Humper erzählt, die zweite eine Fortsetzung des Holodeck-Abenteuers aus Staffel 1 (Chronogami, die Kunst der Raumzeitfaltung!). Den Besuch auf Deep Space Nine fand ich hingegen unterwältigend.

3 von 5 Bananen mit Ketracel White-Hot Sauce.

Fringe (Staffel 3)

Nachdem unsere Olivia „over there“ gestrandet ist, versucht man sie mithilfe von Drogen davon zu überzeugen, dass sie aus dieser Dimension ist. Da sie als Einzige gefahrlos zwischen den Dimensionen reisen kann, hofft Walternate (Walter „over there“), sie auf diese Weise instrumentalisieren zu können. „Over here“ richtet sich die falsche Olivia (a.k.a. Fauxlivia) derweil in ihrem Leben ein und beginnt sogar eine Beziehung mit Peter. Der vertieft sich derweil in die Pläne der Maschine, die Walternate bauen lässt, um unsere Dimension zu zerstören und seine zu retten.

Ich erinnere mich noch gut, wie überwältigt ich von der dritten Staffel „Fringe“ damals war. Heute möchte ich sogar noch weiter gehen und sage, diese Staffel stellt ein Lehrstück für spannende und in sich schlüssige Mystery dar. Jede einzelne Folge ist herausragend und bringt die Handlung voran, während gleichzeitig die Kindheitstraumata von Olivia und Peter aufgearbeitet werden. Und bei all dem ist das Ganze auch noch verdammt unterhaltsam! Witzig gar! Vor allem wachsen einem sogar die „Bösen“ in der anderen Dimension unmerklich ans Herz. Eine Sternstunde des Fernsehens.

∞ von 5 mitfühlenden Seelen-Vampir-Bananen.

Did you know that the stegosaurus had a brain in its ass?“
(„Fringe“)

The Crown (Staffel 5)

Obwohl Großbritannien 1991 in einer schweren Rezession steckt, besteht die Königin darauf, dass die Reparatur ihrer Jacht aus der Staatskasse bezahlt wird – sehr zum Unwillen des Premierministers. Derweil wird die Trennung von Charles und Diana in der Presse breitgetreten, worauf sich Diana entschließt, der BBC ein Interview zu geben. Unter der Bedingung, dass die ermordete Zarenfamilie endlich ein ordentliches Begräbnis erhält, besucht die Königin 1994 Russland. Ihre Ehe mit Philip kriselt jedoch, da die beiden kaum noch gemeinsame Interessen haben.

Mit den 1990ern erreicht „The Crown“ eine Zeit, an die ich mich zumindest vage noch erinnern kann. Das ist wohl auch der Hauptgrund, warum ich die Serie inzwischen nicht mehr gar so spannend finde. Das ist für mich keine Historie im eigentlichen Sinne mehr, auch wenn die politischen Zusammenhänge freilich auch weiterhin der interessanteste Aspekt sind. Dennoch verlagert sich in der fünften Staffel vieles aufs Private, insbesondere den Scheidungskrieg von Charles und Diana sowie die Begleitung durch die Presse. Und über Dolores Umbridge als neue Queen komm ich einfach nicht hinweg, sorry.

2 ½ von 5 Bananen mit größeren Scheißhäusern.

Warrior Nun (Staffel 2)

Zwei Monate sind seit dem Angriff im Vatikan vergangen. Während der vermeintliche Engel Adriel immer mehr Anhänger um sich schart, sind die Mitglieder des OKS untergetaucht. Als bei einer konzertierten Aktion fast der gesamte Orden ausgelöscht wird, ruft die Mutter Oberin die Überlebenden zu sich – darunter auch Heiligenscheinträgerin Ava. Eine Nonne von einem uralten Orden behauptet, dass sie Adriel mit der Dornenkrone aufhalten können. Doch der gewinnt zunehmend an Macht und setzt nun alles daran, vom Papst öffentlich anerkannt zu werden.

Eine Menge Serien aus den Jahren 2019/2020 haben aktuell das Problem, dass ihre neuen Staffeln deutlich später laufen als geplant. Auch bei der „Warrior Nun“ hatte ich daher (trotz Rückblick) einige Probleme, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Schlussendlich aber legt die zweite Staffel noch einmal ordentlich drauf, die Gefahr ist größer, die Kämpfe virtuoser, der mythische Unterbau komplexer. Vor allem ist Hauptfigur Ava gereift und nun eine echte Identifikationsfigur. Top: Man ist sich einer dritten Staffel nicht zu sicher und deutet zwar eine Fortsetzung an, verzichtet aber auf einen krassen Cliffhanger.

4 ½ von 5 geheimen, Arschtritt verteilenden Nonnen-Bananen.

„Die Fragen, die du stellst, sind nicht die richtigen.“
(„1899“)

1899 (Staffel 1)

Auf der Fahrt nach New York fängt das Passagierschiff Kerberos eine Nachricht auf, die von der vor drei Monaten verschwundenen Prometheus zu stammen scheint. Als sie das Schiff jedoch erreichen, ist es verlassen, nur ein kleiner Junge mit einer steinernen Pyramide versteckt sich in einem Schrank. Bald darauf sterben Leute, ohne dass eine Ursache erkennbar wäre. Die Besatzung glaubt, dass der Junge schuld ist, und zetteln eine Meuterei an. Währenddessen entdeckt die Ärztin Maura Franklin einen Tunnel unter ihrem Quartier, der zu einem Ort aus ihrer Vergangenheit führt.

Ein Geständnis vorweg: Ich habe nicht die Originalfassung mit den verschiedenen Landessprachen der Passagiere geguckt. Im Nachhinein bin ich froh darüber, denn die Story ist schon komplex genug, wenn man keine Untertitel lesen muss. Es braucht eine Weile, um mit den Figuren und dem Setting warm zu werden, doch wie der Titelsong verspricht, steigt man mit jeder Folge tiefer in den Kaninchenbau hinab. „1899“ beschäftigt sich mit der fundamentalen Frage, wie wir Illusion von Realität unterscheiden, oder ob Realität nicht auch nur ein Konstrukt unseres Geistes ist. Ein Highlight!

4 ½ von 5 Bananen, die Wirkung zeigen, bevor es die Realität tut.

Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities (Staffel 1)

Nach der Ersteigerung des Lagerraums eines Verstorbenen findet ein Mann Bücher zur Dämonenbeschwörung. Ein glückloser Grabräuber ist überzeugt, dass ihm Ratten die Beute stehlen. Bei der Untersuchung der Leichen eines Grubenunglücks entdeckt ein Gerichtsmediziner Unglaubliches. Eine unscheinbare Frau möchte dazugehören und durchläuft dank Wundercreme eine Metamorphose. Ein Kunststudent verliert sich in den dunklen Gemälden eines Kollegen. Nach dem Tod seiner Zwillingsschwester als Kind versucht ein Mann, Kontakt zur anderen Seite herzustellen. Vier Leute unterschiedlicher Profession werden zur einer Präsentation geladen. Und zwei Ornithologen übernachten in einem Geisterhaus.

Man kann mit einer Anthologie-Serie eigentlich nicht viel falsch machen, allerdings hatte ich bei „Cabinet of Curiosities“ ein bisschen das Gefühl, dass sie falsch vermarktet wurde. Sicher, es gibt in fast allen Folgen ein Horror-Element, aber getragen werden die Geschichten eigentlich von Drama, Mystery, Surrealismus, selbst Groteske. Meine Tops: „Die Autopsie“, „Das Äußere“ und das fast schon psychedelische „Die Besichtigung“. Für mich leider Flop: ausgerechnet die Kunst-Folge „Pickmans Modell“, bei der ich fast einschlief.

2 ½ von 5 eingecremten Bananen.