„I am the book of life.“
Diana führt die Befreiung von Matthew an und stellt sich Satu. Ashmole 782 enthüllt die wahre Genealogie der Kreaturen. Spoiler!
In every ending there is a new beginning
Baldwin, der nun keinen Grund mehr sieht, Gerbert zuzuarbeiten, schließt sich Dianas Rettungsaktion für Matthew an. In dem verlassenen Krankenhaus angekommen, stellt sich Diana Satu jedoch allein entgegen und beraubt sie ihrer Kräfte. Auch Benjamin setzt sie im Handumdrehen außer Gefecht, doch um den schwer angeschlagenen Matthew zu retten, brauchen sie das Blut seiner Schöpferin Ysabeau. Als sie schließlich die ganze Wahrheit über die Verwandtschaft der Kreaturen erkennen, stellt Baldwin Diana seinen Platz in der Congregation zur Verfügung, um den Covenant ein für alle Mal zu beenden.
Ein unausgeglichenes Finale
Es ist wie üblich schwer, die letzte Folge einer Serie unabhängig vom Gesamteindruck zu bewerten. Wenn wir ehrlich sind, ist sie nicht besonders gut ausbalanciert, denn der Sieg über Satu und Benjamin erfolgt innerhalb der ersten zwanzig Minuten und fühlt sich nicht verdient an. Die zweite Hälfte der Folge konzentriert sich dagegen ganz auf die Diskussion innerhalb der Congregation, nimmt schlagartig das Tempo raus und wirkt am Ende trotzdem überstürzt, weil sich (mit Ausnahme von Gerbert) plötzlich alle innerhalb von Minuten überzeugen lassen. Aber es ist eben auch die letzte Folge und da ist wohl selbst der härteste Kritiker milde gestimmt.
„It is demon DNA that is vital to us. We need it to survive.“
Die Stärke liegt in der Vielfalt
Lasst mich zunächst versuchen, die genetischen Zusammenhänge zu rekapitulieren. Alle Kreaturen und Menschen haben denselben Ursprung und sind miteinander verwandt. Die Dämonen-DNS ist dabei quasi der Schlüssel und bei vielen Vampiren, Hexen und Menschen auch noch nachweisbar, wenn auch immer weniger. Verwandelt ein Vampir mit Blutrausch-Gen nun einen Menschen, der Dämonen-DNS in sich trägt, wird die Krankheit ausgelöst – so wie bei Matthew oder Jack.
Eine weitere genetische Besonderheit sind Verbindungen aus Hexen und Dämonen, denn nur daraus können „weaver“ wie Diana entstehen. Das erklärt auch, warum immer weniger von ihnen existieren. Und es ist offenbar auch nur Hexen mit Dämonen-DNS möglich, mit Vampiren, die ebenfalls Dämonen-DNS aufweisen, Kinder zu haben. Der Covenant, der einst in der irrigen Annahme eingeführt wurde, die Reinheit der Blutlinien würde verhindern, dass sich Machtverhältnisse einseitig verschieben, hat am Ende zum Verfall sämtlicher Kreaturen geführt. In gewisser Weise haben sie dadurch im großen Stil Inzest betrieben.
Vieles wird stark vereinfacht
Natürlich gaukelt uns „A Discovery of Witches“ einen runden Abschluss nur vor. Schon die Tatsache, dass sich die Mitglieder der Congregation ohne größeren Widerstand umstimmen lassen und Gerbert damit zum harmlosen Außenseiter wird, ist wenig glaubwürdig. Dass dieser Wandel innerhalb der Bevölkerung ähnlich gesittet vonstatten gehen wird, ist nicht mehr als ein frommer Wunsch. Mag sein, dass die Dämonen es begrüßen, nicht mehr die schwarzen Schafe der Familie zu sein, und vielleicht sogar viele Hexen die Sache zumindest gelassen sehen. Aber die Vampire? Die über Jahrhunderte gierig ihre Macht ausgebaut haben?
Und das bringt mich zu einer anderen Sache, die mir in dieser Folge bitter aufgestoßen ist. Satu wurde konsequent als Gegenspielerin Dianas aufgebaut, doch darauf, sie rundweg zum Bösewicht zu erklären, wurde demonstrativ verzichtet. Gewiss, was sie Diana in der ersten Staffel angetan hat, ist unverzeihlich und verdiente eine Strafe, aber inwiefern unterscheidet sich Diana eigentlich von ihr, wenn sie jetzt ihre Kräfte bindet? Satu war fehlgeleitet, überheblich und zweifellos grausam, aber mit welchem Recht bestraft ausgerechnet Diana sie? Dieselbe Diana, die angesichts ihrer Macht von Gewissen und Verantwortung spricht?
Satu: „Give me the book.“
Diana: „I am the book.“
Zu überladen, aber in den Details gelungen
Was mich zum Gesamturteil der Serie zurückbringt. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich rückblickend ein wenig um die Serie betrogen, die ich nach der ersten Staffel erwartet habe. Oder anders gesagt: Hätte „A Discovery of Witches“ mit der zweiten oder dritten Staffel begonnen, hätte ich sie sehr wahrscheinlich nicht geschaut. Zwar hat man sich gegen Ende dann wieder darauf besonnen, dass da mal was mit Forschung und DNS war, aber die ganze klischeehaft kitschige Liebesgeschichte zwischen einem Vampir und einer Hexe war eigentlich in dem Moment vorbei, als Matthew und Diana ein Paar wurden. Ich stehe dazu, dass ich das hier ursprünglich als reines Guilty Pleasure begonnen habe.
Davon abgesehen muss man aber auch einfach festhalten, dass sich die Buchreihe nur sehr rudimentär auf eine 25 Episoden umfassende Serie übertragen ließ. Ich kann nur für die ersten zwei Bände sprechen, weil ich den dritten nicht gelesen habe und wohl auch nicht mehr lesen werde, aber mein Eindruck war stets, dass die Erzählweise eng mit dem Medium verknüpft ist. Das ist übrigens nichts Negatives, denn viele Bücher orientieren sich heute schon viel zu sehr an den Erzählkonventionen von Serien. Die Scheu davor, Plots zu kürzen oder ganz zu streichen, tat dann ihr übriges und führte dazu, dass die Serie völlig überladen war.
Am Ende ist „A Discovery of Witches“ eine weitere phantastische Serie, die weder etwas radikal Neues zum Genre beizutragen weiß noch auf andere Weise besonders heraussticht. Ein paar gute Ideen waren da, wurden jedoch unter zahllosen Plots, Bösewichtern und Intrigen begraben. Wahrhaft gut und bewegend war die Serie immer dann, wenn sie sich auf einzelne Charaktere konzentrierte. Vielen der herausragenden Schauspieler hätte ich mehr Raum gewünscht, um den Figuren aus den Büchern Leben einzuhauchen. Insofern: Okay, aber nicht weltbewegend.
It begins with Absence and Fear
• Schön, dass Philippes Entscheidung, Diana zu seiner „bloodsworn daughter“ zu machen, nicht nur ein persönliches Anliegen war, sondern am Ende auch seine Weitsicht belegt. Er wusste, dass sie das eines Tages in die Lage versetzen würde, die de Clermonts bei der Congregation zu repräsentieren.
3 ½ von 5 Bananen mit Dämonen-DNS.
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