Im Schnelldurchlauf | Serien im Juni

„Du willst etwas bewirken? Du möchtest jemand sein? Dann gib ab sofort anderen die Schuld.“
(„American Horror Story“)

Mein Highlight des Monats war zweifellos „Sweet Tooth“, eine familientaugliche und dennoch spannende Fantasy-Serie. Der Rest des Junis bestand zumindest bei mir vor allem aus Fortsetzungen, von denen einige besser waren als andere. Mehr dazu im Schnelldurchlauf. Spoiler!

The Kominsky Method (Staffel 3)

Nach dem Tod seines Agenten und besten Freunds Norman erbt Sandy nicht nur ein beträchtliches Vermögen, sondern wird auch zum Vermögensverwalter für dessen Tochter und Enkel. Die ihn daraufhin permanent mit Bestechung und dubiosen Geschäftsideen belästigen. Unterdessen kommt seine Ex-Frau Roz zu Besuch, denn die gemeinsame Tochter Mindy will nun endlich Sonderling Martin heiraten. Als Sandy schließlich auch noch das Angebot erhält, die Hauptrolle in einem Film spielen, scheint auch die Erfüllung seines Lebenstraums in greifbarer Nähe.

Obwohl ich im Vorfeld etwas besorgt war, ob die Serie den unvermittelten Ausstieg von Alan Arkin verkraften würde, habe ich ihn am Ende tatsächlich nicht vermisst. Denn die sechs finalen Folgen von „The Kominsky Method“ sind dermaßen vollgepackt mit absurden Situationen, feinen Weisheiten und menschlichen Geschichten, dass am Ende sogar noch zwei kleine Zeitsprünge nötig waren, um alles erzählen zu können. Alles in allem ist die Serie ein echtes Juwel, das einerseits mehr Folgen verdient gehabt hätte, andererseits aber vielleicht auch gerade deshalb so gut ist.

4 ½ von 5 Bananen, die nicht aus dem Auto kommen.

American Horror Story (Staffel 7)

Nach der Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten sieht auch Kai Anderson seine Chance gekommen und kandidiert für einen Sitz im Stadtrat. Seine Strategie: Den Menschen Angst machen und dann Sicherheit versprechen. Dafür zieht er mit einer Gruppe loyaler Anhänger mordend durch die Nachbarschaft, woraus sich beinahe unmerklich ein Kult entwickelt, der Kai als „Göttlichen Herrscher“ verehrt. Die wenigen Frauen in der Bewegung merken jedoch bald, dass Kai ein Misogynist vor dem Herrn ist, und schmieden eigene Pläne.

Okay, vergesst meine Theorie von den geraden und ungeraden Staffeln. Obwohl die siebte Staffel von „American Horror Story“ ein schmerzhaft treffendes Bild unserer Gesellschaft zeichnet (wenngleich die Wertung offensichtlich ist und damit mal wieder in die Kategorie „betreutes Denken“ fällt), ist die Story streckenweise einfach nur langweilig. Die geradezu willenlose Verehrung, die die Leute Kai entgegenbringen, ist für mich zu keinem Zeitpunkt nachvollziehbar, und letzten Endes greift mir die finale Aussage Männer vs. Frauen auch irgendwie zu kurz.

2 von 5 mordenden Bananen im Clownskostüm.

„Wenn ich etwas von ‚Lost‘ gelernt habe, dann, dass man keine geheimen Luken öffnet.“
(„Legends of Tomorrow“)

Legends of Tomorrow (Staffel 2)

Historiker Nate Heywood spürt das in verschiedene Epochen verstreute Team auf, doch Captain Rip Hunter bleibt vorerst verschollen. Also übernimmt Sara Lance das Kommando über die Waverider, und bei einem Ausflug ins Jahr 1942 gabeln sie mit Amaya gleich noch ein neues Teammitglied auf. Gemeinsam machen sie Jagd auf Damien Darhk, der den „Speer des Schicksals“ sucht, um die Realität dauerhaft zu verändern. Dabei finden sie auch Rip wieder, doch der erinnert sich an nichts und glaubt, ein Filmstudent zu sein, der einen Film über Zeitreisende dreht.

Mit der zweiten Staffel findet „Legends of Tomorrow“ endlich seinen Tonfall. Der übergeordnete Plot dominiert nicht mehr, stattdessen reisen Sara und Co. nun quer durch die Zeitgeschichte und erleben spannende und lustige Abenteuer. Da werden Dinosauriern die Eier geklaut, die Artus-Legende mal eben zur echten Historie gemacht oder Apollo 13 gerettet. Unbestrittenes Highlight der Staffel aber ist Folge 9, in der sie George Lucas versehentlich dazu bringen, Versicherungsvertreter statt Regisseur zu werden, was ungeahnte Konsequenzen hat. Und wir erfahren endlich, wie er auf die Idee mit der Müllpresse kam …

4 ½ von 5 Bananen, die mit Guinevere flirten.

Sweet Tooth (Staffel 1)

Zeitgleich mit dem Ausbruch eines tödlichen Virus, das sich rasend schnell ausbreitet, werden plötzlich Kinder geboren, die halb Mensch und halb Tier sind. Obwohl es keine Beweise dafür gibt, glauben die Menschen, dass diese Hybriden für die Seuche verantwortlich sind, und jagen sie gnadenlos. Der Hirschjunge Gus hat Glück und wächst behütet im Yellowstone Park auf. Als sein Vater stirbt, macht sich der Zehnjährige auf den Weg nach Colorado, um seine Mutter zu suchen. Sein unfreiwilliger Begleiter durch die postapokalyptische Welt: Jepperd, der einst selbst ein Hybriden-Jäger war.

„Sweet Tooth“ ist eine von diesen Serien, die ich im Vorfeld überhaupt nicht einschätzen konnte. Meine größte Furcht war, dass die Tierkinder einfach nur lächerlich wirken oder am Ende alles in Kitsch versinkt. Nichts davon ist eingetreten, vielmehr ist die Geschichte wunderschön erzählt, zwar mit märchenhaftem Touch, aber immer auch mit einer Prise Realismus. Der Virus-Plot ist leider etwas zu nah am derzeitigen Alltag, das war dann streckenweise eher anstrengend, aber hier und da auch entlarvend. Überraschend gut: Kinderdarsteller Christian Convery als Gus.

4 von 5 Bananen mit Sirup.