„They feel lost, disconnected. I tell them, I’ve been alone, I’ve been lost. Both are survivable. And surviving can become living again.“
Die Discovery fliegt nach Trill, um Adiras Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen. Saru versucht, die Laune der Crew zu heben. Spoiler!
A year ago, you woke up with no memories and I woke up with no past
Da Adira nicht nur nicht in der Lage ist, auf die Erinnerungen früherer Wirte zuzugreifen, sondern sich nicht einmal an etwas vor der Vereinigung erinnern kann, fliegt die Discovery nach Trill. Nach einem herzlichen Willkommen schlägt die Stimmung jedoch schnell um, als den Trill klar wird, dass ein Mensch den Symbionten trägt. Nur Wächter Xi möchte ihnen helfen und bringt Adira zu den heiligen Höhlen von Mak’ala. Auf der Discovery versucht Saru derweil, die traumatisierte Crew abzulenken, und lädt zum gemeinsamen Abendessen.
Zwei Handlungen, ein Thema
Waren wir etwa gerade Zeugen, wie sich „Star Trek: Discovery“ auf die gute alte Erzähltraditionen paralleler Plots zu einem Thema besinnt? Ich gebe zu, mir war bislang nicht einmal bewusst, wie sehr mir diese bewährte „Star Trek“-Eigenart gefehlt hat. „Forget me not“ erzählt nicht nur von Adiras Trauma der Vereinigung, die gleichzeitig den Verlust eines geliebten Menschen bedeutete, sondern auch von der Angst der Discovery-Crew, vergessen zu werden. Zwei Themen, die eng miteinander verwoben sind, denn im Kern geht es darum, eine Spur, einen Fußabdruck zu hinterlassen.
„I asked all of you here because we work mostly closely and have not had a moment. In fact, we have lost quite a few. Almost every culture has a ritual that gathers its moments when it can. Holds them dear. A time to take measure of loved one and what we have all accomplished together.“
Die vielen Facetten einer Persönlichkeit
Die Trill waren immer schon eines der interessantesten Völker bei „Star Trek“. Und auch wenn nicht alle Folgen, die sich damals bei „Star Trek: Deep Space Nine“ um Dax drehten, Volltreffer waren, waren darunter doch einige, die eine völlig neue Perspektive auf die Idee von Identität und Einzigartigkeit eröffneten. Fast scheint es unmöglich, dem noch etwas hinzuzufügen, und doch gelingt „Forget me not“ genau das – auf unerwartet leise und subtile Weise.
„I‘m many and I‘m one, like everyone“ sagt Gray in Adiras Erinnerung, und dieser Satz trägt viel mehr Bedeutung in sich, als es auf den ersten Blick scheint. Vielleicht bin ich als Autorin sensibler, was dieses Thema anbelangt, denn ich bin mir der vielen Facetten meiner Persönlichkeit extrem bewusst und nutze sie, um unterschiedlichste Figuren zu erschaffen. Deshalb finde ich es auch so wichtig, dass Gray sagt, das ist nichts, was ausschließlich vereinigte Trill erleben, sondern jeder.
Nichts ist in Ordnung
Aber nicht nur Adira muss lernen, die verschiedenen Aspekte ihrer Persönlichkeit zu akzeptieren. Auch für die Crew der Discovery bedeutet die Überwindung ihres Traumas, sich damit auseinanderzusetzen, dass es Teile von ihnen gibt, die sie lieber ignorieren. Sei es Detmer, die den Macho-Piloten in sich irgendwie mit der Frau in Einklang bringen muss, die die Verantwortung für das gesamte Schiff trägt. Oder Stamets, der gerne der einsame Held wäre, aber einsehen muss, dass er ohne die Hilfe anderer niemals so weit gekommen wäre.
Es ist fast ironisch, dass die Konflikte ausgerechnet bei einem gemeinsamen Essen zutage treten – ein Klassiker in Dramen wie Komödien. Sarus Ansatz war dennoch klug, denn um mit der Heilung beginnen zu können, musste sich die Mannschaft erst einmal dessen bewusst werden, dass nichts in Ordnung ist. Um den Frust und die Angst nicht weiter in sich hineinzufressen, war dieser Ausbruch dringend nötig.
Culber: „Stress hormone levels are off the charts. If they were mice in a cage, they’d be gnawing at their own tails. So would you, be the way.“
Saru: „My tail and I appreciate your concern, Doctor.“
Individuelle Sichtweisen
Ein weiteres wichtiges Thema der Folge sind Erinnerungen. Man würde meinen, in einer Zukunft, in der alles bis ins kleinste Detail aufgezeichnet wird, spielen Erinnerungen keine sonderlich große Rolle mehr. Das ganze Gegenteil ist der Fall. Erinnerungen sind Ereignisse aus persönlicher Sicht, eine individuelle Wahrheit, die mit dem tatsächlichen Geschehen vielleicht nur am Rande zu tun hat. In den Geschichtsbüchern der Sternenflotte mag eines Tages stehen, dass die Discovery 900 Jahre in die Zukunft gereist ist, doch viel wichtiger sind die Geschichten, die die Crew erzählt – einander, aber auch ihren Nachfahren.
Wahrscheinlich sind den Trill auch deshalb ihre Symbionten so heilig. Es ist schließlich kaum anzunehmen, dass ein so hochentwickeltes Volk keine Geschichtsschreibung hat. Auch ihnen geht es also um die persönliche Perspektive eines Wesens, das dabei war. Durch ihre hohe Lebenserwartung decken die Symbionten dabei viele Jahrhunderte ab und ermöglichen eine absolut einzigartige Sicht auf die Veränderungen im Universum. Aber es ist eben auch eine individuelle Sicht, denn die Lebensrealität eines Admirals wie Sennan Tal unterscheidet sich gewaltig von der Adiras.
Schiffscomputer mit eigenem Bewusstsein?
Doch wer weiß, vielleicht werden selbst die Aufzeichnungen der Discovery demnächst persönlicher. Offenbar haben die Sphärendaten, wie Saru es formuliert, ein Interesse daran, nun die Crew zu beschützen, die sie beschützt hat. Zu diesem Zweck scheinen sie mit dem Computer des Schiffes verschmolzen zu sein, was womöglich ein Vorgeschmack auf Zora ist, die wir vor einer halben Ewigkeit in der „Short Trek“-Episode „Calypso“ kennengelernt haben.
Don‘t forget my notes
• Ich fand es süß, dass Adira den Symbionten als „squid“, also „Tintenfisch“ bezeichnet. Und apropos süß: der Fischvogel/Vogelfisch auf Trill? Sehr witzige Idee.
• Es spricht sehr für Saru, dass er Captain Pike als Vorbild sieht und danach strebt, eine ebenso gute Beziehung zur Crew aufzubauen wie er.
• Müssen wir etwas daraus lesen, dass Michael beim Anblick der Koordinaten, die Adira ihr gibt, etwas erstaunt wirkt? Wo ist die Föderation?
5 von 5 nervtötend inspirierende Bananen.