„It’s an entire world of just 64 squares. I feel safe in it. I can control it, I can dominate it. And it’s predictable. So if I get hurt, I only have myself to blame.“
(„Das Damengambit“)
Das Highlight des Monats heißt „Das Damengambit“, so viel kann ich vorwegnehmen. Lest außerdem, ob Nick Frost und Simon Pegg erneut einen Hit gelandet haben, warum Geister weniger gruselig sind als menschliche Grausamkeit, und wie ihr so richtig in Weihnachtsstimmung kommt. Spoiler!
Das Damengambit (Miniserie)
Beth Harmon landet nach dem vermeintlichen Unfalltod ihrer Mutter im Waisenhaus, wo sie sich mit dem wortkargen Hausmeister anfreundet. Zunächst unwillig bringt der ihr Schach bei, erkennt jedoch bald, dass sie ein wahres Genie in dem Spiel ist. Als Beth adoptiert wird, ermöglicht ihr ihre neue Mutter die Teilnahme an Wettbewerben, womit sie sich finanzielle Unabhängigkeit sichert. Auf dem Weg zur Weltspitze scheint ihr ihre Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln und Alkohol dabei anfänglich zu helfen – und bringt sie zugleich dem Absturz immer näher.
„Das Damengambit“ ist ein kleines Wunder. Netflix scheint der Miniserie kein allzu großes Publikum zuzutrauen, denn in puncto Werbung zeigte man sich auffällig zurückhaltend. Auch ich war anfangs skeptisch, ob Schach als Thema wirklich taugt. Doch neben der großartigen Anya Taylor-Joy, die die Geschichte praktisch allein trägt ist es vor allem die liebevolle Ausstattung und das Flair der 1960er, das diese Serie so großartig macht. Und die größte Überraschung: Richtig inszeniert, ist Schach spannender als jeder Krimi. Ein Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte!
5 von 5 mit Pillen ruhiggestellten Bananen.
Truth Seekers (Staffel 1)
Gus arbeitet als Kabelinstallateur für den Internetanbieter Smyle, seine wahre Leidenschaft aber gehört seinem YouTube-Kanal „Truth Seekers“, auf dem er paranormalen Phänomenen auf den Grund geht. Als er einen neuen Kollegen mit dem ziemlich offensichtlich falschen Namen Elton John bekommt, kann er sich vor mysteriösen Vorkommnissen plötzlich kaum noch retten. So geraten sie an die von Geistern verfolgte Astrid und mitten in eine Geheimoperation, bei der die Seelen nichtsahnender Menschen per Nanobots nach „Eternis“ überführt werden sollen.
„Truth Seekers“ war eine der Herbstserien, auf die ich mich am meisten gefreut habe, denn gewöhnlich ist das Duo Nick Frost / Simon Pegg ein Garant für nerdiges Vergnügen. Hier allerdings wurde die Geschichte ganz offensichtlich nicht zu Ende gedacht. Die Serie plätschert uninspiriert dahin, und auch wenn die Figuren liebenswert sind, baut man keine echte Verbindung zu ihnen auf. Damit ist „Truth Seekers“ zwar nicht eigentlich schlecht, aber irgendwie auch nicht sehr bedeutsam und vermutlich schnell wieder vergessen.
2 ½ von 5 spukenden Bananen.
Gus : „I knew Elton John wasn’t your real name.“
Elton: „It’s not.“
Gus: „What is it?“
Elton: „Lionel Richie.“
(„Truth Seekers“)
American Horror Story (Staffel 2)
Auf der Jagd nach einer Story besucht Reporterin Lana Winters die von der katholischen Kirche geleitete Nervenheilanstalt Briarcliff. Als sie Schwester Jude gegen sich aufbringt, sorgt die dafür, dass Lana wegen ihrer Homosexualität ebenfalls als Patientin aufgenommen wird. Damit beginnt für sie ein wahres Martyrium, denn Briarcliff wird von Grausamkeit regiert, der zwielichtige Dr. Arden führt Experimente an Menschen durch, und der freundliche Psychotherapeut entpuppt sich als wahres Monster.
Die zweite Staffel von „American Horror Story“ ist in vielerlei Hinsicht härter als die erste, denn hier haben wir es statt mit Geistern mit purem menschlichen Sadismus zu tun. Gleichzeitig gab es für meinen Geschmack ein paar Handlungsstränge und Wendungen zu viel. Da gibt es zum einen den Nazi-Arzt, der Patienten verstümmelt, einen Dämon, der in eine unschuldige Nonne fährt, einen vermeintlichen und einen echten Serienmörder … und Aliens, was vielleicht der absurdeste Einfall vor allen ist.
3 von 5 Bananen in Einzelhaft.
Dash & Lily (Staffel 1)
Für Lily ist Weihnachten die schönste Zeit des Jahres, doch in der Liebe hatte das introvertierte Mädchen bislang kein Glück. Ihr Bruder überredet sie dazu, in einem Buchladen ein Notizbuch mit Aufgaben zu hinterlassen, wo es bald darauf der zynische Dash findet. Darüber, dass Dash die Weihnachtszeit hasst, sieht Lily zwar nur widerwillig hinweg, doch schnell entwickelt sich ein reger Austausch, durch den beide ihre jeweilige Komfortzone verlassen.
„Dash & Lily“ ist mit nur acht halbstündigen Folgen eine sehr kurzweilige Serie, die einen perfekt in vorweihnachtliche Stimmung bringt. Dass es schlussendlich ein Happyend geben wird, ist dabei natürlich von der ersten Minute an klar. Das tut der Geschichte aber keinen Abbruch, denn auch die Protagonisten sind sich der Tatsache bewusst, dass sie durch den Briefwechsel eine idealisierte Version voneinander kennenlernen. Introvertierte und manchmal etwas zu kopflastige Menschen werden sich hier definitiv wiedererkennen.
4 ½ von 5 Bananen in roten Stiefeln.