„Once the world was full of wonders, but it belongs to humans now. We creatures have all but disappeared – demons, vampires and witches hiding in plain sight, fearful of discovery, ill at ease, even with each other.“
Historikerin Diana fällt ein verschollenes Manuskript in die Hände und erregt damit die Aufmerksamkeit von Hexen und Vampiren gleichermaßen. Spoiler!
Our blood, it’s reacting to something
Diana Bishop, Historikerin an der Oxford University, stolpert bei ihren Forschungen zum Thema Alchemie über ein verhextes Manuskript. Ashmole 782 gilt seit Jahrhunderten als verschollen und wird von Vampiren, Hexen und Dämonen gleichermaßen gesucht, da es angeblich die Anfänge aller Kreaturen beschreibt. Kurz darauf macht Diana, die zwar eine Hexe ist, aber ihre Fähigkeiten seit dem gewaltsamen Tod der Eltern verleugnet, die Bekanntschaft von Vampir Matthew Clairmont. Der Biochemiker erforscht, warum die Kreaturen langsam aussterben.
Zweitsichtung mit Buchwissen
Bevor ich in meine Besprechung von „A Discovery of Witches“ einsteige, zunächst zwei Anmerkungen in eigener Sache. Ich schaue die Staffel gerade zum zweiten Mal, weiß also bereits, was noch kommt. Natürlich werde ich versuchen, stets nur auf das einzugehen, was in der jeweiligen Folge passiert, doch sofern sinnvoll, weise ich gelegentlich auch schon mal auf Dinge hin, die noch wichtig werden.
Das zweite ist, dass ich inzwischen auch die ersten zwei Bände der Buchtrilogie gelesen habe. Das bedeutet, ich habe einiges an Hintergrundwissen, das ich wahrscheinlich hier und da einfließen lasse. Sofern es nur beim Verständnis hilft, werde ich das nicht extra als Spoiler kennzeichnen. Greift es jedoch der Story voraus, werde ich das eindeutig sagen und durch weiße Schrift auf weißem Grund verstecken.
„You know I didn’t plan to sire James. If there had been more time, I would have asked permission. And if I’d known there was a risk of failure, I never would have attempted it. Matthew, his last moments were ugly, confused and desperate, but he didn’t know why. I did that. He was my friend and I took his death away from him for nothing.“
Gespräch mit dem Vampir-Fan
Eigentlich ist der Hype um Vampire ja schon wieder vorbei. Und eigentlich ist es ziemlich unmöglich, noch irgendetwas Neues zu dem Genre beizutragen. Aber, was ihr vielleicht noch nicht über mich wusstet, ist, dass ich Vampire unfassbar spannend finde. Ich war ein typischer Teenager der 1990er und habe mich quer durch die Vampir-Romane von Anne Rice gelesen, bevor ich später dann mit Bram Stokers Klassiker „Dracula“ auch die dunkle Seite der Geschichte entdeckte. Eine Zeitlang beschäftigte ich mich recht intensiv mit den wissenschaftlichen Aspekten, zum Beispiel mit den Krankheiten, die früher als Vampirismus missdeutet wurden. Mit Aufkommen des „Twilight“-Hypes bin ich mehr oder weniger ausgestiegen, gebe aber bis heute fast jeder Vampir-Serie zumindest eine Chance.
Auf „A Discovery of Witches“ kam ich, so ehrlich will ich sein, fast ausschließlich wegen Matthew Goode. Ich verehre den Schauspieler und war nach dem ersten Trailer schockiert, dass zuvor noch niemand auf die Idee gekommen war, ihn als Vampir zu besetzen. Ernsthaft, die Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben! Was nun die Serie angeht, so wälzt sie sich streckenweise äußerst genussvoll in bekannten Klischees – und das gilt fast noch mehr für die Buchvorlage von Deborah Harkness. Gleichzeitig aber ist der hier präsentierte Ansatz unerwartet genial: Wir begegnen mystischen Themen mit Wissenschaft. Was läge auch näher, als die Ursache für die Probleme von Vampiren, Nachkommen zu erschaffen, in ihrem Blut zu suchen?
Evolution der Kreaturen
Aufhänger der Geschichte ist Ashmole 782, ein alchemistisches Manuskript, das seit vielen Jahrhunderten verschollen ist. Matthew sagt, dass er seit mehr als hundert Jahren danach sucht, weil es angeblich die „early creature history“ enthält. Da die Kreaturen, wie wir gleich zu Anfang durch ein Voiceover erfahren, einander allerdings nicht trauen, hat nun jede Fraktion großes Interesse daran, das Buch in die Hände zu kriegen, bevor andere es tun.
Und hier kommt Diana ins Spiel, die Ashmole 782 irgendwie „ruft“. Das Buch reagiert auf sie, die Schrift bewegt sich unter den Seiten und geht sogar auf ihre Haut über, und am Ende verbrennt sie sich an einer Zeichnung die Hand. Um ehrlich zu sein, ihre Reaktion fand ich etwas überzogen – selbst, wenn sie mit Magie nichts zu tun haben will. Das will angeblich eine Wissenschaftlerin sein, ist eine gewisse Neugier da nicht unabdingbar? Überhaupt kommt sie mir bisher ausgesprochen naiv vor, was ihre eigenen Kräfte angeht. Diese spontanen Ausbrüche sind doch ein untrügliches Zeichen, dass sie die Magie nicht einfach so ablegen kann, weil sie Teil von ihr ist.
„Ashmole 782 has been missing for centuries and yet you were able to call it up. Aren’t you curious why? That book has never appeared to me or anyone else, no matter what we’ve done. Only to you. It could be the key to our survival, so isn’t it strange that the only creature who can summon it is a witch who can’t control her magic?“
Gefährliche Jäger
Wesentlich spannender finde ich ohnehin Matthew, aber das mag auch daran liegen, dass er ein Vampir ist. Mir gefällt, dass er zwar das typisch Verführerische an sich hat, das heute allen Fernsehvampiren zu eigen ist, aber gleichzeitig klar kommuniziert wird, dass er im Grunde ein Raubtier ist, ein Jäger. Die letzte Szene, als er an Dianas Pullover riecht und dadurch sein Jagdinstinkt geweckt wird, ist deshalb enorm wichtig. Die Vampire in „A Discovery of Witches“ sind gefährlich. (Und Hexen alles andere als hilflose Kräuterfrauen, wie Satu beweist, die Hexe, die Knox etwas random in Finnland aufgabelt.)
Viele Figuren werden vorgestellt
Für eine erste Folge tauchen hier noch eine ganze Menge weiterer Figuren auf, die wir erst im Laufe der Staffel besser kennenlernen werden. Auf Seiten der Vampire wäre da zum Beispiel Marcus, ein angehender Arzt, der zu Matthew aufzusehen scheint, vielleicht sogar sein Sohn ist? Miriam arbeitet in Matthews Labor, sehr viel mehr erfahren wir leider noch nicht.
Wir sehen kurz Dianas Tanten, als sie mit ihnen telefoniert. Sie haben sie offenbar nach dem Tod der Eltern aufgezogen und sind beides Hexen, die Dianas Entscheidung, sich von der Magie loszusagen, nicht gutheißen. Gillian Chamberlain ist eine alte Freundin von Diana und ebenfalls eine Hexe, die versucht, Diana dazu zu überreden, ihrem Coven beizutreten. Dem ist sie sichtlich treu ergeben, denn sie erzählt Knox, dass Diana irgendwie für das Chaos verantwortlich ist, das das Manuskript ausgelöst hat.
It begins with Absence and Fear
• Der Soundtrack von Rob Lane ist definitiv auch eine Empfehlung wert, vor allem das Stück „Ashmole 782“.
• Eine Frage, die sich mir angesichts des Buchwissens stellte (Spoiler, zum Lesen markieren): Als Diana direkt nach ihrer Entdeckung von Ashmole 782 ihren Vater sieht, bildet sie sich das nur ein oder war er wirklich da? Später stellt sich schließlich heraus, dass er ein Timewalker war und damit zu tun hat, dass ihr das Manuskript in die Hände fällt.
• Großartig fand ich, dass hier das Thema Zustimmung bei der Verwandlung in einen Vampir angesprochen wird. Das wird zugunsten der Romantik sonst ja gerne ignoriert.
• Die Congregation wird bereits erwähnt, aber noch nicht erklärt. Die wird aber noch eine wichtige Rolle spielen.
4 ½ von 5 verhexten Bananen.
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In Urban Fantasy Settings ist es für mich immer spannend – und bei Büchern ganz oft auch kaufentscheidend -, wie Protagonisten damit ungehen, dass es in ihrem Leben plötzlich Magisches oder Übersinnliches gibt und sie auch selbst besondere Fähigkeiten haben. Das hartnäckig zu ignorieren ist ebenso unrealistisch, wie es mit einem Achselzucken oder, ganz schlimm, mit zu schneller Akzeptanz à la „Ich wusste immer, dass ich anders bin“ anzunehmen.
Das ist ein sehr schmaler Grad, und es ist immer wieder erstaunlich, wie viele das nicht hinbekommen.
In einem Buch, das von dem ich eine Leseprobe hatte, musste sich der beinharte Armytyp erstmal übergeben, fragte dann nach einer Zigarette und erkundigte sich, ob der Gott, der ihm eben erschienen war, nicht einen Job für ihn hätte.
Hmmm … nein. XD
Eigentlich ein interessantes Thema. Reaktionen von vermeintlichen Normalos auf Übernatürliches in UF.
Wieso nur Urban Fantasy, es ist genauso spannend, sich einmal zu fragen, wie man wohl selbst reagieren würde, wenn man plötzlich … keine Ahnung, zaubern könnte? Wahrscheinlich erst mal Google zurate ziehen. ?
In meinen Geschichten stand ich bisher noch nicht oft vor diesem Problem. Aber ich weiß noch, dass ich mir für die Heldin in „Scribophilia“ extra überlegt hatte, dass sie nach ihrem ersten unfreiwilligen Sprung in eine ihrer Storys vor lauter Angst ein Jahr lang kein einziges Wort Prosa mehr geschrieben hat. Bis die Neugier die Oberhand gewann und sie sich ganz langsam an die Sache herangetastet hat.