„Jeder für sich, alle für einen.“
(„Dr. House“)
Ich will ehrlich sein, für meinen Geschmack herrscht derzeit eine gewaltige Flaute an Serien. „Freud“ hab ich nach zwei Folgen aufgegeben, weil ich den Dialekt nicht versteh, „Community“ verlor nach zehn Folgen seinen Reiz, und nirgends eine Sci-Fi-Serie in Sicht. Das werdet ihr auch meinem (diesmal besonders kurzen) Schnelldurchlauf anmerken. Spoiler!
Dr. House (Staffel 1)
Dr. Gregory House ist ein brillanter Diagnostiker, menschlich jedoch eine absolute Katastrophe. Zusammen mit seinem Team aus Jungärzten widmet er sich ausschließlich Fällen, die er spannend findet oder an denen andere Mediziner gescheitert sind. Mit Chefin Cuddy liefert er sich zudem einen Kleinkrieg, nachdem sie ihn dazu verdonnert hat, seinen bisher versäumten Klinikdienst nachzuholen. Als jedoch ein neuer Investor das Ruder übernimmt, brechen selbst für House harte Zeiten an.
Man merkt der Serie an, dass sie noch aus einer Zeit stammt, als niemand das Wort Bingen auch nur kannte. Trotz seiner repetitiven Erzählweise macht „Dr. House“ aber auch fünfzehn Jahre später noch viel Spaß. Das liegt weniger an den abstrusen Fällen (zumal man als Laie ohnehin nur einen Bruchteil dessen versteht, was die da reden), sondern vielmehr an den Charakteren, die von Anfang an sehr differenziert sind und ganz plötzlich auch unerwartete Seiten präsentieren. Immer noch ein Meisterwerk: Die Folge „Drei Beine“, die erklärt, wie House zu seinem kaputten Bein kam.
4 ½ von 5 halbtoten Bananen.
Grace & Frankie (Staffel 1-6)
Als die Ehemänner von Grace und Frankie mit Mitte 70 verkünden, dass sie schwul sind und künftig zusammenleben wollen, fallen die zwei Frauen aus allen Wolken. Dass sie daraufhin ins gemeinsame Strandhaus ziehen, ist eigentlich nur als Zwischenlösung gedacht. Doch so verschieden die beiden auch sind (Grace die biedere Geschäftsfrau, Frankie die freigeistige Künstlerin), entwickelt sich mit der Zeit eine tiefe Freundschaft, die sowohl Streits als auch neue Romanzen übersteht. Gemeinsam gründen sie ein erfolgreiches Unternehmen und halten die chaotische Patchwork-Familie zusammen.
Ehrlicherweise sollte ich festhalten, dass „Grace & Frankie“ enorm von einer Flaute an aktuellen Serien profitiert hat. Hätte es Alternativen gegeben, wäre ich über die ersten fünf Folgen wohl nicht hinausgekommen, weil ich eine Weile brauchte, um mit den Figuren und dem Humor warm zu werden. Spätestens ab der zweiten Staffel habe ich dann aber knallhart gebingt. Die Mischung aus Drama und Comedy funktioniert einfach, und die Figuren sind zwar überzeichnet, entwickeln sich aber auch weiter. Was es über mich aussagt, dass die oftmals gefühlskalte Brianna innerhalb kürzester Zeit mein Liebling wurde, möchte ich an dieser Stelle lieber nicht hinterfragen.
4 von 5 leicht bekifften Bananen.
Jessica Jones (Staffel 3)
Während Jessica noch versucht, zu verarbeiten, dass Trish ihre Mutter getötet hat, trainiert die ihre neuen Kräfte und unternimmt erste Heldentaten. Die Bekanntschaft mit Erik, der spüren kann, wenn Menschen Böses getan haben, führt Jessica auf die Spur von Serienmörder Gregory Salinger. Um ihn zu überführen, müssen sie und Trish wohl oder übel zusammenarbeiten. Doch Trish verliert mehr und mehr das Gefühl dafür, welche Mittel gerechtfertigt sind, um Straftäter zur Strecke zu bringen.
Es ist wohl fast Ironie zu nennen, dass ich die Serie jetzt, in ihrer letzten Staffel, doch noch liebgewonnen habe. Die Themen, die in dieser Staffel im Mittelpunkt standen, gehören zwar einerseits zur Grundausrüstung jeder Heldensage, sind andererseits aber auch mit die spannendsten des Genres. Wo verläuft die Grenze zwischen Gut und Böse? Das an einer Figur wie Trish zu zeigen, ist überraschend effektiv, weil sie eigentlich immer Jessicas Gewissen war. Und ja, ich werde die Serie nun tatsächlich vermissen.
4 ½ von 5 maskierten Bananen.
Irgendwie bin ich beim Wort Gefühlskalt hängen geblieben? Und nach zweistündiger Reise durch das Internet bin ich jetzt auch kein bisschen schlauer. Egal bei welcher Suchmaschine; man sollte wirklich nicht zu weit nach unten scrollen. Zum Schluss hat es mich dann noch zu einem wohlgemeinten Ratschlag hingeführt, ‚Was man im Umgang mit Psychopathen‘ tunlichst beachten sollte.
Zeit die Stromzufuhr zu unterbrechen.
Soviel zum Thema Serien.
? Jetzt ist da auch noch ne Raupe. (Ich glaub ich geh jetzt schlafen).
Oje, und das wegen einem Wort, das ich ohne großes Nachdenken da hingeschrieben habe? Tut mir leid. Ich kann dir versichern, dass weder Brianna noch ich Psychopathen sind. ?
Ich finde es manchmal interessant scheinbar zufälligen Wörtern und Begriffen etwas auf den Grund zu gehen. Das Internet ist ja auch ein großer Wissensschatz und da einfach mal ein bisschen zu graben und ab und an mal den einen oder anderen schönen Stein… .
Ich hab auch ein paar Minuten ‚Freud‘ geschaut (ähm, warum auch immer). Ich bin ein Haus, in mir ist es dunkel. Und da waren dann wieder diese Verbindungen und Wege, hin zu anderen Dingen.
Oder anders. Eine Tür zu einem Raum mit neuen Türen zu wieder neuen Räumen.
Hui, die Reise geht immer weiter.? Nein ist schon toll dein Blog. Bananen. Man weis nie was man… .
Falls du Empfehlungen brauchst, ich hätte zwei:
Ich bin halb durch „The Rain“, ein dänischer Apokalypse-Survival-Kram streng nach Vorschrift, der kaum ein Klischee auslässt, aber trotzdem sehr unterhaltsam ist. Die Figuren machen zumindest nicht so viele ärgerliche Fehler wie in anderen, ähnlichen Serien. Und es gibt keine Zombies – für wen das ein Plus ist.
„Messiah“, das Was Wäre Wenn? mit Jesus-Double, bietet ein spannendes Verwirrspiel und exzellente Darsteller mit ihren eigenen Abgründen.
Danke dir, behalt ich im Hinterkopf, falls ich es müde werde, Dr. House bei seinen grantigen Diagnosen zu lauschen. ? Ende Mai erbarmt sich Netflix offenbar auch und bringt „Space Force“, was ganz interessant klingt.