„Yes, they have life but no one is teaching them what it’s for. To be alive is a responsibility as well as a right.“
Picard will die Romulaner aufhalten, während Rios und seine Crew zu verhindern versuchen, dass die Androiden Hilfe rufen. Spoiler!
Fear is an incompetent teacher
Während die Androiden das Relais vorbereiten, um Hilfe zu rufen, wendet sich Narek an Rios, Raffi und Elnor. Immerhin haben sie nun einen gemeinsamen Feind und müssen um jeden Preis verhindern, dass das Relais aktiviert wird. Jurati nutzt unterdessen ihre Privilegien bei Dr. Soong aus, um Picard aus dem Hausarrest zu befreien und zur La Sirena zu bringen. Während Rios und die anderen in Coppelius Station versuchen, Soji zu überzeugen, stellen sich Picard und Jurati der anrückenden Flotte der Romulaner.
Ein gelungener Abschluss mit kleinen Schwächen
Nun, das war nicht perfekt, aber „Et in Arcadia ego, Part 2“ umschifft die schlimmsten Hürden und bildet einen runden Abschluss für diese erste Staffel von „Star Trek: Picard“. Während ich mit der Lösung des Synth-Konflikts im Wesentlichen zufrieden bin, weil sie die alten Werte der Föderation repräsentiert, wurde die emotionale Komponente für meinen Geschmack doch ein bisschen zu sehr gemolken. Und wie schade ist das eigentlich, dass wir den Showdown im All nicht auf der großen Leinwand sehen konnten?
Picard: „I have something I want to give you and your people, and I hope it will change your mind.“
Soji: „And what’s that?“
Picard: „My life.“
Die alten Werte der Föderation
Beginnen möchte ich mit dem zentralen Thema der Staffel: den Androiden. Es ist überraschend und wunderbar, dass letzten Endes alles auf Data und seinem Wunsch nach Menschlichkeit gründet. Trotz ihrer verständlichen Angst ändert Soji ihre Meinung, als sie erlebt, dass Picard bereit ist, sich für sie zu opfern. Dass er sein Leben nicht für wertvoller als das eines Synths hält.
Viel entscheidender aber ist meiner Meinung nach dieser Moment, als Riker auftaucht und verkündet, dass der Planet unter dem Schutz der Föderation steht. Ich erwähnte bereits, dass ich mit „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ aufgewachsen bin, und anders als die meiste Science-Fiction, die heute produziert wird, ging es damals noch in erster Linie darum, das Universum zu erforschen und neue Lebensformen zu entdecken. Nun, genau hier sind sie, die neuen Lebensformen. Sie mögen sich von uns unterscheiden, aber das gibt ihnen nicht weniger das Recht, in Freiheit und Selbstbestimmung zu leben. Dass sich die Serie auf diese im Grunde sehr simple Aussage besinnt, ist ihrer größter Triumph.
Die Endlichkeit des Seins
Etwas banal kommt dagegen das ganze Geschwurbel um die Endlichkeit des Lebens daher. Das ist ein oft genutztes Motiv in Vampir-Geschichten, und auch wenn es natürlich ebenso auf „unsterbliche“ Androiden passt, ist es dennoch einfallslos. Zumal der Plot um den Tod von Picard keinerlei emotionale Wirkung entfalten kann, da bereits vor Start der Serie bekannt war, dass es eine zweite Staffel geben wird. Ich ahnte schon letzte Woche, als sie den Golem erstmals erwähnten, dass uns so etwas in der Art erwarten könnte. Aber um ehrlich zu sein, ich hatte die Autoren für cleverer gehalten als so simpel auf die Tränendrüse zu drücken.
Deutlich mehr Kraft entwickelt da Datas Abschied, weil er sich wahrhaft endgültig anfühlt. Vor allem ist schön, dass sie „Star Trek: Picard“ genutzt haben, um das im Grunde sehr lasche Ende von „Nemesis“ wiedergutzumachen. Die Unterhaltung zwischen Data und Picard wärmt zwar wie gesagt ein paar Allgemeinplätze auf, aber allein die Versicherung Datas, dass er Picard immer geliebt hat, macht vieles davon, wenn nicht gar alles wieder wett. Die Figur von Data war ein wichtiger Einfluss meiner Kindheit und Jugend, und ich sage leise Goodbye!
Raffi: „Say it.“
Rios: „Say what?“
Raffi: „Those three beautiful words.“
Rios: „You were right.“
Viele offene Fragen
Erwartungsgemäß bleibt auch nach diesem Finale noch vieles offen. Über Nareks Verbleib erfahren wir beispielsweise überhaupt nichts. Was umso trauriger ist, als er in dieser Folge noch einmal eine wichtige Rolle spielte. Außerdem halte ich seine Aussage, dass sich Geschichte immer wiederholt, für viel zu bedeutend, um einfach so darüber hinwegzugehen. Seine Schwester Narissa wird zwar von Seven of Nine in einen Abgrund gestoßen, doch wir sehen nie eine Leiche, und nach den Regeln der Serie heißt das, dass sie nicht tot ist. (Zudem wurde bereits etabliert, dass sie einen persönlichen Transporter hat.)
Die gewaltigste Lücke klafft allerdings in der Geschichte um den Borg-Kubus und die Ex-Bs. Sah es anfangs noch so aus, als wolle sich Seven ihrer annehmen, sehen wir sie in der letzten Einstellung auf der La Sirena (wo sie interessanterweise mit Raffi Händchen hält). Haben sie den Kubus zuvor repariert? Oder bleibt er auf Ghurion IV gestrandet und die Ex-Bs werden Teil der Gemeinschaft von Androiden? Ich meine, das wäre sicher nicht die schlechteste Lösung, aber wenn es wirklich so wäre, hätte man uns das nicht gezeigt? Spricht das nicht eher dafür, dass die Borg in der nächsten Staffel noch eine Rolle spielen werden?
Fazit und Ausblick
Ja, nun, ich glaube, ich brauche nicht mehr so furchtbar viel zum Gesamteindruck der Staffel schreiben. Ich hatte im Vorfeld die schlimmsten Befürchtungen und wurde mehr als positiv überrascht. „Star Trek: Picard“ unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht angenehm von anderen aktuellen Genre-Produktionen – von der ruhigen Erzählweise bis zur Rückbesinnung auf die „Star Trek“ zugrundeliegende Utopie. Vor allem aber war es schön, mit Jean-Luc Picard einen der Helden meiner Kindheit wiederzusehen, und zwar explizit mit all seinen Stärken und Schwächen.
Für die nächste Staffel steht den Autoren jedenfalls vieles offen. Auch wenn wir vermutlich eine neue Geschichte kriegen werden, hoffe ich doch sehr, dass sie einiges von dem mitnehmen, was hier angerissen wurde. Das betrifft vor allem die mysteriöse höhere künstliche Intelligenz, auf die wir nur einen kurzen (und sehr gruseligen) Blick werfen konnten. Immerhin wissen die nun, wo die Androiden leben, und es wäre sehr seltsam, wenn sie nicht mal kurz vorbeischauen wollten.
Et in Nota ego, Part 2
• Also, ich hab’s irgendwie aufgegeben. Jurati wird mit ihrem Mord davonkommen, oder? (Verdammt, ich mag die Figur, aber das ist trotzdem absurd.)
• Ich war ehrlich schockiert, als sich rausstellt, dass Sutra Saga eigenhändig getötet hat. Da hab ich dann wohl meine Antwort auf die Frage nach dem freien Willen der Androiden.
• Es war so treffend, dass Rios und Seven nach Picards vermeintlichem Tod gemeinsam trinken, während Raffi und Elnor gemeinsam weinen.
• Die Version von „Blue Skies“, die Data hört, als er stirbt, wird von Isa Briones gesungen – der Darstellerin von Soji.
4 ½ von 5 hundertfach gespiegelten Bananen.
Ich war auch sehr zufrieden mit dem Ende der Staffel, mit ein paar kleinen Abers, vielleicht. Picards Opfer war natürlich schal, zum einen, weil der Zuschauer schon weiß, dass er es überleben wird (und durch den sehr deutlichen Hinweis auf den Golem ist auch klar, wie). Zum anderen ist Picard ja auch todkrank, er opfert also genau genommen nicht sehr viel. Nicht so viel wie ein kerngesunder 30jähriger, zum Beispiel. Das mindert die große Symbolik seines Opfers deutlich. Wäre ich die Macher, hätte ich zumindest auf seine Krankheit verzichtet, um den letzten Schritt bedeutsamer zu machen.
Aber gut. Ich fands trotzdem rührend, vor allem die Reaktionen der Hinterbliebenen.
Die Weltraumschlacht, hach ja, ich hätte die ja gern gesehen. Dass sie abgewendet wurde ist fast schade, denn das Aufbauen der Flotten vis-à-vis, das hatte schon was.
Jurati, hm. Also, die letzte Szene spielt ja klar einige Zeit nach dem Rest der Staffel, sonst hätten Seven und Raffi wohl keine Zeit, sich zu verlieben. Aber wie lange? Und wird sich Jurati noch stellen? Sie war ja (glaubwürdig) bereit, die Konsequenzen zu tragen. Vielleicht liefert sie die La Sirena auch noch auf dem nächsten Planeten mit Allianzrechtsprechung ab? Es wäre schade, wenn in dieser Hinsicht nichts mehr passieren würde. Dann lieber Picard(Bot) als Anwalt, der ein flammendes Plädoyer für Juratis Einsatz und eine Strafminderung hält. Wie in guten alten TNG Zeiten.
Was ich mir für Staffel 2 wünschen würde? Picards Umgang mit seinem neuen, synthetischen Körper. Das sollte nicht so problemlos vonstatten gehen. Ich meine, das ist doch schon ein mords Einschnitt für jeden Menschen, oder? Schon rein psychologisch.
Mehr Elnor. Ich mag seine kindliche Art in Zusammenhang mit dem Körper eines Kampfmönchs. Vielleicht braucht auch er einen Love-Interest, der ihn etwas herausfordert? Raffi und ihr Sohn, da ist auch viel ungeklärt. Mehr Rios plus Hologramme. Ich maaag ihn! Narek plus Schwester – kommt da noch was? Was wurde aus Narek/Soji? Alles vorbei und vergessen?
Und wo ich das schreibe, merke ich, dass die Serie einen entscheidenden Punkt völlig richtig gemacht hat – mir liegen die Nebencharaktere genauso am Herz wie der Hauptcharakter. Ich will allen eine eigene Folge geben, einigen sogar eine Spin-Off-Staffel (Elnor, Rios). Das ist ein sehr gutes Zeichen, denn so war es bei TNG auch. Ich hatte Sorge, dass ich mich nur für Picard interessieren und den Rest eher als lästiges Beiwerk ansehen würde, aber es ist ganz anders gekommen. Und dafür ein dickes Dankeschön an die Macher.
Ich bin sehr gespannt auf Staffel 2!
Da sind wir uns tatsächlich in sehr vielen Punkten einig. Rios war für mich auch die Überraschung schlechthin, bei den Promos stand der noch arg im Hintergrund. Dafür kam Elnor viel zu kurz. Es ist eigentlich schade, dass sich gerade alle Serien so auf diese 8 bis 10 Folgen einschießen, gerade „Star Trek“ haben die langen Staffeln wirklich nie geschadet.
Aber ja, bleiben wir gespannt — und hoffen wir, dass Patrick Stewart noch lange fit genug ist, um noch viele, viele Staffeln zu drehen. Oder dass man vielleicht wirklich irgendwann den Staffelstab an die jetzigen Nebenfiguren weiterreicht.