„A part of being an adult is realizing just because you can do something doesn’t always mean you should.“
Maureen und Penny landen kurz vorm Blitzeinschlag im Graben. Don kommt mit hochgiftigen Algen in Kontakt. Spoiler!
This is not about trust, it’s about being smart
Die Vorbereitungen für den Blitzeinschlag im Schiff laufen auf Hochtouren. Penny ist frustriert, dass ihre Mutter anscheinend Judy und Will bevorzugt und ihr nur Arbeiten zutraut, bei denen sie nicht viel verkehrt machen kann. Als sie versuchen, Don zu retten, der sich in giftigen Algen verfängt, werden Maureen und Penny in den künstlichen Graben gespült. Die Zeit für eine Rettungsaktion wird knapp, doch Penny hält das für eine gute Gelegenheit, die Sache mit ihrer Mutter auszudiskutieren.
Was interessieren mich fremde Welten?
Haben die Robinsons gerade wirklich einen Planeten verlassen, ohne den künstlichen Graben im Wasser zu untersuchen? Oh Mann, ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, dass das eine Familienserie ist und nicht „Star Trek“. Aus einem anfänglich ganz solide klingenden Plan entwickelt sich stattdessen erneut eine Beinahekatastrophe, die buchstäblich in letzter Sekunde abgewendet werden kann. Keine Folge, mit der sich die Serie mit Ruhm bekleckert.
„Will always gets the smart jobs, and Judy always gets the tough jobs, then I get the jobs that literally anybody else could do.“
Geschwisterrivalität und die sensible Künstlerseele
Okay, hier ist das Problem: Ich bin Einzelkind. Ich habe absolut keine Ahnung von der Dynamik zwischen Geschwistern und kenne das Gefühl nicht, dass die Eltern ein Kind lieber mögen als das andere. Ihr könnt mir hier alles erzählen und ich glaube es. Ich vermute allerdings, dass die Aussage von „Precipice“ eher lautet, dass Eltern alle ihre Kinder gleich lieb haben, und das Gefühl, dass es nicht so ist, lediglich pubertären Hormonen zuzuschreiben ist.
Was bei mir Resonanz gefunden hat, ist hingegen Pennys Bedürfnis nach Bestätigung. In der Hinsicht sind wir Künstler vermutlich alles gleich – unabhängig davon, ob der kleine Bruder nun ein Genie ist oder nicht. Die Erkenntnis, dass ihre Mutter ihr Buch nicht einmal gelesen hat (geschweige denn mag), trifft sie hart und ist eine Erfahrung, die ich auch schon gemacht habe. Und „Lost in Space“ bietet dafür keine Lösung an, was ich ehrlich schade finde, da es suggeriert, dass Maureen die ganze Zeit im Recht war und nur Penny falsch lag.
Papa hat immer recht
Wesentlich stimmiger fand ich den kleinen Konflikt zwischen John und der ältesten Tochter Judy. John ist ein Navy SEAL und daran gewöhnt, dass die Leute tun, was er sagt. Aber Judy ist kein Soldat, sie ist eine junge Frau, die ihrem Vater beweisen möchte, dass sie kein Kind mehr ist. Dass das nicht gut zusammengeht, ist klar.
In der Tradition der ersten Staffel möchte ich an dieser Stelle also einmal mehr darauf hinweisen, dass John eine angenehme Ausnahmeerscheinung in der ansonsten völlig feminisierten Serienlandschaft ist. Denn er lässt sich auf Judys Bullshit einfach nicht ein, nimmt sie aber als Erwachsene ernst und erklärt ihr deshalb, dass die Kunst oftmals darin besteht, etwas nicht zu tun, obwohl man es kann. (Und seien wir ehrlich: Er hat verdammt recht, sie ist nun mal die Einzige an Bord, die einer Ärztin immerhin nahe kommt!)
Penny: „Come on. You wouldn’t rather have Will here to bounce around geometrical formulas?“
Maureen: „Geometry isn’t gonna get us out of this.“
Penny: „And if Will was here, he would know that. Judy? She would’ve run 30 miles by now and found some kind of tree with space leaves – strong enough to build a space ladder.“
Maureen: „Stop it. Each of you have talents that make you unique.“
Penny: „It’s just that some talents are more useful than others.“
Smith versucht ihr Glück bei Don
Nichts Neues dagegen bei Dr. Smith. Diesmal versucht sie ihre Psychospielchen bei Don, der wegen seiner Verletzung blöderweise nicht das Weite suchen kann. Am Ende ist dieser Teil der Geschichte aber reiner Füller (die Folge ist trotzdem die kürzeste der Staffel), denn wie Don selbst feststellt: Es bringt Smith überhaupt nichts, wenn er ein gutes Wort für sie einlegt. Die Robinsons haben jeder für sich erlebt, wie hinterhältig Smith ist. Die Meinung der gesamten Familie zu ändern, dürfte eine Jahrhundertaufgabe sein. (Cut zu Penny, die ich für klüger gehalten habe als auf Smiths Schmeicheleien zu hören.)
Danger, Will Robinson!
• Die Frage, über wie viel freien Willen der Roboter verfügt(e), ist tatsächlich ganz interessant. Smith sagt, er war einfach immer nur das, was sein Meister brauchte: Für sie war er Bodyguard, für Will ein Freund.
• Die Schriftzeichen auf der künstlichen Struktur sind dieselben wie auf dem Roboter, beides wurde also von derselben Spezies erschaffen?
• Apropos: Die Szene mit dem Roboterarm, der Will angreift, hab ich nicht verstanden. Sie wussten doch alle, dass dieser Haufen Technik da liegt, oder nicht? Maureen hat erst letzte Folge noch versucht, sie zum Leben zu erwecken.
• Der Chariot dürfte nun aber endgültig Schrott sein …
2 ½ von 5 Bananen, die sich ungeliebt fühlen.
Die Folge war tatsächlich der Auftakt zum Sinkflug von Lost In Space in meiner Meinung.
Ich habe immer öfter mit dem Kopf auf die Tischplatte schlagen wollen. Wirklich alle – Don als einziger ausgenommen – hat mich am Ende nur noch angenervt. Das Problem, das ich hatte, war, dass die Kids da alle so perfekt sind und sein wollen. Und anstatt dass Maureen sie darin bestätigt, dass sie okay sind, egal, ob sie omnipotent sind, oder nicht, muss sie sich und allen anderen immer wieder mit einer enervierenden Vehemenz klar machen, wie PERFEKT ihre Kinder sind.
Pennys Talent ist in der Situation nutzlos. Ja, und? Schreiben, wie jegliche Form von Kunst, ist in akuten Krisensituationen nun mal nicht zu gebrauchen. Da gibt es andere Zeiten, in denen das wichtig wird. Aber ihr ständiges Rumgeheule, dass sie ja so unnötig ist und nicht so toll wie ihre Geschwister, hat mich unheimlich aufgeregt.
Nicht jeder ist ein Genie. Es gibt viele, die nur Mittelmaß sind. Und das ist OKAY! Und vielleicht schreibt Penny halt einfach nicht so unglaublich gut, sondern *nur* gut. Himmel, das ist doch kein Beinbruch! Nicht jeder liebt Geschichten, das muss man auch akzeptieren und seinen Frieden damit machen. (Ich kann diejenigen, die sich nicht für meine Schreibsachen interessieren, gar nicht mehr zählen.)
Aber je mehr sich Maureen bemüht, die Übermutter zu sein und ihre Kinder ständig in den Himmel zu heben, desto nervtötender war ihr Mama-Bär-Gehabe. Penny, auf der anderen Seite, ging mir mit ihrer bockigen selbstmitleidigen Tour voll auf den Keks. In so einer Situation, also echt! Ich bekomm schon wieder Agressionen, wenn ich mich daran nur erinnere.
Leider geizt die zweite Staffel nicht mit solchen Momenten. Sorry, ich werde mich leider nur beschweren, wenn ich was zu der Serie sage, damit musst du rechnen. Die eigentlichen Aufreger kommen ja erst noch, also mach dich auf was gefasst! 😉
Oh, ich glaube, an vielen Stellen werden wir einhellig rummäkeln. Ich habe mich lange bemüht, auch in dieser Staffel noch die guten Momente herauszustellen, aber irgendwann hab dann selbst ich resigniert. Mittlerweile bin ich froh, dass nur noch eine Staffel kommt, so kann ich die Reviews komplett machen ohne völlig durchzudrehen.