„They’re not our God’s children. They come from a dark place. And they haven’t come alone. They’ve brought something with them. Something that will be the end of us.“
Die Faerie Vignette flieht noch Burgue, wo ihr totgeglaubter Geliebter Philo gerade eine Reihe von Morden an Fae aufklärt. Spoiler!
It’s just beginning
Vor sieben Jahren haben Fae an der Seite der Menschen gegen einen gemeinsamen Feind namens The Pact gekämpft. Doch während sich die Menschen in die Republic of Burgue zurückziehen konnten, fiel Tirnanoc, die Heimat der Fae, in die Hände des Pacts. Als Folge davon flüchten noch immer Fae nach Burgue, wo sie vom gemeinen Volk schon lange nicht mehr gern gesehen sind. In diesem rassistischen Klima versucht Rycroft Philostrate, kurz Philo, eine Reihe von Morden an Fae aufzuklären. Derweil trifft auch die Faerie Vignette Stonemoss in Burgue ein und erfährt, dass ihr totgeglaubter Geliebter Philo noch lebt.
Persönliches Interesse mit Hindernissen
Ich muss gestehen, der Hauptgrund für mein Interesse an „Carnival Row“ waren die Parallelen zu meinem eigenen Roman „Die Detektelfe“. Denn auch dort geht es um das schwierige Zusammenleben von Menschen und Märchenwesen, wenngleich mein Ansatz deutlich subtiler und bei weitem nicht so düster ist. Dennoch, einmal zu sehen, wie eine Verfilmung meines Buch aussehen könnte, war ein wichtiger Anreiz, da will ich nicht lügen.
Ob ich die Serie wirklich reviewen möchte, steht indes selbst jetzt noch auf der Kippe. Meine Probleme mit der ersten Folge werde ich gleich noch erläutern, zuvor möchte ich aber noch eine andere Sache ansprechen. Es ist für mich nämlich nicht ganz nachvollziehbar, warum Amazon die Serie zunächst nur in englischer Sprache veröffentlicht und die Synchronisation erst gut zwei Monate später nachgereicht hat. Vieles an diesem komplexen Universum ist auf Deutsch sicher leichter zu verstehen. Wer aber wie ich viel im Internet unterwegs ist, konnte sich nicht darauf verlassen, so lange sämtliche Spoiler zu umgehen. Ich hoffe also, ihr verzeiht mir, wenn ich Originalbegriffe wie Fae, Faerie, Puyoc, usw. einfach so stehen lasse, da ich schlicht nicht weiß, wie sie letztendlich in der Synchro übersetzt wurden.
„The Critch are swarming our city. They are changing the very fabric of our society. And not for the better. They bring vices, wantonness, the scourge of lixer addiction, the worship of strange gods. Our streets are safe no more. Whole boroughs have become off-limits to decent citizens.“
Ein (zu?) komplexes Universum
Was bereits in der ersten Folge auffällt, ist die reiche Mythologie, die sich „Carnival Row“ zurechtgelegt hat. Das beginnt bei der Fülle verschiedener fantastischer Wesen und endet bei der komplizierten politischen Situation, in der sich die Republic of Burgue befindet. Natürlich ist es schlicht unmöglich, dem Zuschauer innerhalb nur einer Stunde sämtliche Zusammenhänge zu erklären. Leider schafft es „Some Dark God wakes“ aber noch nicht einmal, diese Lücken in einer Weise zu thematisieren, dass die Neugier geweckt wird.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Krieg gegen The Pact. Es ist geradezu billig, dass uns diese enorm wichtige Information zu Beginn der Folge lediglich anhand einiger Text-Einblendungen gegeben wird. Später wird in Dialogen dann zwar immer wieder Bezug darauf genommen, doch da uns zuvor nichts davon richtig erklärt wurde, bleibt das oberflächlich und uninteressant. Statt neugierig war ich irgendwann frustriert. Es bleibt zu hoffen, dass sie in den noch kommenden Folgen eine bessere Balance finden oder sogar ein paar Rückblenden einschieben.
Plumper Kommentar zur Weltlage
Das zweite ist, dass „Carnival Row“ ein bisschen zu penetrant auf aktuelle weltpolitische Probleme Bezug nehmen will. Ich weiß, dass das aktuell sehr en vogue ist, aber wo es ein „The Dark Crystal: Age of Resistance“ schafft, die Themen Umweltverschmutzung und Klimawandel organisch in seine Story einzubetten, verwendet „Carnival Row“ lieber die Methode Holzhammer.
Wir erfahren, die Fae flüchten vor den Nachwirkungen eines Krieges, in dem die Menschen sie im Stich gelassen haben. Diese Flüchtlinge ballen sich nun in einzelnen Vierteln, während der Rest der Bevölkerung über Verbrechen, unsichere Straßen und fremde Götter klagt. Und die Politiker reden zwar sehr viel, unternehmen aber nichts. Das kommt euch bekannt vor?
Versteht mich nicht falsch, Fantasy darf und soll unsere eigene Gesellschaft kommentieren. Es ist aber normalerweise üblich, das auf abstrakte Weise zu tun. So lernen wir unbemerkt etwas dazu, während wir unterhalten werden. Man bildet gewöhnlich nicht einfach die Realität eins zu eins ab und nennt nur die Protagonisten anders. Dann kann ich nämlich auch einfach die Nachrichten gucken.
„I know darkness. I’ve been to the twilight edge of the world and dredged up things from the sunless deep that would turn your blood cold. But nothing like the thing I saw in the dark beneath our very feet. You’re ill-prepared for the hardship that lies ahead. There is more here than you can fathom. And while you go about your little life, so sure that this world still belongs to you some dark god wakes.“
Das Potenzial ist vorhanden
Jetzt habe ich viel kritisiert, möchte aber wenigstens am Ende noch betonen, dass ich das Potenzial von „Carnival Row“ durchaus sehe. Vignette ist mir zum Beispiel auf Anhieb sympathisch, und ich möchte auch unbedingt wissen, was zwischen ihr und Philo vorgefallen ist. Vor allem aber die Andeutung eines Monsters (oder Gottes?) aus der Welt der Fae, das sie nach Burgue mitgebracht haben, ist aufregend. Und ich hoffe sehr, dass die Probleme der ersten Folge schlicht der Tatsache geschuldet sind, dass die erste Staffel nur acht Folgen umfasst und sie deshalb gleich zu Beginn möglichst viel vom Ist-Zustand loswerden wollten.
Some Dark Notes wake
• Wie gesagt, wir werden mit allerlei Begrifflichkeiten überrannt, die wir erst mal verinnerlichen müssen. So handelt es sich bei den Puyocs zum Beispiel um Faune, die hier aber Pucks genannt werden. Und das abwertende Wort für Fae lautet Critch. Es gibt ein Wiki zur Serie, das extrem hilfreich ist.
• Sagt, was ihr wollt, aber mir gefällt, wie sie das mit den Flügeln der Faeries gelöst haben. Laut obigem Wiki enthalten sie keine Knochen und sind deshalb so schlapprig, wenn sie nicht benutzt werden.
• Sehr spannend fand ich, dass diese Welt ein bisschen wie das Viktorianische England aussieht, Imogen aber vom „seventh century“ redet.
2 ½ von 5 rassistischen Bananen in Uniform.
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Tatsächlich hatte ich mir von Carnival Row auch mehr versprochen. Mir stieß tatsächlich etwas die Schwarzweißzeichnung auf: Die Fae sind zwar alle (gezwungenermaßen) heruntergekommen und verlottert, aber im Grunde ihres Herzens edel und gut. Die Menschen hingegen – außer Philo, natürlich – arrogant, dumm, brutal und rassistisch.
Und auch mich kann die Hintergrundstory nicht recht abholen. Ich hab die Serie inzwischen auf Eis gelegt. Vielleicht, mit etwas mehr Muße und Wohlwollen … irgendwann.
Ich hab tatsächlich durchgehalten und fand die Serie am Ende auch ganz gelungen. Aber man merkt einfach total, dass die acht Folgen nicht mal ansatzweise ausreichen bzw. einige Handlungsstränge vielleicht auch einfach überflüssig sind. Und Cara Delevingne hat in den letzten Folgen praktisch nichts mehr zu tun, was einfach nur ärgerlich ist. Dennoch, das Potenzial ist da.