„I want him to live a long, miserable life. I want him to grow old on that station, surrounded by people who hate him, knowing that he’ll never come home again.“
Als Garak zusammenbricht, muss Bashir die Wahrheit zwischen seinen Lügen entschlüsseln, um ihm helfen zu können. Spoiler!
Never tell the truth when a lie will do
Als sich Bashir und Garak zu einem ihrer gemeinsamen Essen treffen, wird der Cardassianer sichtbar von Kopfschmerzen geplagt. Bashirs Hilfe lehnt er strikt ab, doch bald darauf bricht er zusammen, und der Doktor findet heraus, dass Garak ein Implantat hat. Dieses soll ihn laut eigener Aussage gegen Schmerz immun machen, doch da das Leben auf der Station für ihn die reinste Folter ist, hat Garak das Gerät die letzten zwei Jahre nicht mehr ausgeschaltet. Bashir versucht, hinter Garaks Lügen die Wahrheit zu finden, um ihn heilen zu können.
Eine traumatisierte Persönlichkeit
Garak ist eine hochkomplexe Figur, vielleicht sogar die komplexeste, die „Star Trek“ bis dato hervorgebracht hat. Es sagt viel über die Qualität der Autoren aus, dass wir in einer Episode über Garak praktisch nichts über ihn erfahren – und gleichzeitig alles. Nicht umsonst erklärt er Bashir am Ende, dass die Lügen die wahrsten Antworten von allen waren. Sie erzählen uns, wie er sich selbst sieht und wie er sich gerne sehen möchte.
Fest steht, Garak hat ein Trauma erlitten. Was genau geschehen ist, spielt dabei eigentlich keine Rolle. Es hat aber dazu geführt, dass er seine eigene Persönlichkeit in verschiedene Instanzen zerlegt hat, die nicht mehr Teil von ihm sind. Er spricht von ihnen wie von anderen Personen, und ich denke, diese Distanzierung von seinen Taten ist es, die ihn davor bewahrt, völlig den Verstand zu verlieren. Und leider auch verhindert, dass er sein Trauma verarbeitet.
Bashir: „What I want to know is, out of all the stories you told me, which ones were true and which ones weren’t?“
Garak: „My dear Doctor, they’re all true.“
Bashir: „Even the lies?“
Garak: „Especially the lies.“
Die Wahrheit über Freundschaft
Das wahrhaft Besondere dieser Folge „Star Trek: Deep Space Nine“ aber ist, dass sie wie keine andere zuvor von Freundschaft handelt. Dax deutet Bashir gegenüber an, dass er und Garak nicht automatisch befreundet sind, bloß weil sie seit einem Jahr regelmäßig zusammen essen. Aber das ist lediglich das, was Dax sieht. Man könnte auch argumentieren, was ist das für eine Freundschaft, in der einer von beiden andauernd lügt? Andererseits, kann überhaupt Freundschaft zwischen zwei Personen existieren, die einander im Kern nicht verstehen? „The Wire“ beantwortet die Frage mit einem klaren Ja.
Bashir und Garak gehören zwei völlig verschiedenen Spezies an. Vielleicht lernen sie im Laufe der Zeit einiges über die Kultur des jeweils anderen, aber sie werden nie verstehen, wie es ist, der andere zu sein. Das müssen sie aber auch nicht. Sie müssen das Leben des anderen nicht verstehen, um ihn zu mögen und sich um sein Wohlergehen zu sorgen. Genau das ist die Essenz von Freundschaft.
Garak: „Has it ever occurred to you that I might be getting exactly what I deserve?“
Bashir: „No one deserves this.“
Garak: „Oh, please, Doctor. I’m suffering enough without having to listen to your smug Federation sympathy. And you think that because we have lunch together once a week you know me? You couldn’t even begin to fathom what I’m capable of.“
Bashir: „I am a doctor. You’re my patient. That’s all I need to know.“
Die vielen Rätsel Garaks
Wissen wir nach dieser Folge überhaupt etwas über Garak mit Bestimmtheit? Es sieht danach aus, als sei er einst tatsächlich eine Art Spion gewesen, zumindest aber ein Agent des Obsidianischen Ordens. Wie genau seine Beziehung zu Enabran Tain aussah, können wir allenfalls erahnen, Tain zumindest wünscht ihm ein langes Leben voller Qualen. Darüber, wie er zu seinem Implantat gekommen ist, und vor allem, warum er es sich freiwillig hat einpflanzen lassen, können wir ebenfalls nur spekulieren. Ist es ein Überbleibsel aus der Zeit beim Obsidianischen Orden, um Folter zu widerstehen? Oder ist es nicht eher so, dass er damit das Trauma bewältigen wollte, dass er erlitten hat? Wir wissen es nicht, und ich glaube auch nicht, dass wir darauf jemals eine endgültige Antwort erhalten werden.
The wired Notes
• Die Eingangssequenz, als sich Garak und Bashir über Literatur unterhalten, fasst ihre ganze Freundschaft in wenigen Sätzen perfekt zusammen.
• Klassisch: „I’m a doctor, not a botanist.“
• Wieso lässt Bashir Garak eigentlich von Quarks zur Krankenstation beamen? Liegt die etwa nicht mehr genau gegenüber? Da hätte er doch auch einfach schnell nach einer Trage rufen können.
• Bashirs zweiter Vorname lautet Subatoi, wussten wir das schon? (Ich gestehe, ich hab Supertoy verstanden und war verwirrt.)
4 ½ von 5 vielleicht wahren Bananen.