Da ich zuletzt einige Serien Folge für Folge reviewt habe, hat es etwas gedauert, um mal wieder eine Liste für den Schnelldurchlauf zusammenzukriegen. Darunter finden sich diesmal unter anderem ein zweiter Versuch, eine herbe Enttäuschung und ein Abbruchkandidat. Vorsicht vor dem bösen Spoiler!
The I-Land (Miniserie)
Zehn Menschen wachen auf einer einsamen Insel auf und können sich weder daran erinnern, wer sie selbst sind, noch, wie sie dorthin gelangt sind. Schnell bilden sich Allianzen unter den Gestrandeten, während Chase, die die Insel für ein Puzzle hält, das sie lösen müssen, immer stärkeren Anfeindungen ausgesetzt ist. Als sie von ihren Mitstreitern bewusstlos geschlagen wird, erwacht sie in einem Gefängnis. Offenbar handelt es sich bei der Insel um eine experimentelle Simulation, die der Rehabilitation von Schwerverbrechern dienen soll.
Machen wir uns nichts vor, „The I-Land“ klaut schamlos bei Genre-Vorbildern wie „Lost“, „The Hunger Games“ und „Black Mirror“. Der Vorteil aber ist die Kürze der Geschichte, die sich schnell fortentwickelt und selten an Spannung verliert. Auch die zugrundeliegende Idee ist interessant, wenngleich an vielen Punkten nicht wirklich zu Ende gedacht. Einziger Wermutstropfen für mich war das ständige Gezicke der Leute. Man würde ja meinen, in so einer Situation arbeitet man zusammen, um zu überleben …
3 ½ von 5 nur simulierten Bananen.
The Crown (Staffel 2)
Elizabeth hat sich mittlerweile in ihrer Rolle als Königin eingelebt und kommt ihren Pflichten mit einer gewissen Routine nach. Ihre Ehe hingegen entwickelt sich immer mehr zum Problemfall, weshalb sie Philip auf eine längere Reise schickt. Auch ihre Schwester Margaret ist schlecht auf sie zu sprechen und will endlich einen Ehemann finden. Als die Monarchie selbst in die Kritik gerät, muss sich Elizabeth damit auseinandersetzen, dass sie womöglich an längst überholten Strukturen festhält.
Der zweiten Staffel von „The Crown“ gelingt das Kunststück, das hohe Niveau der ersten Staffel nicht nur zu halten, sondern an etlichen Stellen sogar noch einen drauf zu setzen. Immer wieder werden hier politische Meilensteine persönlichen Krisen gegenübergestellt, erhalten scheinbar kühle Entscheidungen einen menschlichen Hintergrund. Sei es die Suez-Krise, die Kritik an der Monarchie, oder Elizabeths Begegnung mit den Kennedys – all diese historischen Ereignisse erhalten plötzlich erheblich mehr Kontext.
4 ½ von 5 Bananen, die einen Premierminister nach dem anderen gehen sehen.
Disenchantment (Staffel 2)
Nachdem ganz Dreamland in Stein verwandelt wurde, ist Bean wieder mit ihrer Mutter vereint. Doch die hat einige recht eigennützige Hintergedanken, weshalb Bean Luci befreit und mit ihm in die Hölle hinabsteigt. Dort wollen sie Elfo abholen, der nach seinem Tod eigentlich im Himmel gelandet ist, sich aber überreden lässt, sie dort zu treffen. Und dann ist da ja noch das steinerne Volk von Dreamland, das zurückverwandelt werden muss.
Ich glaube, die zweite Staffel von „Disenchantment“ macht recht deutlich, dass die großen Zeiten von Matt Groening vorbei sind. Statt etwas aus dem Streaming-Format zu machen, erzählt er wie gehabt fast ausschließlich in sich abgeschlossene Geschichten, die jeglichen roten Faden vermissen lassen. Dabei sind einige Einfälle unbestreitbar gut, doch im Ganzen betrachtet fehlt es der Staffel an einem Spannungsbogen oder irgendeinem Ziel. Ich jedenfalls bin skeptisch, ob ich die bereits bestellte dritte Staffel überhaupt noch sehen will.
2 von 5 Bananen in der Hölle.
Jessica Jones (Staffel 1)
Jessica Jones ist Privatdetektivin, trinkt zu viel und hat Superkräfte, was sie allerdings nicht an die große Glocke hängt. Als ein Mädchen verschwindet, führt sie die Spur zu Killgrave. Der kann Gedanken kontrollieren und hatte einst auch Jessica in seiner Gewalt, was sie schwer traumatisiert hat. Es zeigt sich, dass sämtliche von Killgraves Aktionen nur ein Ziel haben: Jessica zurückzugewinnen. Denn die ist mittlerweile immun gegen seine Fähigkeiten, was ihn nur noch mehr reizt.
Es war mein zweiter Versuch mit der Serie, beim ersten Mal hatte ich nach vier Folgen aufgegeben, weil ich mit der dauerhaft missgelaunten Hauptfigur einfach nicht warm wurde. Stellt sich raus, das entwickelt irgendwann seinen ganz eigenen Charme. Dennoch finde ich, dass die Staffel ein bisschen zu lang für die Geschichte ist, irgendwann im Mittelteil macht sich elende Langeweile breit (ich unterbrach für zwei Wochen), bevor die Spannung zum Ende hin nochmals gewaltig anzieht. Und David Tennant ist in der Rolle des schmierigen Bösewichts auf jeden Fall gut aufgehoben.
3 ½ von 5 fremdgesteuerten Bananen.
Agent Carter (Staffel 1)
Nachdem Agent Peggy Carter im Zweiten Weltkrieg an der Seite von Captain America selbst zur Heldin wurde, ist mittlerweile wieder der Alltagstrott eingekehrt. Obwohl noch immer für die SSR tätig, ist sie wenig mehr als eine Sekretärin, während ihre männlichen Kollegen sich über sie lustig machen. Als Howard Stark verschwindet und gleichzeitig dessen gefährliche Erfindungen in die Hände des Feindes gelangen, ermittelt sie auf eigene Faust, unterstützt von Starks Butler Jarvis.
Eine der wenigen Serien, die ich dann doch abgebrochen habe. Als großer Fan von „Agents of S.H.I.E.L.D.“ war ich irgendwie der Illusion anheimgefallen, dass diese Serie genauso gut sein muss – schließlich spielt sie im selben Universum. Das Tempo aber ist mir viel zu behäbig, die Epoche nicht meine, und der Sexismus einfach nur nervig. Einziger Lichtblick war der etwas steife Jarvis, aber das hat dann doch nicht ausgereicht.
1 von 5 Bananen, die Mittagessen holen sollen.