The Orville | The Road not taken (2×14)

„Come on, you took temporal law at Union Point. You go back in time, you kill Hitler, you stop World War II, you don’t know what’ll happen. You could make things worse.“

Die Galaxis ist unter der Kontrolle der Kaylon, nachdem Kelly die Vergangenheit verändert hat. Spoiler!

There’s no such thing as safe anymore

Nachdem Kelly vor sieben Jahren ein zweites Date mit Ed ausgeschlagen hat, hat sich die Gegenwart in eine unschöne Richtung entwickelt. Ed ist niemals Captain der Orville geworden, deshalb konnten die Kaylon nicht besiegt werden und haben innerhalb von nur neun Monaten die halbe Galaxis ausradiert. Kelly bringt die Truppe zusammen, um die Vergangenheit wieder zurechtzurücken, doch dafür benötigen sie den Aronov-Apparat auf der Orville, die mittlerweile auf dem Meeresboden der zerstörten Erde liegt.

Verschenktes Finale

Oh Mann, was soll ich dazu nur sagen? Das soll das Staffelfinale gewesen sein? Zugegeben, „The Road not taken“ hat als klassische Was-wäre-wenn-Geschichte schon ihren Reiz, wenngleich nicht alles in sich stimmig ist und viel zu wenig Zeit bleibt, den neuen Status Quo zu erforschen, aber das qualifiziert die Folge noch lange nicht als Abschluss einer Staffel. Nichts hierin hatte irgendetwas mit den angerissenen Themen zu tun, nichts hiervon hat irgendeine Auswirkung auf Kommendes – im Gegenteil, die Folge endet auch noch mit dem klassischen Reset-Button! Als reguläre Folge wäre das sicher nett und kurzweilig, als Finale aber kann ich es nur als absoluten Reinfall bezeichnen.

Ed: „Don’t panic.“
Malloy: „Don’t panic? They’re going to cut off our skin and wear it like a suit.“

Falsche Prioritäten

Wir erinnern uns: Am Ende von „Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow“ wacht Kelly wieder in ihrer Zeit auf, erinnert sich aber an alles, was sie in der Zukunft erlebt hat. Und weil sie gesehen hat, wie sehr sie und Ed einander wehgetan haben, beschließt sie, die Beziehung gar nicht erst anzufangen. Was mich daran am allermeisten stört, ist, dass Kelly von all den Dingen, die sie über die Zukunft erfahren hat, genau das mitnimmt und als wichtigste Information betrachtet. Ich meine, sie wusste, dass die Kaylon angreifen würden. Sie wusste sogar, dass Isaac ein Maulwurf auf der Orville ist. Und sie ist nicht auf die Idee gekommen, diese Information weiterzugeben? (Ich weiß, die Geschichte glaubwürdig zu erzählen, dürfte schwierig sein, aber vielleicht hätte sie trotzdem ein paar Leute bei der Union aufmerken lassen, damit man bei Isaac etwas genauer hinschaut.)

Kelly als Dreh- und Angelpunkt

Doch auch die Tatsache, dass die Beziehung zwischen Ed und Kelly einen so immensen Einfluss auf die Geschichte hat, ist irgendwie eine traurige Vorstellung. Man sagt zwar gemeinhin, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht, aber hier wird Ed kleiner gemacht als er ist. Ja, Kelly hat dafür gesorgt, dass er das Kommando über die Orville bekommen hat. Aber: Es wurde auch etabliert, dass er zunächst steil die Karriereleiter hinaufkletterte und erst das Scheitern seiner Ehe ihn derart aus der Bahn geworfen hat. Ohne dieses Ereignis müsste der Mann doch mittlerweile Admiral sein!

Immerhin, der Rest der Figuren scheint davon relativ unbeeindruckt dem gleichen oder zumindest einem ähnlichen Pfad gefolgt zu sein. Und dass Malloy offenbar in jeder denkbaren Zeitlinie mit Ed verwachsen ist, ist schon fast wieder sympathisch. Die größte Überraschung aber war der kleine Gastauftritt von Halston Sage als Alara Kitan. Hut ab, dass sie sie nicht einfach ignoriert haben, denn irgendwo musste sie in diesem Szenario schließlich sein.

Malloy: „There’s an ice moon orbiting the planet. I could take us inside, buy us time to reset the drive.“
Ed: „What do you mean, ‚inside‘?“
Malloy: „Like, not outside.“

Eine schwache Staffel

Ich glaube, es wird niemanden mehr sonderlich überraschen, wenn ich sage, dass mich die zweite Staffel von „The Orville“ schwer enttäuscht hat. Ich gehöre zu den ganz wenigen Leuten, die sowohl diese Serie als auch das vermeintliche Konkurrenzprodukt „Star Trek: Discovery“ sehr mögen. Als Resultat davon bin ich von den Grabenkämpfen zwischen beiden Fraktionen unendlich frustriert. Aus meiner Sicht ist es nicht sehr produktiv, auf Serien herumzuhacken, die man nicht mag, und die, wenn wir mal ehrlich sein wollen, auch gänzlich andere Ziele verfolgen. Gerade während dieser Staffel aber war ich gelegentlich richtig wütend auf die Fans von „The Orville“, die „Star Trek: Discovery“ immer wieder scheiße nennen (und zwar genau so undifferenziert), während hier gleichzeitig eine schlechte Geschichte auf die nächste folgte.

Das Problem der Serie ist im Wesentlichen das gleiche geblieben, das sie schon zu Beginn hatte: Sie weiß nicht, was sie will. Ist sie nun „Star Trek“-Hommage, Parodie oder was Eigenständiges? Ich habe nichts dagegen, wenn ernste Geschichten durch Humor austariert werden, aber allzu oft verfehlt man bei „The Orville“ das richtige Maß. Selbst eigentlich gute Ausgangsideen scheitern daran, dass die Aussage nicht zu Ende gedacht wurde („All the World is Birthday Cake“ und „Deflectors“). Und dass die wirklich fantastische Doppelfolge „Identity“ so uninspiriert aufgelöst wurde, ärgert mich tatsächlich immer noch. In der (bereits bestellten) dritten Staffel wird es Zeit, sich endlich von den Vorbildern zu lösen und etwas aus dem eigenen, reichen Universum zu machen. Und von den Fans würde ich mir wünschen, dass sie künftig darauf verzichten, andere Serien schlecht zu machen, nur um selber besser dazustehen.

The Notes not taken

• Die Folge ist praktisch eine einzige Hommage an diverse Genre-Vorbilder. Beispielhaft erwähnt sei die Begrüßung am Bunker, die eins zu eins „Return of the Jedi“ entnommen ist, der im entscheidenden Moment ausfallende Hyperantrieb Quantum Drive, und die nicht ganz zufällig an „Alien“ erinnernde Musik, als sie die verlassende Orville betreten.
• Die Lösung mit dem Schwarzen Loch als Versteck war ziemlich raffiniert und wurde meines Wissens so noch nie eingesetzt.
• Bin ich eigentlich die Einzige, die langsam extrem genervt davon ist, dass es zwischen Ed und Kelly in wirklich jedem Szenario funkt? Ich meine, unsterbliche Liebe in allen Ehren, aber langsam ist’s doch genug.

2 von 5 Bananen am Grund des Ozeans.

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