The Orville | Primal Urges (2×02)

„I swear to God I’m never looking at porn again.“


Die Orville beobachtet einen sterbenden Planeten, als Bortus‘ „Freizeitaktivitäten“ einen Computervirus freisetzen. Spoiler!

You have had enough injections

Die Crew der Orville beobachtet den Tod eines Planeten, der langsam in seine Sonne gezogen wird. Hinweise auf eine Zivilisation im Untergrund erweisen sich jedoch bald als keineswegs archäologisch, sondern als letzter Rest der Bewohner des Planeten. Die provisorisch auf die Beine gestellte Rettungsaktion wird von einem Computervirus gestört, den Bortus mit einem illegalen Porno-Programm freigesetzt hat.

Ist das noch ernst gemeint?

Irgendwann im Verlauf der ersten Staffel von „The Orville“ muss ich es wohl schon einmal erwähnt haben: Die Serie kämpft um ihre eigene Identität. Wenn „Primal Urges“ überhaupt irgendetwas ist, dann der beste Beweis dafür. Es geht einmal mehr um die Kultur der Moclan, doch statt sich dem vorurteilsfrei zu nähern, lästern Ed und Kelly heimlich darüber, während sie sich (im Dienst!) einen Drink genehmigen.

Es geht mit Bortus‘ Porno-Abhängigkeit zudem um eine ernsthafte psychische Erkrankung (wenngleich ein sehr menschliches Konzept), doch auch das wird im Wesentlichen nur für billige Witze unterhalb der Gürtellinie missbraucht. Und dann haben wir tatsächlich noch so was wie eine Story (als B-Plot), die lieblos dahingeschludert wirkt und uns mit der klassischen Rettung in letzter SekundeTM malträtiert.

Claire: „Couple’s counseling helps married people, such as yourselves, discuss and resolve conflicts with the goal of improving your long-term relationship. I’m here to guide that process.“
Bortus: „Will we select our own weapons?“
Claire: „No, that’s not how it works.“

Eine Folge voller verpasster Chancen

Es hilft freilich nicht, dass „Primal Urges“ zum zweiten Mal in Folge den Fokus auf Bortus legt. Tatsächlich scheint es sich dabei um ein Produktionsproblem zu handeln, denn der Code 1LAB12 deutet darauf hin, dass die Folge ursprünglich die letzte der ersten Staffel sein sollte. Wieso es zu der Änderung kam (und wer zu verantworten hat, dass es dieses vermurkste Drehbuch überhaupt durch die Qualitätskontrolle geschafft hat), wird wohl auf immer ein Rätsel bleiben.

Immerhin, das Anliegen ist ehrenhaft, denn nach „About a Girl“ war mehr als offensichtlich, dass es einen gewaltigen Bruch in der Beziehung zwischen Bortus und Klyden gab. Ein Bruch, der hernach nie wieder explizit thematisiert wurde. „Primal Urges“ bezieht sich genau darauf, als Bortus schließlich zugibt, dass er Klyden nie verziehen und deshalb Ablenkung in Form virtueller Pornos gesucht hat. Damit ist der ernsthafte Teil der Geschichte aber auch schon abgefrühstückt, denn ihre Paartherapie ist der reinste Witz, und Bortus lernt seine Lektion auch erst, nachdem er fast das gesamte Schiff zerstört hat.

Jo, sorry, kommt nie wieder vor, schätze ich?

Apropos, wann ist es eigentlich ein so beliebter Tropus in Serien geworden, dass jegliches Fehlverhalten ohne Konsequenzen bleibt? Es kann doch nicht deren Ernst sein, dass Bortus überhaupt keine Strafe dafür erhält, dass er das Schiff mit einem Virus verseucht hat. Der Mann ist Offizier, um Himmels Willen! Und erst dieser Unfug von wegen Rettung der Nyxians unter Einsatz des eigenen Lebens. Ich meine, das ist doch sein Job, oder habe ich da was falsch verstanden?

Isaac: „I am curious to know how it feels.“
Bortus: „It is a call from deep within like a baby seeking its mother’s teat. It feels as though nothing else in the world matters but satisfying the urge and achieving the goal my body has demanded of me. Then, as quickly as it began, it is complete, leaving a worn-out shell in its wake. And the only feeling I am left with, the only thing I know is that a death has occurred.“
Isaac: „I see. It is prudent that you are in therapy.“

Nur keine Panik!

Was mich zu dem bringt, was noch am ehesten als Plot durchgeht: Die Rettung der Nyxians von ihrem sterbenden Planeten. Leider wirkt die Geschichte wie nachträglich reingeschustert und entsprechend wenig durchdacht. So erklärt die Ministerin, dass sie keine Raumfahrt haben und deshalb nur noch auf den Tod warten. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, wussten sie bereits seit rund hundert Jahren, was auf sie zukommt. Hundert Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Genug, um vielleicht doch mal zu versuchen, ein Raumschiff zu bauen, würde man meinen. Oder wenigstens eine Anlage, um da draußen jemanden anzufunken?

Aber hey, die sind alle total gechilled, dass sie bald sterben werden, kein Problem. Niemand dort wirkt auch nur im mindesten beunruhigt, nicht mal die Kinder weinen. Und als sich herausstellt, dass die Orville nur die Hälfte von ihnen retten kann? Pfff, was soll’s, wir ziehen Hölzchen, kein Grund zur Panik. Ich meine, wow, die müssen echt tolle Drogen haben.

Primal Notes

• Also, ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber ich würde mir echt Sorgen machen, dass das Schiff offenbar nicht mal über eine simple Anti-Viren-Software verfügt, die beim ersten Anzeichen eines unbekannten Programms Alarm schlägt.
• Und so amüsant es auch war: Wie realistisch ist es, dass die Fantasien, die Bortus in seinen Pornos auslebt, so typisch menschlich sind?
• Die Moclan nehmen das mit dem „bis dass der Tod euch scheide“ ziemlich wörtlich.

0 von 5 Bananen, die gechillt in die Sonne stürzen.

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