Der Text, den ich euch an diesem Wochenende vorstellen möchte, ist leider ein Fragment geblieben, war aber einst als längere Erzählung gedacht. Ihr zugrunde lag die Idee, dass wir vielleicht nur deshalb kein außerirdisches Leben finden, weil es sich versteckt. Nicht vor uns, sondern vor einer viel mächtigeren Rasse, die die anderen Völker so sehr fürchten, dass sie sogar unsere penetranten Versuche der Kontaktaufnahme zu unterbinden versuchen.
„Captain, wir orten eine Sonde.“
Telmeh Ran schien nicht zu merken, dass er angesprochen worden war, sondern blickte weiterhin nachdenklich auf den großen Bildschirm vor sich, auf dem sich der glitzernde Sternenteppich ausbreitete. So viele Sonden und Satelliten. So viel Lärm.
„Abfangen und zerstören“, gab er den routinemäßigen Befehl, ohne auch nur den Blick zu wenden.
„Abfangkurs programmiert, Sir.“
Wie einsam doch das Weltall war. Telmeh Ran kannte es nicht anders. Er war wie sie alle mit der Angst aufgewachsen, hatte die Gruselgeschichten schon als Kind gehört. Und er wusste, die Arbeit, die er hier verrichtete, war überlebenswichtig. Aber die Einsamkeit …
„Waffen ausgerichtet. Abschussbefehl?“
„Nun feuern Sie schon“, meinte er ärgerlich. „Je schneller wir hier wieder wegkommen, desto besser.“
„Aye, Sir.“
Auf dem Bildschirm flammte ein kurzer Lichtblitz auf, als einer ihrer Torpedos abgefeuert wurde, und nach wenigen Sekunden explodierte in weiter Ferne die Sonde in einem weißen Feuerball. Dann fiel er in sich zusammen und hinterließ nichts als die Sterne.
„Ursprünglichen Kurs wiederaufnehmen“, befahl Telmeh Ran und erhob sich. „Dreifache Lichtgeschwindigkeit, und achten Sie auf Verfolger. Ich bin in meinem Raum, bis wir unser Ziel erreichen.“
Ayra sah in die Runde und in ungeduldige Gesichter. Der Vertreter von Xenus 8 fehlte noch, aber sie konnte die anderen nicht noch länger warten lassen. Einige hatten so große Angst, dass sie kurz davor waren, wieder abzufliegen. Dafür war die Angelegenheit einfach zu wichtig.
„Also gut, Sie wissen alle, wieso wir hier sind“, begann sie mit fester Stimme, der anzumerken war, dass sie den Befehlston gewöhnt war. „In den letzten Monaten hat der Planet F/186 mehr Sonden und Raketen losgeschickt als jemals zuvor. Geheimdienstberichten zufolge ist in den nächsten zehn Jahren eine bemannte Mission zu Planet F/188 geplant.“
„Wir müssen etwas unternehmen, diese Wilden werden uns noch alle umbringen!“ schrie ein Meloraner aufgebracht.
„Wir reden seit Jahren davon, dass wir etwas unternehmen müssen. Aber alles, was bisher dabei rausgekommen ist, ist, dass wir noch mehr Patrouillenschiffe rausschicken und noch mehr Leute Lebensgefahr aussetzen, um ein paar Hinterwäldler zu schützen, die offenbar überhaupt keinen Verstand besitzen.“
„Die Menschen wissen nichts von der Bedrohung“, wandte Ayra ruhig ein. Sie kannte all diese Argumente, und sie verstand sie gut. „Sie können nichts dafür, es ist auf dieser Entwicklungsstufe völlig normal, nach Nachbarn im All zu suchen.“
„Was für ein großer Haufen Scheiße!“ Typisch, der Vertreter von Sux war ebenso laut wie vulgär. „Wir haben damals auch nicht so eine Kakophonie ins All hinausgebrüllt, obwohl wir nach anderen bewohnten Planeten gesucht haben.“
Ayra verkniff sich ein Grinsen. Kaum vorstellbar, dass die Suxaner einmal nicht gebrüllt haben sollten. „Der Ältestenrat diskutiert darüber, den Erstkontakt herzustellen“, berichtete sie und beobachtete die Reaktion der Anwesenden genau. Das war kein Standardvorgehen, sie alle wussten das. „Das ist schwierig, da es noch keine planetare Administration gibt, die Entscheidungen für alle Einzelregierungen fällen und auch durchsetzen kann. Die Ältesten zögern also, und es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis sie zu einem Ergebnis kommen.“
„Also werden wir weiter patrouillieren und Sonden abschießen“, schloss Telmeh Ran und setzte sich auf den einzigen noch freien Stuhl. „Was übrigens auch der Grund für meine Verspätung ist.“
Ayra nickte ihm mit einem warmen Lächeln zu und wartete dann, ob jemand etwas sagen wollte.
„Weiß man, ob die Menschen den Verlust ihrer Sonden bemerken?“
„Vermutlich ist das der Grund, warum sie inzwischen so viele losschicken. Sie denken wohl, die Zerstörung so vieler Sonden ist ein statistisches Phänomen.“
Während sich die anderen Vertreter der Gesprächsrunde ohne Verzögerung auf den Rückweg zu ihren Schiffen machten, trat Telmeh Ran zu Ayra und grinste schief. „Ich wusste gar nicht, dass du befördert worden bist. Sehr beeindruckend, wie du die Leute im Griff hast.“
Sie blinzelte ihn böse an. „Solltest du nicht auch losfliegen? Immerhin stellt es ein enormes Risiko dar, so viele Raumschiffe an einem Ort zu versammeln.“
„Keine Sorge, ich pass schon auf mich auf. Außerdem werden die da oben jetzt sowieso erst mal streiten, wer zuerst fliegen darf und wie lange der jeweils nächste warten muss.“ Er umfasste ihre Taille und zog sie in einer fließenden Bewegung zu sich. „Ich hätte gerne noch eine private Unterredung mit der Vertreterin von Joma.“
Ayra beugte sich Telmeh Ran entgegen, bis sie sich zu einem langen Kuss trafen. Sie hatten sich lange nicht mehr gesehen, das brachte der Job mit sich.
In dieser Geschichte liegt ein toller Grundgedanke. Wäre zu einem guten Werk ausbaufähig. Auf keinen Fall in der Versenkung verschwinden lassen.
Ja, na ja, ich weiß leider nicht mehr, was eigentlich der Plot des Ganzen sein sollte. Die Geschichte meines Lebens: Ich denke immer, dass ich mir solche Sachen nicht aufschreiben muss, weil es so genial ist, dass ich es ganz bestimmt nicht vergesse …
Irgendwie haben sehr viele deiner weiblichen Hauptfiguren Namen, die mit A anfangen, oder?
Zufall oder steckt mehr dahinter?
😉
Hm, jetzt wo du’s sagst … Was Psychologen wohl dazu sagen würden?