The Handmaid’s Tale | A Woman’s Place (1×06)

„What are you gonna trade us for? Fucking chocolate? We’re human beings.“


Als eine Botschafterin aus Mexiko kommt, werden die Mägde herausgeputzt und wie wertvolle Trophäen einer gesunden Gesellschaft vorgeführt. Spoiler!

My country is already dead

Eine Delegation aus Mexiko besucht Gilead, um über zukünftige Handelsbeziehungen zu sprechen. Aus diesem Grund müssen die Mägde nicht nur die blutige Mauer schrubben, an der normalerweise die Verräter aufgehängt werden, sondern werden auch selbst als strahlendes Beispiel einer neuen, gesunden Gesellschaft vorgeführt. June, die der Botschafterin vorlügt, wie glücklich sie ist, macht sich hinterher Vorwürfe, dass sie die anderen Mägde im Stich gelassen hat.

Eine sterbende Welt

Die Welt ist eine andere. Noch immer erhalten wir nur bruchstückhafte Informationen darüber, wo Gilead im Gefüge der Weltpolitik steht, doch es ist schon jetzt mehr, als uns das Buch zugesteht. Es scheint, auch andere Länder sind vom Geburtenrückgang betroffen, weit drastischer sogar, wie Botschafterin Castillo durchblicken lässt, als sie June sagt, dass in Mexiko seit sechs Jahren kein einziges gesundes Kind mehr geboren wurde. Im Roman werden zahlreiche Gründe genannt, von der Umweltverschmutzung bis zur Selbstbestimmung vieler Frauen, die sich gegen Kinder entscheiden, und es wird deutlich, dass es ein Zusammenspiel all dieser Einflüsse ist. Doch was ist in Mexiko anders, dass dort nicht auch wenigstens ein paar fruchtbare Frauen verblieben sind?

Please don’t be sorry, please do something

Es ist natürlich offensichtlich, dass das ganze Zusammentreffen eine einzige Farce ist. Nicht nur der Kommandant und Serena sind sichtlich froh, dass June so überzeugend lügt, die Botschafterin ist es mit Sicherheit auch. Sie will die Wahrheit gar nicht wissen, denn ihr Entschluss steht ohnehin bereits fest. Und das ist das eigentlich Verstörende daran: Dass es Menschen gibt, Frauen noch dazu, die das Martyrium der Mägde wissentlich unterstützen und sogar fortführen wollen. Und, wie June so abschätzig hinzufügt, das alles im Tausch für ein bisschen verdammte Schokolade.

„We’re prisoners. If we run, they’ll try to kill us, or worse. They beat us. They use cattle prods to try to get us to behave. If we’re caught reading, they’ll cut off a finger. Second offense, just the whole hand. They gouge out our eyes, they just maim us in worse ways than you can imagine. They rape me. Just every month, whenever I might be fertile.“

Der Platz der Frau

Sie ist natürlich nicht die Einzige, Serenas Rolle bei der Gestaltung dieser Gesellschaft war aufschlussreich – und auf perverse Weise tragisch. Ich werde gar nicht erst den Versuch unternehmen, zu verstehen, wieso sie eine Welt entworfen hat, in der sie selbst nur ein Mensch zweiter Klasse ist. Zu ihren Gunsten gehe ich davon aus, dass sie eine wesentlich romantischere Vorstellung vom „althergebrachten“ Leben hatte und dabei völlig verkannt hat, wie lang ein Tag sein kann, wenn man nichts tun darf, noch nicht einmal lesen. Und das ist wohl auch der Grund, warum selbst ihre eigenen Antworten auf die Fragen der Botschafterin hohl klingen.

Zuckerbrot oder Peitsche?

Ich hatte beim Schauen dieser Folge einen absurden Gedanken und durfte hinterher erfreut feststellen, dass andere Reviewer ebenfalls schon darüber nachgedacht haben. Es fallen im Zusammenhang mit der Rolle der Mägde die schicksalhaften Worte „sacred position“, die angesichts der Realität wie blanker Hohn klingen. Aber wieso eigentlich ist man der Meinung, die Probleme einer sterbenden Spezies dadurch in den Griff zu bekommen, dass man die wenigen noch fruchtbaren Frauen versklavt? Woher kommt diese Idee? Warum ist niemandem in den Sinn gekommen, diese Frauen tatsächlich zu „besonderen“ Mitgliedern der Gesellschaft zu machen und alles dafür zu tun, dass es ihnen gut geht und sie freiwillig so viele Kinder wie möglich in die Welt setzen? Letzten Endes ist das nämlich die wirklich interessante Überlegung hinter der Dystopie, denn ginge es mit rechten Dingen zu, wären die fruchtbaren Frauen die Machthaber dieser Gesellschaft.

Blessed be the fruit

• Wie entlarvend: June spricht automatisch den Mann in der Delegation an, dabei ist er nur der Assistent und die Frau die wichtige Person.
• Der Kommandant hat auch nur so lange ein Interesse an June, wie sie unterhaltsam ist. Also ist sie am Ende doch eine Konkubine.
• „Please remove the damaged ones.“ Dieser kleine Satz beweist, dass sich Serena dessen bewusst ist, dass man die Art und Weise, wie die Mägde behandelt werden, keinem anderen Land als angemessen verkaufen kann.
• June verrät Nick ihren echten Namen. Trotzdem finde ich es nach wie vor schwer, ihn einzuschätzen. Auf wessen Seite steht er wirklich?
• Der Assistent der Botschafterin gehört offenbar zum Widerstand und erzählt June, dass Luke noch lebt.

5 von 5 Bananen im Tausch für Schokolade.

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