Star Trek: Discovery | Will you take my Hand? (1×15)

„A year ago, I stood alone. I believed that our survival was more important than our principles. I was wrong. Do we need a mutiny today to prove who we are?“


Die Discovery springt nach Kronos, um den Planeten zu kartieren. Doch Georgiou hat einen ganz anderen Auftrag von der Sternenflotte. Spoiler!

We have to be torch-bearers

Unter dem Kommando der angeblichen Captain Georgiou und mithilfe von Informationen über Kronos, die Tyler beitragen kann, springt die Discovery in eine Höhle auf der klingonischen Heimatwelt. Georgiou, Michael, Tyler und Tilly versuchen dort, in einem vom Orion-Syndikat kontrollierten Handelsposten etwas über den Tempel des Molor herauszufinden, um dort eine Drohne ins Innere des Planeten zu schleusen. Da merkt Tilly, dass sie mitnichten eine Drohne dabei haben, sondern eine Wasserstoffbombe, die Kronos zerstören soll.

Der Zweck heiligt nur selten die Mittel

Obwohl dieses Finale einen runden Abschluss für die Staffel liefert und in sich konsistent ist, habe ich so meine Probleme mit der Story. Ich verstehe zwar das Bestreben, den Bogen zur klassischen Ideologie von „Star Trek“ zu schlagen, doch leider wirkt das alles etwas unausgereift. Die ganze Atmosphäre der Serie schien einen darauf vorbereiten zu wollen, dass dieses Universum rauer und weniger klar in Gut und Böse unterteilt ist, deshalb war es nur logisch, dass Sarek und Cornwell beschließen, aus der Defensive zu kommen und Kronos anzugreifen.

Dafür Georgiou zu benutzen und ihr uneingeschränkte Befehlsgewalt über das derzeit mächtigste Schiff der Sternenflotte zu geben, war allerdings gelinde gesagt absurd. (Ich hätte wenigstens erwartet, dass Cornwell an Bord bleibt, um ihr auf die Finger zu schauen.) Fast noch absurder ist, dass Michael am Ende nur eine leidenschaftliche Rede halten muss, um Cornwell vom Plan, die Klingonen praktisch auszurotten, abzubringen. Wäre vielleicht klug gewesen, solche prinzipiellen Fragen im Vorfeld zu klären. Davon, dass Georgiou auf freien Fuß gesetzt wird, möchte ich gar nicht erst anfangen, das ist unverantwortlich hoch zehn (wenngleich schön für uns Zuschauer, weil sie dadurch jederzeit wieder auftauchen kann).

Georgiou: „What’s wrong? Are you scared, Number One? Where I’m from, there’s a saying: ‚Scared Kelpian makes for tough Kelpian.‘ Have you gotten tough since we served together on the Shenzhou, Mr. Saru?“
Saru: „Affirmative, Captain. Very tough. So much so that many find me simply unpalatable.“

Der Wochenend-Krieg

Für ein so komplexes Thema wie den Krieg gegen die Klingonen war das kompakte Format der Serie aber im Grunde von vornherein unzureichend. Er fühlte sich immer irgendwie fern an, es wurde viel darüber geredet, aber recht wenig gezeigt. (Den Vergleich mit „Deep Space Nine“ muss sich „Discovery“ hier gefallen lassen, weil der Dominion-Krieg mehrere normal lange Staffeln dauerte und oftmals mit bedrückendem Realismus gezeigt wurde.)

Dass der Krieg nun innerhalb der letzten Minuten einer Folge beendet wurde, fühlt sich enorm gehetzt und unfertig an – wie ein Plot, der kurz vor knapp noch abgeschlossen werden sollte. Und über die Art und Weise darf man ebenfalls diskutieren, denn die Sternenflotte hat in ihrem grenzenlosen Idealismus eine Bombe im Inneren von Kronos platziert und den Zünder anschließend einer religiösen Fanatikerin überlassen. Was daran edel sein soll, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht.

Das Ende einer Heldenreise

Das Happyend für Michael war in gewisser Weise absehbar, weil diese erste Staffel ihre Geschichte war und ihren Reifeprozess thematisiert hat. Die Verurteilung wegen Meuterei wird schlussendlich aufgehoben und aus ihrer Akte gestrichen, sie erhält ihren Rang zurück und wird aufgrund ihrer Leistungen ausgezeichnet. Angesichts der vielen interessanten Charaktere, die die Discovery zu bieten hat, hoffe ich ein bisschen, dass sie sich in der zweiten Staffel wieder mehr in Richtung Ensemble-Show bewegen.

Ich will mehr von Tilly sehen, die jetzt Fähnrich ist, ich will wissen, was Stamets macht, wenn er nicht mehr durchs Myzelium-Netzwerk navigieren muss, und ja, mich interessieren sogar all die anderen Gesichter, zu denen ich mir bis zum Schluss nur bruchstückhaft die Namen merken konnte. Wen ich hingegen nicht unbedingt brauche, ist Tyler, der reichlich eigenmächtig beschließt, L’Rell zu begleiten. (Angesichts des Endes gehe ich aber davon aus, dass er eines Tages wiederkommt und Michaels Herz zurückerobert.)

Insgesamt gelungen, aber ausbaufähig

Auch wenn mein Urteil über das Finale dezent enttäuscht ausfällt, kann das den herausragenden Eindruck, den die Serie als Ganze auf mich gemacht hat, nicht negieren. Trotz einer Menge Chaos im Vorfeld ist „Discovery“ eine in sich stimmige Serie geworden, die spürbar im „Star Trek“-Universum angesiedelt ist, ohne dabei ausgetretene Pfade zu beschreiten. Insbesondere den Handlungsbogen um das Spiegeluniversum fand ich herausragend, weil dieses Universum erstmals als echte Welt präsentiert wurde und nicht nur dem Comic Relief diente.

Die Konzentration auf Michael als Heldin war im Rückblick betrachtet vielleicht nicht die allerklügste Entscheidung, andererseits rechne ich den Autoren den Mut zum Experiment hoch an, wünsche mir aber auch, dass sie daraus lernen und künftig auch den anderen Figuren Raum zur Entwicklung geben. Außerdem bin ich gespannt, wie es mit dem Sporen-Antrieb weitergeht. Und ich hoffe, dass das Auftauchen der Enterprise nur ein Gimmick und nicht der große Handlungsbogen der nächsten Staffel ist, denn die Serie hat es wirklich nicht mehr nötig, sich auf die großen Vorbilder zu stützen.

„But as the young soldier considered the general’s advice, she asked the question facing us now: Once I know Fear, how do I defeat it?“

Will you take my Notes?

• Über Tilly könnte ich ganze Absätze schreiben. Von ihrem angedeuteten Terraner-Gruß, als sie erfährt, dass Georgiou aus dem Spiegeluniversum ist, über ihre Captain-Killy-Attitüde auf Kronos bis hin zu ihrer angeekelten Reaktion, als sich der leckere Snack als Gormagander herausstellt.
• Oh, und: „First of all, um, I’m very high.“ (Ich will von Tilly nächste Staffel viiiiel mehr sehen.)
• Hat das irgendjemand verstanden, warum man den Heimatplaneten der Klingonen „Qo’noS“ schreibt und „Kronos“ spricht?

4 von 5 Bananen, die total high sind.

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