„So … it’s an anti-banana ray.“
Obwohl nicht erste Wahl, erhält Captain Mercer das Kommando über sein eigenes Schiff. Und seine Ex-Frau als Ersten Offizier. Spoiler!
Nachdem ihn seine Frau mit einem blauen Alien betrogen hat, lässt Captain Ed Mercer seine Karriere ein wenig schleifen. Es kommt daher auch für ihn überraschend, als ihm das Kommando über die Orville übertragen wird, und so will er um jeden Preis beweisen, dass er die Beförderung verdient. Dumm nur, dass sein Erster Offizier ausgerechnet seine Ex-Frau Kelly Grayson ist, die offenbar explizit um eine Versetzung zu ihm gebeten hat. Zu allem Überfluss läuft auch ihre Versorgungsmission etwas aus dem Ruder …
Für eine Serie, die ihr Universum erst noch etablieren muss, wirkt alles an der Pilotfolge seltsam familiär. Entwickelt als offensichtliche Parodie auf „Star Trek“, ist „The Orville“ dennoch mehr als eine reine Gag-Sammlung. Fast kommt es einem so vor, als handele es sich um exakt das gleiche Universum, und während Picard und Co. die großen Abenteuer erleben, sind da die weniger bedeutenden Offiziere, die Routinemissionen erledigen müssen und sich geradeso über Wasser halten. Damit ist „The Orville“ in vielerlei Hinsicht zugänglicher als der große Bruder und demontiert zugleich gängige Science-Fiction-Klischees.
„Old Wounds“ freilich hat die schwierige Aufgabe, uns zum einen die Figuren vorzustellen und zum anderen eine einigermaßen spannende Geschichte zu erzählen. Das gelingt nicht an allen Stellen, doch die Serie nutzt das zur Selbstreferenzierung. „Sorry, still don’t know your names“, sagt der Wissenschaftler an einer Stelle, und es war in der Tat dieser Moment, der mir zeigte, wie viel Überlegung hinter all dem steckt. Diesen Figuren fehlt die übermenschliche Aura eines typischen „Star Trek“-Offiziers, sie sind unsicher, aufsässig oder schlicht unerfahren, und wie im echten Leben brauchen wir als Zuschauer eine Weile, um uns mit ihnen anzufreunden.
Haben wir uns nicht immer gefragt, wie das wohl ist, wenn zwei Ex-Partner auf demselben Raumschiff arbeiten? Vor allem angesichts der Tatsache, dass bei „Star Trek“ fleißig gedated wurde, kam es mir stets etwas unglaubwürdig vor, dass es nicht viel öfter zu persönlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Crew kommt. Dass sich Ed und Kelly anfangs nicht einmal in die Augen sehen können, ist jedenfalls urkomisch, da sie wie streitende Eltern wirken, deren Kinder so tun, als wäre nichts.
Was den Plot angeht, so ist die Strahlenkanone, die Zeit schneller vergehen lässt, zumindest ein origineller Einfall, auch wenn sie uns so ein bisschen um die Ohren gehauen wird, nur um dann zusammen mit dem Schiff der Krill in die Luft zu fliegen. (Das ist sie doch, oder? Es gab keine Andeutung, dass sie geborgen werden konnte.) Überhaupt die Krill – sie sollen vermutlich als große Bösewichter der Serie etabliert werden, machen aber eigentlich keinen großen Eindruck. Ihre Schießkünste erinnerten mich fatal an die Sturmtruppler aus „Star Wars“.
„Happy Arbour Day!“ Scheint ganz so, als verzichte man hier auf jede Form von Teleportationstechnologie. Der Blobb im Gang, durch den der Captain aus Versehen rennt, ist großartig! Und die Wände in dem Schiff scheinen ziemlich dünn zu sein, wenn die Crew ihn und seine Ex im Büro nebenan streiten hören kann. „God, there’s now way we’re coming out at five today“ war konkurrenzlos der lustigste Satz in der Folge, weil er beweist: Auch Raumschiff-Offiziere wollen einfach nur einen 9-to-5-Job haben. Sicherheitsgurte retten den Tag! Und dann dieser Monk-Moment, als der Krill nicht in der Mitte des Bildschirms steht und der Captain ihn darauf anspricht.
4 von 5 superschnell gealterten Bananen.
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Ich muss gestehen, dass mir The Orville sogar besser gefällt als Star Trek Discovery. Orville fühlt sich von der Atmosphäre, der Optik und vielen kleinen Elementen mehr nach Star Trek an als die Serie, die den offiziellen Titel trägt (letzte wirkt seit der dritten Folge auf mich eher wie ein Star-Wars-Battlestar-Galactica-Event-Horizon-Verschnitt, aber dort gebe ich die Hoffnung noch nicht auf).
Übergehen wir die Gags, die meist eher flach sind, ist die Serie für mich eigentlich sehr ordentliche Science-Fiction. Das Budget ist nicht so groß, aber allein das Intro hat die wohl bekannten langen Raumschiffsequenzen, für die Star Trek berühmt ist.
Ich sehe die Serie als Hommage an das alte Trek.
Hommage trifft es wirklich sehr gut, in der Hinsicht wurde die Serie vielleicht auch ein bisschen falsch vermarktet (ich hatte es wirklich als Parodie verstanden, und das ist es eindeutig nicht). Aktuell bin ich bei Folge 4, und das war für mich auch die bisher „trekkigste“.
Auf „Discovery“ lass ich trotzdem nichts kommen, ich mag das neue Konzept gerade, weil es sich vom behäbigen alten „Star Trek“ löst.