Während die fünf Gefangenen darauf warten, endlich die fünfte und letzte Bewegung zu finden, sind sie wohl oder übel gezwungen, mit Hap zusammenzuarbeiten. Spoiler!
Während die Jahre in Gefangenschaft vergehen, entsteht zwischen Dr. Hunter Hap und seinen Gefangenen eine Art stillschweigender Waffenstillstand. Die fünf trainieren die vier Bewegungen, die sie bisher erhalten haben, sind sich aber dessen bewusst, dass Hap sie dabei genauestens beobachtet. Doch auch Hap befindet sich in einer Sackgasse, als er einen seiner Forschungskollegen töten muss, weil dieser ihm sein Wissen neidet. Er fragt OA, ob sie mit ihm fortgehen will, um irgendwo neu anzufangen.
„Forking Paths“ ist eine seltsame Folge, mit nur dreißig Minuten Länge kaum als vollständige Erzählung zu bezeichnen, viel eher ein Intermezzo, die Ruhe vor dem Sturm. Sie bietet uns aber auch den dringend benötigten Einblick in Haps Leben außerhalb seines Labors. Ich weiß nicht, was mich mehr verstört – die Tatsache, dass es andere gibt, die Experimente an Menschen durchführen, um die philosophische Frage zu beantworten, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, oder dass diese Wissenschaftler auch noch einen Wettbewerb daraus machen. So etwas wie ein Gewissen sucht man hier jedenfalls vergebens, und wo diese Skrupellosigkeit ihren Ursprung hat, bleibt uns „The OA“ weiterhin schuldig.
Interessant ist die Variante des Stockholm Syndroms, die wir hier beobachten können. Die fünf Gefangenen haben sich nicht einfach nur mit ihrer Situation abgefunden, tatsächlich stellen wir fast so etwas wie Freiwilligkeit bei ihnen fest, denn sie wissen ganz genau, dass sie die fünfte Bewegung nur mit Haps Hilfe finden werden. Ein Zirkelschluss? Wären sie nicht in Gefangenschaft, bräuchten sie schließlich keinen Fluchtweg. Ich frage mich, ob nicht zumindest Homer und OA längst genauso besessen sind, das Rätsel um das Reisen in andere Dimensionen zu lüften. Die Entschlossenheit, mit der OA in ein neuerliches Experiment geht, hat mit Mut jedenfalls nur noch wenig gemeinsam, sondern wirkt geradezu frustriert.
Die Mythologie, die die Serie webt, wird dabei immer komplexer. OA spricht davon, dass es unendlich viele Dimensionen gibt, die wie Ebenen übereinanderliegen und jeder möglichen Entscheidung entsprechen. Forking Paths, Weggabelungen eben. Doch wie passen Reisen durch den Raum da hinein? Dass OA das Geräusch der Ringe des Saturns gehört hat, wird so explizit hervorgehoben, dass es keine zufällige Beobachtung sein kann. Gleichzeitig war diesmal auch Khatun nicht da, und um OA herum gingen die Lichter aus. Gibt es auch beim Leben nach dem Tod eine Endlichkeit, die OA nun langsam erreicht, weil sie so oft gestorben ist? Und warum hat Rachel nie eine Bewegung bekommen?
„You wanna know what’s on the other side? Put yourself into that machine and die for it!“ So clever die Idee mit den Symbolen für ihre Bewegungen ist, frage ich mich doch, wie es OA logistisch möglich war, sie sich selbst auf den Rücken zu schreiben. Das ist interessant: Sie haben den Tunnel nie geöffnet. Dann sind die vier anderen also doch immer noch in Gefangenschaft? Hap bemerkt das Kommen des Sheriffs nicht, und der sieht die Gefangenen auf dem Bildschirm – was für ein Cliffhanger! Und Bucks Vater schließt die Tür, das kann nicht gut sein.
4 von 5 Bananen am Scheideweg.