Nachdem es den Doctor und Bill nach London während der Kleinen Eiszeit verschlagen hat, wollen sie eigentlich nur den Jahrmarkt genießen, doch ein Monster unter dem Eis frisst offenbar Menschen. Spoiler!
Statt wieder in der Gegenwart landen der Doctor und Bill im London des Jahres 1814. Während sie auf der zugefrorenen Themse die Freuden des Frostjahrmarkts genießen, fallen ihnen seltsame Lichter unter dem Eis auf. Kurz darauf beobachten sie, wie ein kleiner Junge unter das Eis gezogen wird und gehen selbst auf Tauchstation, wobei sie ein gewaltiges Wesen am Grund des Sees angekettet finden, das offenbar von jemandem mit Menschen gefüttert wird. Auch auf die Gefahr hin, dass das noch mehr Opfer fordert, möchte der Doctor das Wesen befreien.
Auch wenn ich mich aktuell des Eindrucks nicht erwehren kann, das alle Folgen dieser Staffel im Grunde Wiederholungen bereits erzählter Geschichten sind, möchte ich doch betonen, wie viel Spaß es macht, wenn eine Serie spürbar ihre Hausaufgaben gemacht hat. Die Frostjahrmärkte? Gab es wirklich! Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert hinein herrschte eine sogenannte Kleine Eiszeit, die auch dazu führte, dass die Themse in London während einiger Winter zufror – zum letzten Mal im Jahre 1814! Wenn also der Plot auch reichlich vorhersehbar war, ist es doch irgendwie befriedigend, dass sich die Story so perfekt in die echte Erdgeschichte einfügt.
Aber sagen wir es offen, die Geschichte vom uralten Wesen, das gar nicht böse ist, sondern darunter leidet, gefangen zu sein, die hat „The Beast below“ schon mal besser erzählt. Und als wäre das nicht schon genug, wird auch noch „Kill the Moon“ zitiert, als Bill wie damals schon Clara aus heiterem Himmel eine Entscheidung fällen soll, die die gesamte Menschheit betrifft. Das war schwach.
Der Streit zwischen dem Doctor und Bill war zwar ebenfalls meilenweit vorauszusehen, weil es ihn bisher mit jedem Companion gab, aber aus demselben Grund ist er eben auch nötig. Wir haben immer die Ausgangssituation, dass ein Mensch Hals über Kopf mit einem völlig Unbekannten verreist und dabei mit Dingen konfrontiert wird, auf die ihn sein normales Leben nicht vorbereiten konnte. Es kommt zwangsläufig der Punkt, an dem der Companion merkt, also bewusst merkt, dass der Doctor nicht nur ein Unbekannter ist, sondern ein Alien. Jemand, dessen Denkprozesse gänzlich anders sind, der vielleicht sogar völlig andere moralische Maßstäbe anlegt. Trotzdem wir das schon so oft durchgekaut haben, verursachen mir Reden wie diese dennoch immer wieder eine Gänsehaut: „Human progress isn’t measured by industry. It’s measured by the value you place on a life. An unimportant life. A life without privilege.“ Wir Menschen können noch eine Menge vom Doctor lernen.
Und dann wäre da noch der Tresor im Keller, dessen Bewachung der Doctor ziemlich auf die leichte Schulter nimmt, was Nardole zur Weißglut treibt. Zurecht? Immerhin beginnt etwas (oder jemand) im Inneren plötzlich an die Tür zu klopfen.
Thin Notes. Hut ab, dass sie das Thema Sklaverei und Rassismus nicht unter den Tisch gekehrt haben. Aber wieso ein schickes Kleid Bill da helfen sollte, hab ich nicht verstanden. Der Butterfly-Effekt, hach ja, über den sollte man beim Reisen mit dem Doctor vielleicht nicht so viel nachdenken. Die alten Taucheranzüge waren ein nettes Detail und gaben der Folge Flair. „Only idiots know the answer“ möchte ich mir fast tätowieren lassen, so wahr ist der Satz. Der Doctor, ein Mann mit vielen Talenten: Er ist nicht nur ein begnadeter Dieb, sondern auch ein hervorragender Fälscher.
4 von 5 Bananen in der Themse.