Beim Besuch einer Erdkolonie soll Bill die Schönheit der Zukunft kennenlernen, wird aber schnell damit konfrontiert, dass nicht alles im Universum einfach in Gut und Böse eingeteilt werden kann. Achtung, Philosophie und Spoiler!
Obwohl er eigentlich auf der Erde bleiben soll, fliegt der Doctor mit Bill in die Zukunft zu einer Erdkolonie, die jedoch verdächtig verlassen aussieht und nur von Robotern bevölkert wird. Schnell finden sie heraus, was mit den Menschen passiert ist – sie wurden zu Dünger für die Pflanzen verarbeitet, offenbar von den Microbots, aus denen die Kolonie besteht. Der Doctor beschließt, den Ort in die Luft zu jagen, damit die kommenden Kolonisten nicht in dieselbe Falle tappen. Doch die Kolonisten sind längst da und erwachen gerade aus ihrem Kälteschlaf.
Tolle Folge, die es sich leider in einigen Aspekten etwas zu leicht macht. „Smile“ wirkt wie eine Kombination aus zahlreichen früheren Folgen, von „The Doctor’s Daughter“ bis zu „The Girl who waited“, besitzt aber dennoch einen eigenen Tonfall, der wie schon die Staffelpremiere deutlich ruhiger ausfällt. Mein größter Pluspunkt aber ist, dass der neue Companion endlich einmal realistisch charakterisiert wird, als jemand, der zwar clever ist, aber nicht klüger als der Doctor.
Mit „Smile“ nähert sich „Doctor Who“ dem aktuellen Trendthema künstliche Intelligenz, verpasst aber leider die Chance, dazu eine prägnante Aussage zu machen. Schlimmer noch, die Bewusstwerdung der Microbots wird als reines Plotelement behandelt und eigentlich nicht adressiert, was in dem Fauxpas resultiert, dass der Doctor einfach mal so das Gedächtnis (respektive den Speicher) der Roboter löscht, was kein normal denkendes Wesen bei einer selbstbestimmten Spezies machen würde. Zugegeben, er verhindert dadurch weitere Todesopfer, aber das macht es noch lange nicht zu einem angemessenen Verhalten!
Dann wiederum, er spricht die Microbots auch von jeglicher Schuld am Tod der Kolonisten frei, weil sie sich nach der Löschung ihres Speichers nicht an die Morde erinnern. Und wundert sich allen Ernstes, dass die Menschen, die gerade erst erfahren haben, dass die Roboter ihre Verwandten abgeschlachtet haben, das nicht so toll finden? Was ist da passiert? So viel Ignoranz bin ich von „Doctor Who“ gar nicht gewohnt! (Reden wir mal nicht darüber, dass hier ein wirklich heikles Thema angerissen wird, denn ist jemand, der sich an seine Taten nicht erinnert, wirklich frei von Schuld? Das wurde in anderen Serien schon substanzieller behandelt.)
Angesichts solcher Plotlöcher fällt es mir schwer, den humorvollen Grundton der Folge anzuerkennen – dass ich sie dennoch mochte, ist insofern äußerst erstaunlich. Die ungezwungene Dynamik zwischen dem Doctor und Bill trägt „Smile“ über weite Strecken, und die Idee einer Spezies, die das Konzept von Trauer nicht versteht und deshalb als Krankheit betrachtet, ist wiederum eine wirklich interessante. Was sicherlich auch geholfen hat, ist die Abwesenheit Nardoles im Hauptteil der Story, denn ich finde die Figur nach wie vor komplett überflüssig. (Und hier führt er sich außerdem als Nanny des Doctors auf, was ich ziemlich anmaßend fand.)
„We can’t just go home!“ Auch das war einmal mehr Thema, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es zuvor schon mal so offensiv angesprochen wurde. Bill versteht nicht, wieso der Doctor glaubt, es sei seine Aufgabe, etwas zu unternehmen. Als Zuschauer haben wir uns mittlerweile so sehr daran gewöhnt, dass er sich einmischt, dass wir das gar nicht mehr hinterfragen, aber in der Tat: warum? Uns wurde immer wieder gesagt, dass es reiner Zufall ist, dass die TARDIS die Gestalt einer Polizeibox hat, aber ist es? Ist es nicht vielmehr Ausdruck des Grundcharakters des Doctors? Auch deshalb ist dies eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen es glaubwürdig wirkt, dass der Companion diese Haltung übernimmt und deshalb moralisch über sich hinauswächst.
Ich habe es beim letzten Mal vergessen zu erwähnen, doch offenbar sitzt der Doctor auf der Erde fest, weil er eine Art Tresor bewachen muss. Bisher wissen wir nicht, was es damit auf sich hat, zumal der Doctor auf Bills entsprechende Frage bewundernswert unspezifisch antwortet: „A long time ago, a thing happened. As a result of the thing, I made a promise. As a result of the promise, I have to stay on Earth.“ Schätze, das ist der rote Faden der Staffel?
Smile, it’s Notes! Die Sitze in der TARDIS sind viel zu weit von der Konsole entfernt, wieso ist das vorher noch niemandem aufgefallen? Ein Block „Nahrung“ für Bill, zwei Blöcke für den Doctor – „Is this bloke-utopia?“ Das Schiff der Siedler hatte übrigens den Namen „Erehwon“, was laut Urban Dictonary einen perfekten Ort bezeichnet, an dem Glückseligkeit und Zufriedenheit herrschen.
3 ½ von 5 lächelnden Bananen.