„Pain only exists in the mind, it’s always imagined. So what is the difference between my pain and yours?“
In dieser fürchterlich vollgestopften Folge erfahren wir, welche Auswirkungen Theresas Tod hat, und wie Maeve ihr Vorhaben, aus Westworld zu fliehen, in die Tat umsetzen will. Spoiler!
Indem Robert und Bernard Theresas Tod als Unfall tarnen, gelingt es ihnen, Charlotte auszuspielen, die nun einen anderen Pfad einschlägt und Lee Sizemore einspannt, um Daten aus dem Park zu schmuggeln. Dolores und William erreichen derweil ihr Ziel, doch ihr fällt es zunehmend schwerer, Gegenwart und Vergangenheit auseinanderzuhalten. Maeve wiederum hat ihr Ziel klar vor Augen und zwingt Felix und Sylvester, ihr Kontrolle über die anderen Hosts zu geben.
Wollte man die Folge in einem Wort zusammenfassen, so lautete es wohl: voll. Sie ist deswegen nicht wirklich schlecht, aber mit ihren Unmengen angerissener Handlungsstränge und Ideen erinnert sie ein wenig an „Dissonance Theory“. Gerade eine so komplexe Serie wie „Westworld“ gewinnt immer dann, wenn sie sich auf einzelne Figuren konzentriert und dem Zuschauer Raum lässt, das Gesehene auch irgendwie zu verarbeiten. Stattdessen habe ich nun anderthalb Seiten voller Notizen, die ich in irgendeinen Sinnzusammenhang bringen muss, was, seien wir ehrlich, ein aussichtsloses Unterfangen darstellt. Daher heute der Versuch, mich an den verschiedenen Plots entlangzuhangeln.
Beginnen wir mit dem großen Brocken Bernard. Nachdem Robert ihn in der letzten Folge dazu gezwungen hat, Theresa zu töten, treibt ihn die Schuld regelrecht in den Wahnsinn. Robert bietet ihm daher an, im Austausch dafür, dass Bernard alle Spuren verwischt, die sie mit Theresas Tod in Verbindung bringen könnten, alle Erinnerungen an die Tat aus seinem Gedächtnis zu löschen. Das ist schon bemerkenswert, denn war es nicht Bernard, der sagte, die schmerzliche Erinnerung an den Tod seines Sohnes definiere ihn? Diese Erinnerung war jedoch nichts als erfundene Backstory, das Gefühl nicht wirklich seines – im Gegensatz zum Schmerz der Schuld. Er fragt Robert aber auch, ob er ihn schon einmal zu einer solchen Tat gezwungen hat, was dieser verneint, bevor sich Bernard daran erinnert, wie er Elsie angegriffen hat. (Eine klare Aussage zu ihrem Schicksal bleibt uns auch diese Folge schuldig, aber diese Information stimmt nicht gerade hoffnungsvoll.) Alles in allem finde ich Robert immer gruseliger, vor allem seine Meinung über Menschen. Er sagt sinngemäß, dass es so etwas wie Bewusstsein gar nicht gibt, dass die Menschen genauso wie die Hosts in Loops leben und nur darauf warten, dass man ihnen sagt, was sie als nächstes tun sollen.
Theresas Tod, um beim Thema zu bleiben, wird als Unfall deklariert. Hatte ich letzte Woche noch spekuliert, dass Robert sie durch einen Host ersetzen würde, ist seine Strategie natürlich um vieles perfider. Denn nicht nur vertuscht er den Mord, er nutzt ihn auch noch, um Charlotte auflaufen zu lassen und klarzustellen, dass die Demonstration mit Clementine gefälscht war. So gewinnt er seine Autorität zurück und sorgt außerdem dafür, dass Bernards Kündigung nichtig ist. Nicht verstanden habe ich eigentlich nur, wie sie einen Mord als Unfall tarnen konnten, wie unfähig ist eigentlich Stubbs?
Maeve arbeitet in der Zwischenzeit daran, ihren Fluchtplan in die Tat umzusetzen und macht schließlich das, was sie am besten kann: Sie spielt die zwei Techniker gegeneinander aus. Wie genau sie den Vorfall, bei dem Maeve Sylvester den Hals aufschlitzt, vertuschen konnten, ist mir zwar irgendwie ein Rätsel, am Ende aber ist Maeve wieder in Sweetwater und kennt die Kommandos, um anderen Hosts ihren Willen aufzuzwingen. Das bleibt nicht lange unentdeckt, doch mein Gefühl sagt mir, auch das ist Teil ihres Plans. Wesentlich interessanter waren ohnehin die Flashbacks, als der Man in Black sie und ihre Tochter getötet hat, denn obwohl man im Anschluss daran versuchte, ihr Gedächtnis zu löschen, war das Gefühl des Verlusts derart gewaltig, dass sie auf die üblichen Kommandos nicht reagiert und sich selbst töten will.
Vieles in der Folge untermauert auch die Theorie, dass William die jüngere Version des Man in Black ist. Die wichtigste Szene mit William und Dolores ist in diesem Zusammenhang zweifellos die, als sie einen im Sterben liegenden Host finden, den Dolores unbedingt versorgen will. William ist sichtlich genervt, diese Ungeduld kennen wir auch schon vom Man in Black, und obwohl wir es nicht sehen, gehe ich davon aus, dass er beim Tod des Hosts nachhilft, während Dolores Wasser holen geht. Dolores wiederum ist immer weniger in der Lage, die Realität von ihren Erinnerungen zu unterscheiden, und stellt diese reichlich seltsam anmutende Frage: „When are we?“ Ich las in diesem Zusammenhang, dass wir es womöglich sogar mit drei Zeitperioden zu tun haben, dass sie in der Gegenwart also allein unterwegs ist und sich an die Zeit mit William erinnert. Das würde auch erklären, warum er mal da zu sein scheint und dann wieder nicht.
Der Man in Black auf der anderen Seite wird von Teddy überwältigt und gefesselt, als der sich daran erinnert, was er Dolores angetan hat. Und der Man in Black nutzt die Gelegenheit, um zu erzählen, dass er Familienmensch und erfolgreicher Geschäftsmann ist, dass aber seine Frau vor einem Jahr Selbstmord begangen hat und seine Tochter ihm die Schuld gibt, weil sie hinter seine Fassade geblickt und den grausamen Mann gesehen hat, der er in Westworld ist. Ich muss gestehen, dass ich mir dabei noch gar nicht viel gedacht habe, doch ich las die Theorie, dass William womöglich Logan tötet, weil für ihn die Grenzen zwischen Mensch und Host immer mehr verschwimmen, eventuell auch, um Dolores zu schützen. In der Konsequenz wäre William, nunmehr Man in Black, selbstverständlich frustriert darüber, dass Dolores all das vergessen hat. Ich wäre nicht überrascht, wenn es tatsächlich darauf oder eine ähnliche Geschichte hinausläuft, in dieser Folge jedenfalls hatte ich mehr denn je das Gefühl, dass die zwei ein und dieselbe Person sind.
Einige weitere Entwicklungen in aller Kürze. Die von Ford ausmanövrierte Charlotte wendet sich an Lee, damit er Peter Abarnathy, Dolores‘ ursprünglichen Vater, wieder instandsetzt und ihm eine Persönlichkeit gibt, mit der er es aus dem Park schafft. Offenbar ist ein Host die einzige Möglichkeit, die gesammelten Daten hinaus zu transportieren.
Und wir sehen auch Angela wieder, jenen Host, der William in „Chestnut“ in Westworld begrüßt hat und von Robert offenbar für seine Wyatt-Storyline recycelt wurde. Das ist tatsächlich der bisher offenste Hinweis, dass wir tatsächlich zwei (oder mehr) Zeitperioden sehen, denn der Man in Black erklärt, er habe gedacht, sie sei längst in Rente geschickt worden.
These violent delights have violent ends. Ich bin nicht die Einzige, die bei dem gehörnten Angreifer, der den Man in Black und Teddy attackiert, sofort an Minotaurus denken musste, oder? Erneut grandiose Musikauswahl in dieser Folge, und dass die nicht ganz zufällig ist, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen. Ich bin nicht extra darauf eingegangen, doch wie schräg war das denn, als Dolores sich selbst sieht, wie sie andere Hosts erschießt und sich anschließend selbst töten will? Stubbs will Bernard sein Beileid ausdrücken, weil er gemerkt hat, dass er was mit Theresa hatte – doch der erinnert sich dank Robert nicht mehr daran. Da sollten beim Sicherheitschef aber sämtliche Alarmglocken schrillen!
3 ½ von 5 völlig konfusen Bananen.