„You didn’t save my life, you trapped me in it!“ Achthundert Jahre sind vergangen, seit der Doctor Ashildr die Unsterblichkeit geschenkt hat. Doch die hat sich für sie als wahrer Fluch entpuppt, der ihr jede Menschlichkeit geraubt hat. Ich warne vor Spoilern!
England, 1651. Ein maskierter Räuber überfällt auf der Suche nach einem Amulett eine Kutsche, als plötzlich der Doctor auftaucht und genau dasselbe Amulett möchte. Es stellt sich heraus, dass der maskierte Räuber Ashildr ist und das Amulett außerirdischen Ursprungs. Etwas widerwillig beschließen die Zwei, zusammenzuarbeiten, doch das bleibt nicht ohne Konflikte, denn Ashildr hat ihre Menschlichkeit über die Jahrhunderte eingebüßt und arbeitet im Geheimen mit einem Alien zusammen, das mit dem Amulett ein Portal öffnen will, wodurch auch sie endlich von der Erde zu fliehen hofft.
Wenn ich einen Kritikpunkt habe, dann den, dass diese Folge nicht direkt nach „The Girl who died“ hätte laufen dürfen. Zum einen, weil es sich hier nicht um eine klassische Doppelfolge handelt, zum anderen, weil es den achthundert Jahren, die seither vergangen sind, viel besser Rechnung getragen hätte. Abgesehen davon aber möchte ich fast behaupten, dass „The Woman who lived“ eine der besten Folgen der Serie ist, eben gerade weil sie keinen Ausweg in Humor oder hochkomplizierten Erklärungen sucht, sondern ohne jede Beschönigung das Drama der Unsterblichkeit thematisiert. Und Jenna Colemans Clara eine Auszeit zu geben, war definitiv eine kluge Entscheidung, denn so hatten Peter Capaldi und Maisie Williams genug Raum für ihre Figuren.
Freilich mag man einwenden, dass der eigentliche Plot der Folge nur mehr als Rahmen diente. Leandro, das Löwen-Alien war so lächerlich wie nebensächlich, die Bedrohung als solche kaum spürbar und am Ende auch schnell besiegt. Im Wesentlichen ging es um den Doctor und Ashildr, die wie die zwei Seiten derselben Münze sind. Wie ich schon letzte Woche schrieb, der Doctor hat den Vorteil, dass er seine Unsterblichkeit mit Leben füllen kann, mit Abenteuern, dass er jederzeit flüchten kann. Diesen Luxus hat Ashildr nicht, sie musste von den achthundert Jahren ihres Lebens jeden einzelnen Tag erleben, sich durch einige der hässlicheren Epochen der Menschheitsgeschichte quälen, sie konnte nicht wegrennen. Und einmal mehr wurden wir daran erinnert, warum auch der Doctor nicht allein reisen sollte, denn Ashildr hat durch ihre Einsamkeit gelernt, ihre Menschlichkeit einzusperren, um sich so vor Leid zu schützen. Es ist auf der einen Seite erstaunlich, dass sie in all der Zeit niemandem begegnet ist, dem sie die zweite Dosis schenken wollte, andererseits, nach den ersten paar hundert Jahren waren ihre Ansprüche vermutlich dermaßen hoch, dass sie niemals jemanden finden konnte. In gewisser Weise war es daher umso passender, dass sie sie nun dazu nutzt, ein Unrecht wiedergutzumachen und sich auf diese Weise einen geradezu willkürlichen „Companion“ zu schaffen. Ob wir ihn wiedersehen werden, wer weiß.
„Enemies are never a problem. It’s your friends you have to watch out for. And my friend, I’ll be watching out for you.“ Dass Ashildr noch mindestens einmal auftauchen wird, ist nach dieser Folge eigentlich sicher, denn ihre Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt. Während ein Teil von mir immer noch von der Idee fasziniert ist, sie als Companion zu haben, weiß ich jetzt doch, dass es nicht funktionieren würde. Wie ich schon einmal in Bezug auf Clara und ihre Veränderung schrieb, der Doctor braucht einen Begleiter, der ihn menschlicher macht – und das ist genau die eine Eigenschaft, die Ashildr nicht mehr bieten kann. Sie gemeinsam reisen zu lassen, würde die Sache nur noch wesentlich schlimmer machen. Doch mir gefällt die Idee, dass sie weiterhin da ist, dass sie es sich zur Aufgabe macht, hinter dem Doctor aufzuräumen, wenn er wegrennt.
The Note who lived. Man stelle sich das mal vor, ein unendliches Leben, aber nur ein normal großes Gedächtnis. Kein Wunder, dass Ashildr Erinnerungen verbannt hat, die ihr ohnehin nur Schmerz bereiten. Und wie treffend, dass ihre Einsamkeit so gewaltig ist, dass sie sich irgendwann einfach nur noch „me“ nennt, weil jeder andere Name unzulänglich ist. „How many have you lost? How many Claras?“ Captain Jack Harkness findet Erwähnung, das macht Hoffnung, dass wir ihn eines Tages wiedersehen werden. Wem lief es noch kalt den Rücken runter, als Clara sagte: „Don’t worry, I’m not going anywhere.“
5 von 5 unsterblichen Bananen.