Was in der Gegenwart passiert ist, lässt sich in der Vergangenheit nicht mehr ändern? Obwohl der Doctor fest davon überzeugt ist, ist „Before the Flood“ eine einzige kausale Schleife – und gerade deshalb so faszinierend. Ich warne vor hirnverwurschtelten Überlegungen und natürlich Spoilern!
Der Doctor, O’Donnell und Bennett landen in dem Ort im Jahre 1980, bevor er überflutet wurde, und finden dort auch bald das Raumschiff, das allerdings noch keine Schriftzeichen an der Wand hat. Kurz darauf erwacht das Alien in der Überlebenskapsel des Raumschiffs und macht Jagd auf sie. Derweil erfährt der Doctor von Clara, dass in der Zukunft ein Geist von ihm erschienen ist, der allerdings nicht die bekannten Koordinaten wiederholt, sondern ihre Namen. Der Doctor erkennt, dass er nichts mehr zu verlieren hat, und konfrontiert das Alien.
Vergebt mir meine ungelenke Zusammenfassung der Handlung, die bittere Wahrheit ist, für diese Art von Erzählung fehlt mir schlicht das Vokabular. Gerade habe ich eine halbe Stunde damit verbracht, herauszufinden, wie die deutsche Entsprechung des „Bootstrap Paradox“ lautet, und nein, ich bin nicht fündig geworden. Dazu später mehr, zunächst bleibt festzuhalten, dass „Before the Flood“ in virtuoser Weise die Grundidee des Zeitreisens nutzt, und wenngleich viel zu viel Energie darauf verwendet wird, zu erklären, was genau passiert ist (wir Zuschauer sind gar nicht so dumm, wisst ihr), macht das von der ersten bis zur letzten Minute einfach nur Spaß. Der Reiz von Geschichten über das Zeitreisen besteht eben nicht darin, in jede beliebige Epoche zu reisen, sondern in der Möglichkeit des Eingreifens, des Veränderns.
Zurück zum „Bootstrap Paradox“, das nun eben leider Gottes so heißen muss, und eine kausale Schleife näher bezeichnet. Die bekannteste dieser Schleifen ist das Prädestinationsparadoxon, das besonders gerne bei „Star Trek“ verwendet wurde und nichts anderes besagt, als dass es vorherbestimmt ist, dass jemand in die Vergangenheit reist und etwas tut, was den Ist-Zustand der Gegenwart verursacht. Das „Bootstrap Paradox“ ist etwas trickreicher, wie auch die Geschichte des Doctors über Beethoven illustriert. Dabei handelt es sich tatsächlich um eine echte Schleife, weil nicht mehr bestimmt werden kann, wann etwas seinen Anfang nahm. Um beim Beethoven-Beispiel zu bleiben, wenn der Doctor in Kenntnis seiner Kompositionen in die Vergangenheit reist und sie dort aufschreibt, wodurch sie bis in die Gegenwart erhalten bleiben, wer hat sie dann geschrieben? Niemand? Wenn euch hier der Kopf wehtut, seid ihr vermutlich auf der richtigen Spur, denn genau das macht die Faszination von Zeitreisen aus. Auf „Before the Flood“ übertragen, sieht der Doctor in der Gegenwart, wie er das Problem gelöst hat, und kann es dadurch in der Vergangenheit lösen. Er hatte also eigentlich nie wirklich eine Idee, wie er es lösen kann. Gleichzeitig war vorherbestimmt, dass er in der Vergangenheit den Damm sprengt und sie in der Zukunft die Kapsel an Bord holen. (Und jetzt tut mir der Kopf weh.)
Widmen wir uns stattdessen einem weniger komplizierten Thema. Wie schon in der ersten Doppelfolge der Staffel angedeutet, scheint einer der roten Fäden dieses Jahres Claras schleichende Verwandlung in eine Art zweiten Doctor zu sein. Es ist nicht länger nur ihr Hunger nach Abenteuer und Gefahr, sie hat auch keine Skrupel mehr, das Leben anderer Menschen aufs Spiel zu setzen. Und das ist eine ganz spannende Entwicklung, wenn man mal darüber nachdenkt, denn der Companion hat erzählerisch normalerweise die Funktion, die Brücke zwischen der manchmal außerirdischen Denk- und Handlungsweise des Doctors und dem Zuschauer zu schlagen. Clara sollte dafür sorgen, dass der Doctor menschlicher wird, stattdessen wird sie immer außerirdischer. Angesichts der Tatsache, dass das nun endgültig Jenna Colemans letzte Staffel ist, können wir uns da wohl auf einen großen Knall einstellen. Ich halte es nicht mehr für ausgeschlossen, dass ihr Abgang ein endgültiger sein wird.
Before the Note. „You’re from Tivoli, aren’t you?“ – „The most invaded planet in the galaxy! Our capital city has a sign saying, ‚If you occupied us, you’d be home by now.’“ Ich bin ja einigermaßen stolz darauf, dass mir aufgefallen war, dass Lunn von den Geistern nicht angegriffen wurde – diesmal erfahren wir auch, es lag daran, dass er die Schriftzeichen nicht gesehen hatte und die Botschaft deshalb nicht in sich trug. Ich bin ehrlich, den Zusammenhang mit dem „Fisher King“ hab ich nicht verstanden.
5 von 5 hirnverknotenden Bananen.