Mittlerweile ist es eine meiner beliebtesten Anekdoten, dass ich meinen ersten Roman nach dem Planeten, der in der ersten Fassung die Hauptrolle spielte, „Remo“ nannte. Gute zehn Überarbeitungen später war der Planet dann irgendwie ziemlich unwichtig geworden, aber ich nicht mehr in der Lage, mir einen anderen Titel auszudenken. Noch ahnte ich nicht, dass dieser Zustand pathologisch werden sollte.
Ein Lieblingsthema von Autoren sind Namen. In der Tradition von „nomen est omen“ müssen alle Protagonisten einen ihrem Charakter entsprechenden Namen tragen, der dazu auch noch eine verborgene Bedeutung hat und möglichst exotisch klingt. Mein Ansatz war da gelegentlich etwas anarchistisch, wenn ich wahlweise irgendwelche Buchstaben aneinanderreihte oder meine Helden mit erschreckend unspektakulären Namen strafte. Letzten Endes haben mich die Namen meiner Figuren noch nie um den Schlaf gebracht. (Und ich habe einen Elf Hans genannt.)
Dass ich ein anderes Problem habe, wurde mir erstmals wohl so richtig bewusst, als ich damals in die zweite Staffel meiner „Star Wars“-Fanfiction kam. Aus Jux hatte ich die Reihe mit drei Geschichten begonnen, deren Titel aus nur einem Wort bestanden, aus Ehrgeiz machte ich weiter. Irgendwann artete das allerdings derart aus, dass ich mir Wörter aus anderen Sprachen borgte und die Leser damit zwang, noch vor Beginn der Lektüre erst mal das Lexikon zu zücken.
Derweil entwickelte sich das Problem mit den Romantiteln zum Stockholm Syndrom. Egal, welchen abstrusen Titel ich mir auch überlegte, nach dem Schreiben und Überarbeiten kam ich einfach nicht mehr davon los. Das ging so weit, dass ich irgendwann damit anfing, meinen Projekten nur noch Nummern zu geben. (Und da trickste sich mein Hirn dann selber aus, weil es sich über Nummern so schlecht nachdenken lässt.)
Ich gebe zu, ich ärgere mich, wenn ich Bücher lese, deren Kapitel Namen haben, die keinerlei Fantasie beweisen. Die einfach nur beschreiben, worum es darin geht. (Es gibt auch genug Buchtitel, die so klingen, und bei denen wäre es nicht schlimm, sie einfach durch Nummern zu ersetzen.) Für mich sind Titel eine wahre Spielwiese. „Die Detektelfe“ jonglierte mit den Namen von Märchen, einige meiner Fanfictions modifizierten Filmtitel, und bei meinem aktuellen Projekt „Dhenari“ dürft ihr euch wieder darauf freuen, so blumige Begriffe wie Intrada, Imperitus oder Adamantine nachzuschlagen, um das geheime Thema der Kapitel zu entschlüsseln.
PS: Der Titel dieser Kolumne wurde mit freundlicher Unterstützung von Depeche Modes „What’s your Name“ aus dem Jahre 1981 gewählt.